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Zeichnung von F. Göy

Koloman Quaddel

Von Peter Kringel

Man sagt oft gcdanken-
loserweise, Nassenmischung
wirke auffrischend und be-
lebend, und Mischlinge seien
besonders erfolgreich im Le-
ben. Ich glaube, dieser An-
sicht hier, wenn auch in un
wiffenschaftlicher Weise, ent
gegentreten zu müssen. So-
weit es sich um Koloman
Quaddel handelt, stimmt die
Theorie jedenfalls nicht.

Koloman Quaddel war
irgendwo in der Pußta ge-
boren. In seinen Adern rollte
ein Kuddelmuddel von Blut.

Sein Großvater war ein aus
den Zeiten des glorreichen
Prinzen Eugen zurückgeblie-
bener Türke gewesen, den
man einfach vergessen hatte
umzubringen. Er war 137
Jahre alt geworden und hatte
fünfmal geheiratet, was sei-
ner Unerschrockenheit alle
Ehre macht. Die fünfte Frau
hatte ihm sieben Kinder ge-
schenkt, sie war eine Zigeu-
nerin. Eins von diesen Kin-
dern war Imre Quaddel.

Imre Quaddel ging nach
Amerika, lernte dort eine
Dame kennen, die indiani-
sches und Negerblut nebst
einem Schuß Eskimo in den
Adern hatte, und kehrte mit
17 Nachkommen in die Pußta
zurück. Das 18. Kind war
Koloman.

Koloman wurde eineNum-
mer für sich. In ihm waren
vereinigt die Schlappheit des
Türken, das Polizeiwidrige
des Zigeuners, die Untüch-
tigkeit des Negers, die Kul-
turfeindlichkeit des India-
ners und noch einige andre
minderwertige Rassenmerk-
male.

Koloman Quaddel hatte
ständig den ärgerlichen Aus-
druck eines versetzten Lieb-
habers im Gesicht, der nach
zwei Stunden vergeblichen

Wartens sich sagt: „Sie könnte doch eventuell noch kommen!"

Er hatte die Äaltung eines strafversetzten Beamten, die Sor-
genfalten einer alten Kinderfrau, die Gesichtsfarbe einer Erdnuß
und die Augen eines Konfirmanden. Er besaß außerdem einen
Gallenstein, einen ständig steifen Äals und litt an chronischem
Sodbrennen.

Koloman Quaddel bewohnte ein Stübchen bei der Witwe
Zwitscher. In diesem Stübcben befand sich ein Bett und eine
norwegische Flagge. Warum gerade eine norwegische, ist nicht
festzustellen. Das Stübchen war so klein, daß Koloman rückwärts

„Ich muß den ganzen Tag an dich denken. Liebste! Deine Äaare sind naturgelockt, deine
Augen oval, deine Wangenknochen leicht vorstehend. Deine vollschlanke, 172 große Figur....
Lör mal, Alice, das ist aber ein merkwürdiger Liebesbrief, den dir dein Bräutigam da schreibt!"
„Ja, weißt du, er verfaßt auf der Polizei die Steckbriefe."

hineingehen mußte. Einmal hatte er diese Vorsichtsmaßregel ver-
säumt. Die Folgen waren, daß er sich umgekehrt ins Bett legen
und die Schuhe auf die Dachrinne hinausstellen mußte.

Die Witwe Zwitscher war umgezogen, der Möbelwagen
hatte alles abgeholt, nur einige Kleinigkeiten hatte man vergessen:
einen Besenstiel, einen Trompeter von Säckingen, einen Kugcl-
kaktus von ungeheuren Dimensionen mit Stacheln so groß wie
die Spitzen altpreußischer Pickelhauben, und einen Papagei,
der verschiedene Schimpfworte mit bedenkenerregender Gewandt-
heit sprach.

29b
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ich muß den ganzen Tag an dich denken, Liebste!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Götz, Ferdinand
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Liebesbrief <Motiv>
Frau <Motiv>
Freundin <Motiv>
Lesen <Motiv>
Gespräch <Motiv>
Polizei
Steckbrief

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4528, S. 295

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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