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„Artur — schau mal fünf Minuten nicht
in die Zeitung!"

„Gerne — sobald ich sie gelesen habe."
Der Schienenzeppeltn

Zukunftsbild. Das elegante junge Paar
fährt von Berlin nach Lamburg. Die gnädige
Frau hat ein Buch vorgenommen. Knapp
zwanzig Seiten hat sie gelesen, da stört sie der
Gatte. „Es wird Zeit, Liebste, daß du dich
zum Aussteigen zurecht machst."

„Schon? Wir sind doch eben erst abge-
fahren."

„Aber in anderthalb Stunden sind wir in
Lamburg."

Baldus hat seinen Freund Lommel zu Be-
such. Er seufzt: „Daß alle guten Sachen immer
viel zu spät für mich kommen! Vor zwanzig
Zähren hätte es einen allgemeinen Verkehr
mit diesen Propellerwagen geben sollen, vor
zwanzig Jahren schon! Da bin ich mal von
Köln nach Berlin gefahren. Lat zehn Stunden
gedauert. Eine junge Dame saß mir gegen-
über. Fünf Stunden lang Hab' ich sie bloß
angekuckt. Dann aber kamen wir ins Gespräch.

„Störend sind die vielen Krabben hier am
Strand."

„Ra, liebes Kind, Sie sind doch selber
erst höchstens 20."

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Also: wenn ich in einem Propellerwagen ge-
fahren wäre, dann wäre ich nach Berlin ge-
kommen, ohne daß ich die Bekanntschaft gemacht
hätte. Aber so ist das Leben!"

In diesem Augenblick kommt Frau Baldus
ins Zimmer. „Ei, ei — so nachdenklich?"

Lommel berichtet: „Er erzählt mir gerade

von einer Fahrt von Köln nach Berlin-

vor zwanzig Jahren."

Frau Baldus lächelt. „Ach ja-da

haben wir uns kennen gelernt."

Ein Vorschlag

Die Amerikaner Post und Gatty fliegen
um die Welt. Sie wollen es in 10 Tagen
schaffen. Wir wünschen ihnen, daß es ihnen
geglückt sei, wenn diese beherzigenswerten Ge-
danken durch den Druck einer aufhorchenden
Oeffentlichkeit übergeben sind.

Post und Gatty fliegen von West nach
Ost. Sie gewinnen dabei bekanntlich einen
Tag. Denn wenn sie, sagen wir an einem
Monatsersten abfliegen und nach 10 Tagen
wieder am Ausgangspunkt anlangen, dann
schreibt man dort erst den 9. Theoretisch
könnten sie in einem Jahr diesen „trip round
ttie worid“ 36 mal machen. Dann hätten sie
36 Tage gewonnen, d. h. sie hätten 396 Tage
und Nächte erlebt in derselben Zeit, in der
wir, die wir uns stets am selben Ort auf-
hielten, nur 360 Tage und Nächte erlebten.

Man denke sich die Konsequenzen aus!

Post und Gatty hätten sich 396 mal die
Zähne geputzt, hätten 396 mal zu Mittag ge-
gessen, hätten 396 mal das Nachthemd an-
gezogen, hätten je 396 Morgenzigaretten ent-
zündet — hätten alles, was wir in derselben
Zeit 360 mal getan haben, 36 mal mehr getan.

Sie hätten mit andern Worten den Kon-
sum gewaltig gesteigert und die Wirtschaft
angekurbelt.

Sie hätten aber auch 396 Tage versteuern
müssen, also 10°/° Steuern mehr gezahlt. And
nicht nur Steuern, auch Krankenkassenbeiträge,
Invalidenversicherung, Arbeitslosenabzüge,
Müllabfuhr, Schneeräumgebühr, Wassergeld
und was sonst noch unter den verschiedensten
Namen an Anzapfungen existiert.

Man wird mit mir übereinstimmen, wenn
ich hier laut und deutlich die Forderung auf-
stelle: Alle Staatsbürger müssen fliegen, und
zwar von West nach Ost, und wir sind in
ein bis zwei Jahren vollkommen saniert.

Die Beamten müßten natürlich in der um-
gekehrten Richtung die Erde umschiffen, von
Ost nach West. Dann wären sie ständig den
Staatsbürgern entgegen und könnten ihnen,
was beiden Teilen angenehm wäre, nur alle
5 Tage begegnen.

Aber sie hätten dann an 360 Datumtagen
nur 324 Arbeitstage gehabt, denn bei jeder
Erdumrundung verlieren sie einen vollen Tag.
Fliegt ein Beamter am Monatsersten in ost-
westlicher Richtung ab und kommt nach 10

„Ich will wieder raus, mir be-
hagt das Baden nicht."

„Baden? Was du bis jetzt ge-
leistet hast, ist nicht ,Vad" sondern
,nasse Füße"!"

Tagen wieder am Ausgangspunkt
an, so schreibt man da bereits
den II.

Man sieht, wohin das führt:
Der Beamte würde einen Monat
weniger Gehalt beziehen und natür-
lich auch entsprechend später pensio-
niert werden. Außerdem hätte er nur
324 mal frühstücken können.

Also auch hier nur Ersparnisse!

Manche Leute behaupten, mein
Vorschlag wäre der Verwirklichung
schon sehr nahe, denn wir würden
alle in kurzer Zeit — auffliegen.

Tatzel Wurm

„Meine Frau fährt ins Seebad,
und ich muß der Ersparnis halber
zuhause bleiben. Aber es fällt mir ja
gar nicht ein, mich in meinem Ver-
gnügen zu beschränken. Ich werde
jeden Tag baden und immer ein
ganzes Pfund Speisesalz ins Wasser
schütten."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Nachgiebig"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1931
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1936
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 175.1931, Nr. 4485, S. 46
 
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