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Die Wette
Im Lonoratiorenstübchen des Zülkenhagener „Ratskellers"
wird sonst mäßig getrunken. Aber heute hatte der Ratskeller-
wirt seinen Geburtstag, und da hatte er den werten Stamm-
gästen eine Bowle hingesetzt. Diese durchaus liebliche und
kräftige Bowle war dann noch ein paarmal nachgefüllt wor-
den, und so war man schließlich in eine die sonst engen Gren-
zen des Vergnügtseins bedeutend überschreitende Stimmung
geraten. Wie es dann gekommen war, wußte nachher keiner;
aus einmal hatten der Rendant Kurz und der Apothe-
ker Fibelhorn eine Wette abgeschlossen, eine bindende Wette,
die aber bezüglich ihres Gegenstandes an Banalität kaum zu
überbieten war. Denn worum haudelte es sich? Am die
dumme Frage, ob am nächsten Tage von neun bis zehn Ahr
vormittags durch die Breitestraße in Zülkenhagen mehr männ-
liche oder mehr weibliche Personen gehen würden. Der Apotheker
hatte gesagt: mehr weibliche! Der Rendant: mehr männliche!
And um hundert Mark sollte es gehen, um ganze hundert
Mark. -
Nachher ging der Rendant Kurz mit seinem Schwager, dem
Rektor Kolderjahn, nach Lause. Der Rektor tadelte: „Wie kann
man nur eine so dumme Wette eingehen! Du verlierst deine hun-
dert Mark; ganz glatt wirst du sie los. Es ist doch ganz klar:
wir haben in Zülkenhagen einen sehr mäßigen Straßenverkehr,
und von den paar hundert Personen, die vormittags von neun
bis zehn durch die Breitestraße gehen, müssen die meisten weib-
liche» Geschlechts sein, denn gerade dann machen die Lausfrauen
und Dienstmädchen ihre Besorgungen, während die Männer zu-
meist bei der Arbeit sind. Paß auf: es werden dreimal, ach, vier-
mal soviel Weibsleute sein!"
Aber der Rendant verkündete, wenn auch mit der Zunge an-
stoßend, sichern Sieg. „Nee, mein Lieber, ich Hab'die hundert Mark so
gut wie in der Tasche. Morgen nach neun wird unser Neichswehr-
bataillon durch die Breitestraße zum Aebuugsplatz marschieren."
— 0N.
„Äie Braut vom Assessor hat auch
eine dunkle Vergangenheit!"
„Wieso?"
„Nun, sie war früher stark brünett."
O diese Weiber
„Ihre Frau Gemahlin will sich an einer
Schönheitskonkurrenz beteiligen? Das kann
wohl nicht ihr Ernst sein!"
„Na, sie spekuliert auf einen Trostpreis
von mir!"
Anbegreiflich
Lola Lau, die junge Filmschauspielerin,
hat als Tischherrn den Rechtsanwalt Dr.
Flieder. Das ist ihr gerade ganz angenehm;
das paßt ihr gut. „Ich muß Sie was
Juristisches fragen, Lerr Doktor. Da hat
mir vor einiger Zeit ein Ländler einen
teuren Pelz aufgeschwatzt und mir vorge-
schlagen, ich sollte ihm einen Wechsel ge-
ben. Aber nun stellen Sie sich vor: Jetzt
ist mir der Gerichtsvollzieher in's Laus
gekommen."
„Ja, verehrteste Künstlerin, haben Sie
den Wechsel nicht bezahlt?"
„Aber nein. Warum denn? Der Mann
hat mir damals doch gesagt, der Wechsel
wäre so gut wie bares Geld für ihn."
„Sie haben hier wohl wenig Besuch, Lerr Aufseher?"
„Sehr wenig. Die lebendigen Viecher im Zoo machen
uns zu viel Konkurrenz."
„Laha-umgekehrt wie bei den Dichtern."
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Die Wette
Im Lonoratiorenstübchen des Zülkenhagener „Ratskellers"
wird sonst mäßig getrunken. Aber heute hatte der Ratskeller-
wirt seinen Geburtstag, und da hatte er den werten Stamm-
gästen eine Bowle hingesetzt. Diese durchaus liebliche und
kräftige Bowle war dann noch ein paarmal nachgefüllt wor-
den, und so war man schließlich in eine die sonst engen Gren-
zen des Vergnügtseins bedeutend überschreitende Stimmung
geraten. Wie es dann gekommen war, wußte nachher keiner;
aus einmal hatten der Rendant Kurz und der Apothe-
ker Fibelhorn eine Wette abgeschlossen, eine bindende Wette,
die aber bezüglich ihres Gegenstandes an Banalität kaum zu
überbieten war. Denn worum haudelte es sich? Am die
dumme Frage, ob am nächsten Tage von neun bis zehn Ahr
vormittags durch die Breitestraße in Zülkenhagen mehr männ-
liche oder mehr weibliche Personen gehen würden. Der Apotheker
hatte gesagt: mehr weibliche! Der Rendant: mehr männliche!
And um hundert Mark sollte es gehen, um ganze hundert
Mark. -
Nachher ging der Rendant Kurz mit seinem Schwager, dem
Rektor Kolderjahn, nach Lause. Der Rektor tadelte: „Wie kann
man nur eine so dumme Wette eingehen! Du verlierst deine hun-
dert Mark; ganz glatt wirst du sie los. Es ist doch ganz klar:
wir haben in Zülkenhagen einen sehr mäßigen Straßenverkehr,
und von den paar hundert Personen, die vormittags von neun
bis zehn durch die Breitestraße gehen, müssen die meisten weib-
liche» Geschlechts sein, denn gerade dann machen die Lausfrauen
und Dienstmädchen ihre Besorgungen, während die Männer zu-
meist bei der Arbeit sind. Paß auf: es werden dreimal, ach, vier-
mal soviel Weibsleute sein!"
Aber der Rendant verkündete, wenn auch mit der Zunge an-
stoßend, sichern Sieg. „Nee, mein Lieber, ich Hab'die hundert Mark so
gut wie in der Tasche. Morgen nach neun wird unser Neichswehr-
bataillon durch die Breitestraße zum Aebuugsplatz marschieren."
— 0N.
„Äie Braut vom Assessor hat auch
eine dunkle Vergangenheit!"
„Wieso?"
„Nun, sie war früher stark brünett."
O diese Weiber
„Ihre Frau Gemahlin will sich an einer
Schönheitskonkurrenz beteiligen? Das kann
wohl nicht ihr Ernst sein!"
„Na, sie spekuliert auf einen Trostpreis
von mir!"
Anbegreiflich
Lola Lau, die junge Filmschauspielerin,
hat als Tischherrn den Rechtsanwalt Dr.
Flieder. Das ist ihr gerade ganz angenehm;
das paßt ihr gut. „Ich muß Sie was
Juristisches fragen, Lerr Doktor. Da hat
mir vor einiger Zeit ein Ländler einen
teuren Pelz aufgeschwatzt und mir vorge-
schlagen, ich sollte ihm einen Wechsel ge-
ben. Aber nun stellen Sie sich vor: Jetzt
ist mir der Gerichtsvollzieher in's Laus
gekommen."
„Ja, verehrteste Künstlerin, haben Sie
den Wechsel nicht bezahlt?"
„Aber nein. Warum denn? Der Mann
hat mir damals doch gesagt, der Wechsel
wäre so gut wie bares Geld für ihn."
„Sie haben hier wohl wenig Besuch, Lerr Aufseher?"
„Sehr wenig. Die lebendigen Viecher im Zoo machen
uns zu viel Konkurrenz."
„Laha-umgekehrt wie bei den Dichtern."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sie haben hier wohl weinig Besuch, Herr Aufseher?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1931
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1936
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 175.1931, Nr. 4501, S. 290
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg