Zeichnung von ®. Traub
önf e injrn'erf
Dem Professor Ewald Gottlieb Hanke
Fiel was ein. Kaum hat er dran gedacht,
Hat mit rauher Profefforenpranke
Folgendes er zu Papier gebracht:
,2ch verkaufe einen Brief von Friedrich
Schiller, garantiert Original,
An Charlotte, und der Preis ist niedrig.
Angebote unter,Nur einmal'!"
Dieses bracht er seiner Morgenzeitung
Und begab sich darauf voll Genuß
An die höchst penible Vorbereitung
Eines Absatz aus dem Tacitus,
Wo er schreibt von deutscher Art und Sippe —
Nächsten Frühkaffee, beim Morgenblatt,
Nach der friesenblonden Butterschrippe
Fällts ihm ein: Hallo, mein Inserat!
3
Doch was muß sein Auge da erspähen?
Etwas, das ihm ganz und gar nicht paßt:
Vier Annoncen sind gedruckt zu sehen,
Aehnlich wie die seine abgefaßt!
«Ein Komplott!" ruft Hanke, »eine Finte,
Meinen Preis zu drücken, ausgedacht!"
Und er schreibt ein Inserat mit Tinte,
BringtS der Redaktion noch vor halb acht.
Doch am nächsten Morgen ward ihm
schrecklich:
Er liest fünfmal: Warnung! Schwindelei!
Auch die Konkurrenz behauptet kecklich,
Daß ihr Brief allein der echte sei.
Eilends setzt sich Hanke auf die Hosen,
Schreibt die Lhiffern jeweils vornedran
Und beginnt, sich schriftlich auszutosen,
Und so grob, wie er nur irgend kann.
5
Doch auch jene andern ziehn vom Leder,
Denn es sendet ihm die Redaktion
Vier gesalzne Briefe, wovon jeder
Abgefaßt in rauhstem Herdenton.
Einer schrieb: Sie häßliche Tomate!
Und ein andrer nannt ihn: Butterkuh — —
Hanke haute in die Marmelade,
Und dahin war seine Seelenruh.
6
Einen Anwalt sucht es auf im Trabe.
Dieser schrieb Repliken wie von Erz — —
Andern TageS bringt ein Setzerknabe
Ihm die Antwort (mitten im Properz)
Epikur war sonst sein geistger Mentor,
Aber als er die Episteln las,
Brüllte Hanke laut wie jener Stentor,
Der bekanntlich Stimmgewalt besaß.
7
Schillers Brief liegt heute noch im Schranke,
Unverkauft, nun schon Gott weiß wie lang,
Doch der tüchtige Professor Hanke
Ahnte niemals den Zusammen-
hang:
Daß er selbst in gräßlicher
Saloppheit
Fünf Annoncen in daS Blatt
gesetzt,
Sich beknurrt mit seiner
eignen Grobheit
Und den Anwalt gegen sich
gehetzt.
Currtander
53
önf e injrn'erf
Dem Professor Ewald Gottlieb Hanke
Fiel was ein. Kaum hat er dran gedacht,
Hat mit rauher Profefforenpranke
Folgendes er zu Papier gebracht:
,2ch verkaufe einen Brief von Friedrich
Schiller, garantiert Original,
An Charlotte, und der Preis ist niedrig.
Angebote unter,Nur einmal'!"
Dieses bracht er seiner Morgenzeitung
Und begab sich darauf voll Genuß
An die höchst penible Vorbereitung
Eines Absatz aus dem Tacitus,
Wo er schreibt von deutscher Art und Sippe —
Nächsten Frühkaffee, beim Morgenblatt,
Nach der friesenblonden Butterschrippe
Fällts ihm ein: Hallo, mein Inserat!
3
Doch was muß sein Auge da erspähen?
Etwas, das ihm ganz und gar nicht paßt:
Vier Annoncen sind gedruckt zu sehen,
Aehnlich wie die seine abgefaßt!
«Ein Komplott!" ruft Hanke, »eine Finte,
Meinen Preis zu drücken, ausgedacht!"
Und er schreibt ein Inserat mit Tinte,
BringtS der Redaktion noch vor halb acht.
Doch am nächsten Morgen ward ihm
schrecklich:
Er liest fünfmal: Warnung! Schwindelei!
Auch die Konkurrenz behauptet kecklich,
Daß ihr Brief allein der echte sei.
Eilends setzt sich Hanke auf die Hosen,
Schreibt die Lhiffern jeweils vornedran
Und beginnt, sich schriftlich auszutosen,
Und so grob, wie er nur irgend kann.
5
Doch auch jene andern ziehn vom Leder,
Denn es sendet ihm die Redaktion
Vier gesalzne Briefe, wovon jeder
Abgefaßt in rauhstem Herdenton.
Einer schrieb: Sie häßliche Tomate!
Und ein andrer nannt ihn: Butterkuh — —
Hanke haute in die Marmelade,
Und dahin war seine Seelenruh.
6
Einen Anwalt sucht es auf im Trabe.
Dieser schrieb Repliken wie von Erz — —
Andern TageS bringt ein Setzerknabe
Ihm die Antwort (mitten im Properz)
Epikur war sonst sein geistger Mentor,
Aber als er die Episteln las,
Brüllte Hanke laut wie jener Stentor,
Der bekanntlich Stimmgewalt besaß.
7
Schillers Brief liegt heute noch im Schranke,
Unverkauft, nun schon Gott weiß wie lang,
Doch der tüchtige Professor Hanke
Ahnte niemals den Zusammen-
hang:
Daß er selbst in gräßlicher
Saloppheit
Fünf Annoncen in daS Blatt
gesetzt,
Sich beknurrt mit seiner
eignen Grobheit
Und den Anwalt gegen sich
gehetzt.
Currtander
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Professor Hanke inseriert"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1931
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1936
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)