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Blinkspahens fahren $1 u t o

Von Curry

©unbobalb Blinkspatz hatte nach seinen Beschreibungen
zweifellos einen sehr schönen Wagen. Ob Limousine ober Ka-
briolett, bas steht bahin. Vielleicht läßt es sich an Sbanb ber noch
laufenben Akzepte feststellen, bie Gunbobalb zwecks Erwerb bes
Wagens quergeschrieben hatte. Aebrigens spielt es auch für biese
Geschichte keine ausschlaggebenbe Rolle.

Der Tag, an bem Gunbobalb seine erste richtige Ausfahrt
unternehmen wollte, war ohne Frage ein nnglücklicher Tag, einer
von ben Tagen, an benen Pechsträhnen unheilschwanger über
unfern Läuptern schweben. Der siebenjährige Kurt unb bie fünf-
jährige Eva hatten nicht nur miserable Schulzeugnisse mit »ach
Lause gebracht, nein, sie litten überbies unb obenbrein — ober
in Anbetracht bes Leibens besser gesagt: untenbrein - noch an
— — boch wir übergehen bas lieber, es war kein poetisches
Leiben. Eingeweihten genügt vielleicht bie Angabe, baß ber Sani-
tätsrat Borax ihnen Rizinusöl verorbnet hatte.

Nicht genug bamit: Frau Käthe Blinkspatz hatte ihren Apfel-
tag, ben sie allbonnerstäglich feierte, seit sie bemerkte, baß sie
nicht mehr nach oben, bafür aber »ach ber Seite wuchs. Wir
können hier ruhig, ohne unloyal zu sei», hinzufügen: nach allen
Seiten, beim Käthe, bie vor einer Reihe von Lenzen noch bie
Loffnung einer rhythmisch-gymnastischen Schule gewesen war,stockte
überall auf. Am Apseltag aber war sie furchtbar nervös. Gunbo-
balb, ber sich bie Galanterien ber Flitterwochen längst abgewöhnt
hatte unb außerbem eine viel zu ehrliche Natur war. Pflegte
seine Einstellung zum Apfeltag in bie Worte zu fassen: „Käthe,
ich sage bir nur eins! Lieber fett als
hysterisch!" Erbewies bamit seine völlige
Ahnungslosigkeit in beriet Dingen. Als
wenn Frauen in einem gewissen Alter
nur bie häßliche Alternative hätten,
entweber fett ober hysterisch zu werben.

Ich kenne genug Fälle, wo sie beibes
geworben sinb.

Natürlich klappte wieber nichts. Das
in bie Garage geschickte Dienstmäbchen
kam ohne Schmieröl zurück. Es war zu-
fällig ausgegangen. Gunbobalb geriet auf
ber Suche nach öligen Substanzen bazu,
wie Käthe, bas Dienstmäbchen unb zwei
zufällig anwesenbe Bräutigame bieser
Perle ben Kinbern Kurt unb Eva bas
Rizinusöl bes Sanitätsrats Borax ohne
jebe Rücksicht auf bie Reckte ber Min-
berheiten einzuflößen versuchten. Er
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verbiente sich ben unauslöschlichen Dank seiner johlenben Nach-
kommenschaft, als er bas Rizinusöl für sich reklamierte unb rest-
los in ben Oeltank bes Autos goß.

Als schon alle brin saßen, stellte es sich heraus, baß Käthe
bie zweite Rolle Aspirin vergessen hatte.

Natürlich fanb sie in ber Nervosität bas Aspirin nicht. Dafür
hakte sie bie ganze Lausapotheke von ber Wanb. Gunbobalb
fragte roh, ob sie sich enbgültig für hysterisch entschieben hätte,
unb nahm unter allerlei häßlichen Bemerkungen bas umfangreiche
Möbel auf ben Schoß, ba sonst kein Platz mehr im Wagen war.

Es bestätigt sich immer wieber, baß man unter berlei Au-
spizien eine Autofahrt nicht unternehmen soll.

In ber Zeitung stanb nachher: wie burch ein Wunber würbe
niemanb verletzt. Der Schaben ist burch Versicherung gebeckt

Schilbern wir bie Ereignisse so kurz unb gut, wie sie es ver-
bienen. Man sauste unter blühenben Kirschbäumen entlang, als
plötzlich ein frember Motorrabler nebst Maschine unb Braut
mitten in Gunbobalbs vor einem Augenblick noch neuen Wagen
saß. Dieser Wagen selbst hatte sich in jeber Richtung einmal um
seine Achse gebreht unb stak mit bem Linterteil in einem Baum.
Er sah aus wie kleingewiegter Lackbraten. Die frembe Braut
saß birekt auf ber Lausapotheke. Man hörte keinen Laut als
bas Summen einiger Bienen, bie in ihrer nützlichen Tätigkeit
gestört worben waren, bis bie Frau auf ber Apotheke ganz laut
sagte: „Sie Affe, weshalb fahren Sie nicht rechts?"

Diese Bemerkung löste eine Art Starrkrampf, ber über ber
Gesellschaft lag, unb man entwirrte sich.
Es war wirklich nichts passiert. Nur
bie Kinber sahen grün aus, aus ber
Lausapotheke flössen Lerztropfen, ber
Beiwagen bes Motorrabs war zer-
trümmert, bas Auto hin, unb Käthe
äußerte ben Wunsch, ohnmächtig zu
werben, zu welchem Behufe Gunbobalb
sie sofort unter einen blühenben Kirsch-
baum führte.

Der frembe Mann, ber Länbe so
groß unb so braun wie Reisetaschen
hatte unb bem Lanbwerkerstanbe an-
zugehören schien, befreite sein Motorrab.

„Was nun?" fragte Gunbobalb.
„Mein Wagen ist hin!"

„Pah!" sagte ber Mann, ben seine
Braut Otto nannte, „überlassen Sie
(Fortsetzung SeUe 132)
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Fliegende Blätter
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Skisport <Motiv>
Hütte

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4518, S. 130

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