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Unerheblicher Irrtum
Schwarten-August tritt der auf einige verfluchte Indizien
gestützten Meinung des Staatsanwalts mit der treuherzigen Er-
klärung entgegen, zur Zeit jenes rätselhaften Einbruchs habe er
in der „Lahmen Ente" gesessen und stundenlang Skat gespielt.
Also her mit den Zeugen!
Der Wirt der „Lahmen Ente" hat für solche Fälle einen
eisernen Grundsatz: er weiß von nichts. Er führt ja kein Tage-
buch über den Besuch in seinem Lokal. Schwarten-August mag
an jenem Abend da gewesen sein, er mag auch die „Lahme Ente"
nicht durch seine Anwesenheit verschont haben — von Schwören
kann da keine Rede sein.
Aber Eisen-Emil ist bereit, zu schwören.
Jawohl, er hat mit August dem Karten-
spiele gehuldigt. Gerade an jenem Abend.
Da kann nicht der geringste Zweifel wal-
ten. Eisen-Emil ist ein Mann von großer
Keckheit vor Gericht.
Nicht so keck ist Maxe Knapp, auf de»
Schwarten-August sich auch berufen hat;
er soll der dritte Mann bei jenem Skat
gewesen sein. Maxe Knapp will nur be-
schwören: falls ihn seine Erinnerung nicht
täusche, so habe er damals wohl mit August
und Emil zusammen gesessen. Als ihm
daraus scharf zugeseht wird, fällt er ganz
um: nein, er weiß überhaupt nichts von
solch einem Abend.
„Also, was sagen Sie nun?" fragt der
Vorsitzende.
Schwarten-August zuckt leicht die Achseln. „Ist bloß '» kleener
Irrtum von wegen dem Kartenspiel. Es war »ich' Skat-
es war Sechsundsechzig!" —on.
Der Begabtere
Vor vier Wochen traf ich Zinkfuß, wie er einen prächtigen
Lund an der Leine führte. Zinkfuß war sehr stolz. „Ein wunder-
volles Tier, nicht wahr? Echter englischer Setter! mein Vetter
hat ihn mir aus England mitgebracht. Lat bloß einen Laken:
der Lund ist nämlich schon zwei Jahre alt und nur gewöhnt,
englische Worte zu hören. Ich werde also wenigstens die englischen
Lundekommandos lernen müssen; habe mir schon eine kleine
Sprachlehre angeschafft."--
Wie gesagt, das war vor vier Wochen. Leute ist mir Zink-
fuß wieder begegnet, mit seinem Lunde, den er frei laufen ließ.
„Nun, Lerr Zinksuß, was macht das Englische?"
34
„Der Deiwel soll das lernen-bei der verfluchten Aus-
sprache! Ist aber auch nicht nötig gewesen: der Lund versteht
jetzt Deutsch." - on.
Eine unzulässige Behauptung
Kurt, der Quartaner, hat vom Dienstmädchen eine häßliche
Geschichte über den Nachbarn gehört, die er beim Mittagessen
vorträgt. Sein Lerr Vater leidet so etwas nicht. „Das ist dum-
mes Gerede. Merke dir, mein Sohn: man muß nie etwas be-
haupten, was man nicht beweisen kann." —
Das war gestern. Leute ist Kurt mit einer Schularbeit in
Schwierigkeiten. „Du, Vater, ich Hab' heute in der Geometrie
den ersten Kongruenzsatz nicht verstanden.
!lnd bis morgen soll ich ihn schriftlich
machen."
Der Vater denkt nach. „Der erste Kon-
gruenzsatz -wie heißt der doch? Warte
mal-richtig: Zwei Dreiecke sind
kongruent, wenn sie übereinstimmen in zwei
Seiten und dem eingeschlossenen Winkel."
„Ja, das ist die Behauptung. Aber wie
beweist man das?"
Der Vater denkt weiter nach, er denkt
sogar sehr angestrengt »ach. Aber wirk-
lich, hol's der Teufel, beweisen kann er
das nicht mehr.
Kurt triumphiert. „Siehst du, Vater!
Lind d» hast gesagt: man muß nie etwas
behaupten, was man nicht beweisen kann."
— on.
Keine andere Möglichkeit
Als Kraupitz wieder zu sich kam, befand er sich im Kranken-
hause einer kleinen Stadt, und ein freundlicher Arzt erzählte
ihm: „Alles in Ordnung! Bloß ein kleiner Armbruch-Sie
können sich gratulieren."
Kraupitz besann sich. „Sagen Sie mir bloß, Lerr Doktor:
Hab' ich was angestellt? Lab' ich irgendwen überfahren?"
„Nein, da können Sie ganz beruhigt sein, — Sie haben sich
ganz allein zu Schade» gebracht und ja auch nur unerheblich.
Aber wie konnten Sie in Ihrem Zustande überhaupt noch Auto
fahren wollen?"
„Ich mußte nach Lause, Lerr Doktor."
„Dann hätten Sie eben die Bahn benutzen sollen."
„Das ging ja nicht, Lerr Doktor: Besoffene sind doch von
Bahnfahrten ausgeschlossen." —on.
Ich hatte nämlich Besuch
Unerheblicher Irrtum
Schwarten-August tritt der auf einige verfluchte Indizien
gestützten Meinung des Staatsanwalts mit der treuherzigen Er-
klärung entgegen, zur Zeit jenes rätselhaften Einbruchs habe er
in der „Lahmen Ente" gesessen und stundenlang Skat gespielt.
Also her mit den Zeugen!
Der Wirt der „Lahmen Ente" hat für solche Fälle einen
eisernen Grundsatz: er weiß von nichts. Er führt ja kein Tage-
buch über den Besuch in seinem Lokal. Schwarten-August mag
an jenem Abend da gewesen sein, er mag auch die „Lahme Ente"
nicht durch seine Anwesenheit verschont haben — von Schwören
kann da keine Rede sein.
Aber Eisen-Emil ist bereit, zu schwören.
Jawohl, er hat mit August dem Karten-
spiele gehuldigt. Gerade an jenem Abend.
Da kann nicht der geringste Zweifel wal-
ten. Eisen-Emil ist ein Mann von großer
Keckheit vor Gericht.
Nicht so keck ist Maxe Knapp, auf de»
Schwarten-August sich auch berufen hat;
er soll der dritte Mann bei jenem Skat
gewesen sein. Maxe Knapp will nur be-
schwören: falls ihn seine Erinnerung nicht
täusche, so habe er damals wohl mit August
und Emil zusammen gesessen. Als ihm
daraus scharf zugeseht wird, fällt er ganz
um: nein, er weiß überhaupt nichts von
solch einem Abend.
„Also, was sagen Sie nun?" fragt der
Vorsitzende.
Schwarten-August zuckt leicht die Achseln. „Ist bloß '» kleener
Irrtum von wegen dem Kartenspiel. Es war »ich' Skat-
es war Sechsundsechzig!" —on.
Der Begabtere
Vor vier Wochen traf ich Zinkfuß, wie er einen prächtigen
Lund an der Leine führte. Zinkfuß war sehr stolz. „Ein wunder-
volles Tier, nicht wahr? Echter englischer Setter! mein Vetter
hat ihn mir aus England mitgebracht. Lat bloß einen Laken:
der Lund ist nämlich schon zwei Jahre alt und nur gewöhnt,
englische Worte zu hören. Ich werde also wenigstens die englischen
Lundekommandos lernen müssen; habe mir schon eine kleine
Sprachlehre angeschafft."--
Wie gesagt, das war vor vier Wochen. Leute ist mir Zink-
fuß wieder begegnet, mit seinem Lunde, den er frei laufen ließ.
„Nun, Lerr Zinksuß, was macht das Englische?"
34
„Der Deiwel soll das lernen-bei der verfluchten Aus-
sprache! Ist aber auch nicht nötig gewesen: der Lund versteht
jetzt Deutsch." - on.
Eine unzulässige Behauptung
Kurt, der Quartaner, hat vom Dienstmädchen eine häßliche
Geschichte über den Nachbarn gehört, die er beim Mittagessen
vorträgt. Sein Lerr Vater leidet so etwas nicht. „Das ist dum-
mes Gerede. Merke dir, mein Sohn: man muß nie etwas be-
haupten, was man nicht beweisen kann." —
Das war gestern. Leute ist Kurt mit einer Schularbeit in
Schwierigkeiten. „Du, Vater, ich Hab' heute in der Geometrie
den ersten Kongruenzsatz nicht verstanden.
!lnd bis morgen soll ich ihn schriftlich
machen."
Der Vater denkt nach. „Der erste Kon-
gruenzsatz -wie heißt der doch? Warte
mal-richtig: Zwei Dreiecke sind
kongruent, wenn sie übereinstimmen in zwei
Seiten und dem eingeschlossenen Winkel."
„Ja, das ist die Behauptung. Aber wie
beweist man das?"
Der Vater denkt weiter nach, er denkt
sogar sehr angestrengt »ach. Aber wirk-
lich, hol's der Teufel, beweisen kann er
das nicht mehr.
Kurt triumphiert. „Siehst du, Vater!
Lind d» hast gesagt: man muß nie etwas
behaupten, was man nicht beweisen kann."
— on.
Keine andere Möglichkeit
Als Kraupitz wieder zu sich kam, befand er sich im Kranken-
hause einer kleinen Stadt, und ein freundlicher Arzt erzählte
ihm: „Alles in Ordnung! Bloß ein kleiner Armbruch-Sie
können sich gratulieren."
Kraupitz besann sich. „Sagen Sie mir bloß, Lerr Doktor:
Hab' ich was angestellt? Lab' ich irgendwen überfahren?"
„Nein, da können Sie ganz beruhigt sein, — Sie haben sich
ganz allein zu Schade» gebracht und ja auch nur unerheblich.
Aber wie konnten Sie in Ihrem Zustande überhaupt noch Auto
fahren wollen?"
„Ich mußte nach Lause, Lerr Doktor."
„Dann hätten Sie eben die Bahn benutzen sollen."
„Das ging ja nicht, Lerr Doktor: Besoffene sind doch von
Bahnfahrten ausgeschlossen." —on.
Ich hatte nämlich Besuch
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ich hatte nämlich Besuch ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4512, S. 34
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg