Fliegende Blätter (175.1931 (Nr. 4483-4509) = 87. Jahrg.)

Zeichnung von H, 9i. Pfeiffer

Im Zoo „Kuck mal, Vater: der Affe hat grade sv'n dämliches

Gesicht wie Onkel Albert."

„Dämliches Gesicht? Bengel, wirst du wohl Respekt haben I"
„Nanu — warum soll ich vor dem Affen Respekt haben?"

„Ich möchte ein passendes Geschenk für
eine Dame."

„Lm! Lat die Dame einen Beruf?"
„Ja, sie ist Sängerin."

„Dann nehmen Sie vielleicht das Land-
buch des guten Tones."

„Gestern traf ich Fritz. Er war gerade
mit seiner jungen Frau von seiner Loch-
zeitsreise im Eindecker zurückgekommen.
Grün und käsig sah er aus — der muß
wohl bei der Fahrt fürchterlich geschwankt
haben."

„Was? Bei der Fahrt? Der hat schon
monatelang vor der Leirat geschwankt."

Die Redensart

Emil Scheunentanz ist ein wenig groß-
kotzig veranlagt. In der Pension Seeblick,
wo er in der Sommerfrische war, machte
er sich bei Tisch durch sein stereotypes
Protzentum mißliebig.

Gab es beispielsweise Schinken, und die
präsidierende Pensionsinhaberin, Frau
Zickenlust, fragte ihren Tischnachbarn Scheu-
nentanz, ob er ihn gut fände, so antwortete
Emil:

„Ganz ordentlich. Wir machen das aller-
dings zu Lause selber besser."

Setzte sich die Pembaur-Schülerin Elvira
Klangdraht an das lebensmüde Piano, um
ihm die Mondscheinsonate zu entlocken, so
gab Scheunentanz seinen Senf zum besten.
Er wisperte etwas zu laut:

„Ganz ordentlich. Aber wir machen
das zu Lause selber besser. Meine Richte
müßten Sie Brahms spielen hören I"

Eines Tages war Scheunentanz mit
einem falschen Fünfmarkstück angeschmiert
worden. Er zeigte es herum. Es war eine
grobe Fälschung.

Da sagt einer: „Ganz ordentlich, Lerr
Scheunentanz. Aber Sie machen das zu
Lause natürlich selber besser." Curry

Zerstreut

„Da steht ja die Pulverfabrik wieder! Vor zwei Jahren
ist sie in die Luft geflogen!"

„Donnerwetter, muß die hochgeflogen sein!"

,,Ä)ifse» Sie schon, Frau Zickerick: die Erna von Blases
hat sich verlobt. Der Bräutigam ist Regierungsbaumeister."

„Ra also! Sie hat ja immer gesagt, sie nimmt bloß einen,
der ein großes Laus machen kann."

Verführerisch

„Warum gaben Sie die gefundene Flasche Kognak nicht
auf der Polizei ab?"

„An dem betreffenden Tage hatte ich keine Zeit!"

„sind am nächsten?"

„Da war unglücklicherweise mein Geburtstag!"

Hindernis

Paul Patzig ist drei Jahre lang junger Mann in der Kolonial-
warenbranche gewesen. Leider hat er jetzt seine Stellung verloren

-ganz ohne Schuld; sein Prinzipal will den Kram ganz allein

mit seiner Frau besorgen. Das ist zu verstehen, nicht wahr?

Paul Patzig hat einen Onkel Julius, der in seiner Jugend
auch in der Kolonialwarenbranche tätig gewesen ist. dann aber
einen anderen Weg eingeschlagen hat, der ihn zu einigem Wohl-
stände geführt hat. An diesen Onkel wendet er sich. „Ich muß
mich nach 'ner neuen Stelle umsehen, lieber Onkel. Aber inzwischen
sitze ich elend auf dem Proppen. Willst du mir nicht helfen?"

Der Onkel Julius wundert sich. „Nanu, du hast doch drei Jahre
deinen festen Platz gehabt; da wirst du doch wohl was für solchen
Fall gespart haben."

„Ist ganz unmöglich gewesen."

„Oho! Als ich erst ein Jahr lang Verkäufer gewesen war,
da hatte ich mir schon was Nettes zurückgelegt."

Paul Patzig zuckt die Achseln. „Glaub' ich dir gern, lieber
Onkel — aber damals gab es noch keine Kontrollkassen." —on.

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