Allerlei für Leib und Geist
Leute muß der Geschäftsmann hinter de» Kunden her sein;
mit allerlei Künsten muß er sie locken und feffeln. Ein Berliner
Lebensmittel- und Delikatessengeschäft hat sich jetzt eine Biblio-
thek von Anterhaltungswerken zugelegt; bei Einkäufen von zwei
Mark an kann man gratis ein Buch entleihen. Solche Verknüpfung
kann eiyen munteren Betrieb ergeben. Lier eine kleine Probe.
„Da hätten wir also die jute Leberwurscht, een Pfund Lafer-
flocken und een halbet Pfund Butter. Sonst noch wat jefällig,
Frau Rendant? Een Ilas Lonich, aber echten Bienenhonich.
Bitte sehr — jarantiert echt! And nu een Buch, nich' wahr? Lab'
ick mir ja schon jedacht: natierlich die ,Biene MajaL Leider aus-
jejeben, Frau Rendant! Iestern hat 'ne Dame fünf Pfund Kunst-
honich jekoost, da hat fe durchaus die,Biene MajcL haben wollen
— damit doch wenijstens wat von '»er Biene bei war. Ja, wat
machen wir nu? Ick werd' Ihnen wat von der Courths-Mahler
jeden, nich' wahr? Det is ja ooch so sieß!" -
„And denn also noch een Vier-
tel Schinken, Fräulein Pauline -
echten Westfäler. Lam' Se uff-
jepaßt — det war doch kulant je-
wogen, nich'wahr? Bloß zuteier
is er, meinen Se? Wenn ick det
schon Heere! Ick jede Ihnen hier
mal een Buch mit, Fräulein Pau-
line: Der Oberhof — von eenem
jewissen Immermann. Muß een
forscher Kerl jewesen sein, wenn
er zu dem Namen jepaßt hat.
Det Buch lesen Se mal, Fräulein
Pauline! Da werden Se sehn,
wie det uff so eenen Westfäler
Bauernhof zujeht, wo die Schin-
ken Herkommen. Det sind keene
kleenen Pintscher, det sind Her-
ren uff ihre Bauernjieter, diese
Bauern. Da werden Se Respekt
vor kriejen, Fräulein Pauline, da
werden Se nich' mehr von zu
teier reden. Aber von wejen den
Schinken, Fräulein Pauline: man
ja keene Fettflecken in det Buch,
det is 'ne Prachtausjabe."-
„Kaffee, der Lerr? Ja, wat
wollen Se denn anwenden? So
etwa 3 Mark 20 det Pfund. Aber
Java soll et sein? Ausjeschlossen
- echten Java jibt's nich' unter
4 Mark. Nehmen Se doch Costa-
rica — ooch janz hervorragend!
Wissen Se, Java is' ja freilich
prima, aber ick for meine Person
habe da Bedenken. Ick werd'
Ihnen mal een Buch mitjeben,
von eenem Lolländer, der da mal
mittenmang de Kaffeeplantagen
uff Java Beamter war und erzählt, wie doll et da zujeht.
Multatuli heeßt der Mann, is aber wohl schon lange dot. Lier
is det Buch: Max Lavelaar oder die Kaffeeauktionen der nieder-
ländische» Landelsjesellschaft. — Det misse» Se lese»! Da wer-
den Se weinen, wie schlecht et die armen Einjebornen Ham, wie
die jepiesackt werden, bloß det recht viel Kaffee anjebaut wird.
Da werden Se janz zufrieden sein bei Ihrem Costarica."-
„Ah, det Fräulein Wirtschafterin vom Lerrn Ieheimrat!
Wat, wieder bloß 'n bißken Kaviar? Lat denn der olle Lerr
schon wieder jar keenen Appetit? Is ja schrecklich! Er jammert
ooch sehr darüber? Det kann ick mir denken; ick jammerte ooch,
wenn ick jar keenen Appetit hätte — wo ick doch abends nach
Ieschäftsschluß die Reste uffpräpeln muß. Wat so vom Affschnitt
liejen bleibt. Aber hier — nehmen Se mal dem §>errn Ieheim-
rat det Buch von Knut Lamsun mit: ,Lunger/ Det wird dem
ollen Lerrn een Trost sein. Da muß een Mann janz furchtbar
hungern. Da wird der Lerr Ie-
heimrat lieber keenen Appetit
Ham; da wird er froh sein, det
er sich Kaviar leisten kann." —
„Wat Pikantes wollen Se,
Fräulein Mieze? — Da muß ick
mir doch sehr wundern. Sowat
jede ick ooch nich' jerne her. Ick
hätte ja wat da von eenem je-
wissen Balzac, der aber, gloobe
ick, Ballsack ausjesprochen wird.
Een Bändchen ,Dolle Ieschichtew
-aber det is »ischt sor Sie.
Det können Se lesen, wenn Se
mal Iroßmutter sind. Wat sagen
Se, Fräulein Mieze? Mit det
Pikante meinten Se Anchovis
oder Bismarckheringe. Warum
sagen Se det nich' jleich? Wat
muß ick da erst lange Opern von
Ballsacken quatschen!"-
„And die Dame wünscht? Eene
Büchse amerikanisches Corned
Beef? Aber ick bitte: det jibt's ja
schon lange nich' mehr, Einfuhr is
ja längst verboten zum Schutze
der einheimischen Viehzucht. Wie?
In dem Laden um de Ecke jibt's
noch amerikanisches Corned Beef?
Ra, det muß ja scheen alt sein!
Det koofen Se nur! Aber ick
will nich' so sein — een Buch
sollen Se doch zu lesen kriejen.
Wat extra for den Fall paßt!
Von eenem Amerikaner — —
Apton Sinclair heeßt der Man».
Det missen Se lesen, wenn Se
det Corned Beef vor Ihnen
stehn Ham. Der erzählt Ihnen
Am zweiten Weihnachtstag
vie alte Zache
Japaner unä Lhinesen
Sind forsch dabei, zu Kämpfen,
vie lvelt muh äas beklagen,
Keim kaum die Wehmut dämpfen.
Japaner und Lhinesen,
Oie fahren fort zu raufen;
Jetzt läßt sich was verdienen
Und Munition verkaufen.
Lhinefen und Japaner,
vie messen ihre Kräfte;
Schon machen manche Leute
vadurch nun flott Geschäfte.
Lhinefen und Japaner —
wer wird den Streit verhindern?
vie Waffenlieferungen
will man doch nicht vermindern.
vie alte Sache bleibt es:
Ls dürfen zwei Parteien
Sich hauen, weil für andre
Profite dann gedeihen.
Gedanensts.
Humor des Auslandes
Zuviel des Guten
„Mama, ist es wahr, daß ein Apfel täglick) den Arzt aus
dein Lause hält?"
„Jawohl, mein Junge!"
„Run, Mama, dann habe ich heute zehn Aerzte ferngehalten,
aber ich fürchte doch, daß am Nachmittag einer kommen muß."
(Everybodys Weekly)
*
„Also wirklich, mein Freund, man merkt dir genau an, daß
du kein Junggeselle mehr bist: Du hast niemals mehr Löcher in
den Strümpfen!"
„Ja, weißt du, das war das Erste, was ich bei meiner Frau
lernen mußte: Strümpfe zu stopfen I" (Vart Hem)
398
Leute muß der Geschäftsmann hinter de» Kunden her sein;
mit allerlei Künsten muß er sie locken und feffeln. Ein Berliner
Lebensmittel- und Delikatessengeschäft hat sich jetzt eine Biblio-
thek von Anterhaltungswerken zugelegt; bei Einkäufen von zwei
Mark an kann man gratis ein Buch entleihen. Solche Verknüpfung
kann eiyen munteren Betrieb ergeben. Lier eine kleine Probe.
„Da hätten wir also die jute Leberwurscht, een Pfund Lafer-
flocken und een halbet Pfund Butter. Sonst noch wat jefällig,
Frau Rendant? Een Ilas Lonich, aber echten Bienenhonich.
Bitte sehr — jarantiert echt! And nu een Buch, nich' wahr? Lab'
ick mir ja schon jedacht: natierlich die ,Biene MajaL Leider aus-
jejeben, Frau Rendant! Iestern hat 'ne Dame fünf Pfund Kunst-
honich jekoost, da hat fe durchaus die,Biene MajcL haben wollen
— damit doch wenijstens wat von '»er Biene bei war. Ja, wat
machen wir nu? Ick werd' Ihnen wat von der Courths-Mahler
jeden, nich' wahr? Det is ja ooch so sieß!" -
„And denn also noch een Vier-
tel Schinken, Fräulein Pauline -
echten Westfäler. Lam' Se uff-
jepaßt — det war doch kulant je-
wogen, nich'wahr? Bloß zuteier
is er, meinen Se? Wenn ick det
schon Heere! Ick jede Ihnen hier
mal een Buch mit, Fräulein Pau-
line: Der Oberhof — von eenem
jewissen Immermann. Muß een
forscher Kerl jewesen sein, wenn
er zu dem Namen jepaßt hat.
Det Buch lesen Se mal, Fräulein
Pauline! Da werden Se sehn,
wie det uff so eenen Westfäler
Bauernhof zujeht, wo die Schin-
ken Herkommen. Det sind keene
kleenen Pintscher, det sind Her-
ren uff ihre Bauernjieter, diese
Bauern. Da werden Se Respekt
vor kriejen, Fräulein Pauline, da
werden Se nich' mehr von zu
teier reden. Aber von wejen den
Schinken, Fräulein Pauline: man
ja keene Fettflecken in det Buch,
det is 'ne Prachtausjabe."-
„Kaffee, der Lerr? Ja, wat
wollen Se denn anwenden? So
etwa 3 Mark 20 det Pfund. Aber
Java soll et sein? Ausjeschlossen
- echten Java jibt's nich' unter
4 Mark. Nehmen Se doch Costa-
rica — ooch janz hervorragend!
Wissen Se, Java is' ja freilich
prima, aber ick for meine Person
habe da Bedenken. Ick werd'
Ihnen mal een Buch mitjeben,
von eenem Lolländer, der da mal
mittenmang de Kaffeeplantagen
uff Java Beamter war und erzählt, wie doll et da zujeht.
Multatuli heeßt der Mann, is aber wohl schon lange dot. Lier
is det Buch: Max Lavelaar oder die Kaffeeauktionen der nieder-
ländische» Landelsjesellschaft. — Det misse» Se lese»! Da wer-
den Se weinen, wie schlecht et die armen Einjebornen Ham, wie
die jepiesackt werden, bloß det recht viel Kaffee anjebaut wird.
Da werden Se janz zufrieden sein bei Ihrem Costarica."-
„Ah, det Fräulein Wirtschafterin vom Lerrn Ieheimrat!
Wat, wieder bloß 'n bißken Kaviar? Lat denn der olle Lerr
schon wieder jar keenen Appetit? Is ja schrecklich! Er jammert
ooch sehr darüber? Det kann ick mir denken; ick jammerte ooch,
wenn ick jar keenen Appetit hätte — wo ick doch abends nach
Ieschäftsschluß die Reste uffpräpeln muß. Wat so vom Affschnitt
liejen bleibt. Aber hier — nehmen Se mal dem §>errn Ieheim-
rat det Buch von Knut Lamsun mit: ,Lunger/ Det wird dem
ollen Lerrn een Trost sein. Da muß een Mann janz furchtbar
hungern. Da wird der Lerr Ie-
heimrat lieber keenen Appetit
Ham; da wird er froh sein, det
er sich Kaviar leisten kann." —
„Wat Pikantes wollen Se,
Fräulein Mieze? — Da muß ick
mir doch sehr wundern. Sowat
jede ick ooch nich' jerne her. Ick
hätte ja wat da von eenem je-
wissen Balzac, der aber, gloobe
ick, Ballsack ausjesprochen wird.
Een Bändchen ,Dolle Ieschichtew
-aber det is »ischt sor Sie.
Det können Se lesen, wenn Se
mal Iroßmutter sind. Wat sagen
Se, Fräulein Mieze? Mit det
Pikante meinten Se Anchovis
oder Bismarckheringe. Warum
sagen Se det nich' jleich? Wat
muß ick da erst lange Opern von
Ballsacken quatschen!"-
„And die Dame wünscht? Eene
Büchse amerikanisches Corned
Beef? Aber ick bitte: det jibt's ja
schon lange nich' mehr, Einfuhr is
ja längst verboten zum Schutze
der einheimischen Viehzucht. Wie?
In dem Laden um de Ecke jibt's
noch amerikanisches Corned Beef?
Ra, det muß ja scheen alt sein!
Det koofen Se nur! Aber ick
will nich' so sein — een Buch
sollen Se doch zu lesen kriejen.
Wat extra for den Fall paßt!
Von eenem Amerikaner — —
Apton Sinclair heeßt der Man».
Det missen Se lesen, wenn Se
det Corned Beef vor Ihnen
stehn Ham. Der erzählt Ihnen
Am zweiten Weihnachtstag
vie alte Zache
Japaner unä Lhinesen
Sind forsch dabei, zu Kämpfen,
vie lvelt muh äas beklagen,
Keim kaum die Wehmut dämpfen.
Japaner und Lhinesen,
Oie fahren fort zu raufen;
Jetzt läßt sich was verdienen
Und Munition verkaufen.
Lhinefen und Japaner,
vie messen ihre Kräfte;
Schon machen manche Leute
vadurch nun flott Geschäfte.
Lhinefen und Japaner —
wer wird den Streit verhindern?
vie Waffenlieferungen
will man doch nicht vermindern.
vie alte Sache bleibt es:
Ls dürfen zwei Parteien
Sich hauen, weil für andre
Profite dann gedeihen.
Gedanensts.
Humor des Auslandes
Zuviel des Guten
„Mama, ist es wahr, daß ein Apfel täglick) den Arzt aus
dein Lause hält?"
„Jawohl, mein Junge!"
„Run, Mama, dann habe ich heute zehn Aerzte ferngehalten,
aber ich fürchte doch, daß am Nachmittag einer kommen muß."
(Everybodys Weekly)
*
„Also wirklich, mein Freund, man merkt dir genau an, daß
du kein Junggeselle mehr bist: Du hast niemals mehr Löcher in
den Strümpfen!"
„Ja, weißt du, das war das Erste, was ich bei meiner Frau
lernen mußte: Strümpfe zu stopfen I" (Vart Hem)
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Am zweiten Weihnachtstag"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1931
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1936
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 175.1931, Nr. 4507, S. 398
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg