Fliegende Blätter (175.1931 (Nr. 4483-4509) = 87. Jahrg.)

Zeichnung von I. Mauder

Der gefoppte Don

Don Alfonso de Sperado,
Rund und dick wie eine Tonne,
War verliebt bis an die Ohren
Zn Dolores, eine Schöne.

Eines Zuckerbäckers Tochter,
Die mit zierlicher Grandezza
Schenkte feurigen Malaga
In dem Laden ihres Vaters.

Doch von Gästen stets umlagert.
War die holde Sennorita,

And es ließ sich im Vertrauen
Nicht ein Wörtchen mit ihr wechseln.

Darum schrieb nun Don Alfonso
Ihr ein Briefchen im Geheimen
And beschwor darin Dolores,
Ihm ein Stelldichein zu geben.

Wo er mit verliebten Schwüren
Liegen könnte ihr zu Füßen,
Anbelauscht von fremden Augen,
Süße Küsse mit ihr tauschend.

Schon am übernächsten Tage
Kam die Antwort, tief verschwiegen:
An der Kirche von Balbino
Wolle sie des Ritters warten.

Flugs ließ hocherfreut nun satteln
Don Alfonso seinen Nenner
And ritt zur bewußten Stunde
Nach der Kirche von Balbino.

Doch die himmlische Dolores,
Nirgends war sie zu erspähen,
And Alfonsos Seufzer stiegen
Schaurig in die lauen Lüfte.

Da auf einmal eine Stimme
Sprach von oben diese Worte:
„K>ier, hier bin ich, edler Ritter;
Steigt herauf, wenns Euch gefällig!"

Äaunend sah jetzt Don Alfonso
Auf des hohen Turms Altane,
Freundlich winkend ihm, Dolores,
And ein Schreck durchfuhr ihn heftig.

Da hinauf, o Santa Plunza,
Sollt mit seines Leibes Fülle
Er die engen Stiegen steigen?
K>ah', das wär sein Tod gewesen!

And mit einem grimmen Fluche
Sprengte der gefoppte Ritter
Wieder heimwärts seines Weges,
Laut verwünschend alle Weiber.

S. A. Ä.

Polke Als ich neulich im Park spazierte, traf ich Polke, und er
ging ein Stückchen mit. Da kamen wir an einer Bank vorüber, auf der
ich kurz vorher gesessen hatte. And an dieser Bank — — ja, da lehnte
mein Regenschirm, an den ich gar nicht mehr gedacht hatte.

„Ah, da habe ich ja vorhin meinen Schirm vergessen!" sagte
ich und griff nach meinem Besitzstück.

Polke lächelte gütig. „Zs recht! Wollte das auch gerade
sagen, aber wer zuerst kommt, mahlt zuerst."

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