->4mvnß von M. Llau«
Peter ist ein stiller Darde,
Er verlangt und braucht nicht
viel,
Oben hoch in der Mansarde
Lebt er ganz nach eignem Stil.
Seine Katzen sind: Hortense,
Kläre, Else, Ursula,
Wie vier Frauen, die im
Lenze
Seinem jungen Herzen nah.
Eine zärtlich wie die Kläre,
Zweie launisch, eine wild,
Ganz genau die Charaktere,
Die ihm schon mal mitgespielt.
Ferner zeigen diese Kätzchen
Immer nach gewisser Zeit
Krallen an den Sammet-
Tätzchen —
Das erhöht die Aehnlichkeit.
„Und als letzte Parallele,“
Denkt sich so der Peter, „Ach!
Steigen sie mir — meiner
Seele! —
Auch noch jeden Tag aufs Dach!“
So versteht es wohl ein jeder,
Und ist einwandfrei geklärt,
Daß der unbeweibte Peter
Eine Frau noch nie entbehrt.
Purzel Baum
Einzige Erklärung
„Nach Ihrem Laarwuchsmittel habe ich
zwar neue Laare gekriegt, aber schneeweiße,
und ich bin doch erst vierzig Jahre alt —
das haben Sie wohl schon zwanzig Jahre
im Laden liegen gehabt?"
borstig hat das sicherlich nicht so
schlimm gemeint, aber Lecht hält ihn jetzt
für einen gemeinen Kerl und will ihn nicht
mehr grüßen.
Borstig und Lecht hatten einander von
ungefähr an der Kasse des neuen Licht-
spielhauses getroffen und dann nebeneinan-
der Platz genommen. Nach der Wochen-
schau, mit der beide ganz zufrieden waren,
kam der mit großem Tamtam angekündigte
Tonfilmschwank heran. Lecht lachte einige
Male herzlich, aber Borstig begann bald
zu knurren. And nach einer Viertelstunde
flüsterte er Lecht zu: „Ekelhafter Blödsinn!
Das kann ja kein vernünftiger Mensch aus-
halten. Ich drücke mich. Sie wollen wohl
bleiben, nicht wahr?"
Dann allerdings
„Woraus folgern Sie, daß der Ange-
klagte betrunken war?"
„Weil er gegen den Globus rannte."
„Das ist doch kein Beweis!"
„Er gab ihm aber dann eine Ohrfeige
und sagte dabei erstaunt: Last du 'n dicken
Kopf, Mensch!"
3" dem alten Fräulein Biegel sind
Gutmütigkeit und Gutgläubigkeit in einer
Person vereint. Bettler können in Rudeln
vor der Tür ihrer bescheidenen Mansarden-
wohnung erscheinen, keiner wird ohne eine
Gabe wieder Weggehen. And wenn einer
gar noch ein bißchen zu erzählen versieht,
dann kann er überhaupt das letzte Stück
aus der Wohnung holen, wenn er einiger-
maßen Wert darauf legt. Fräulein Biegel
könnte es ihm bestimmt nicht abschlagen.
Gestern erzählt sie mir, nein, schwärmt
sie mir wieder mal von einem jungen Mann,
der sie um eine Anterstützung gebeten hat.
Es stellt sich heraus, daß er nicht nur ein
ordentliches Mittagessen, sondern auch noch
einen recht ansehnlichen Geldbetrag er-
halten hat. Viel mehr eigentlich, als die
Mittel der guten Dame erlauben. Ich
äußere leise Zweifel, ob eine derartig
reichliche Dotierung auch wirklich ange-
bracht war, aber Fräulein Biegel strahlt:
„Ach, das war so ein reizender junger
Mann, und vor allem, er kriegt doch wie-
der Arbeit, wenn er das Reisegeld hat. Er
ist Maurer und braucht das Geld für die
Fahrt nach Lamburg. Dort wollen sie jetzt
die große Zollmauer bauen, sagt er, und
da kann er sofort Arbeit bekommen!"
310
Peter ist ein stiller Darde,
Er verlangt und braucht nicht
viel,
Oben hoch in der Mansarde
Lebt er ganz nach eignem Stil.
Seine Katzen sind: Hortense,
Kläre, Else, Ursula,
Wie vier Frauen, die im
Lenze
Seinem jungen Herzen nah.
Eine zärtlich wie die Kläre,
Zweie launisch, eine wild,
Ganz genau die Charaktere,
Die ihm schon mal mitgespielt.
Ferner zeigen diese Kätzchen
Immer nach gewisser Zeit
Krallen an den Sammet-
Tätzchen —
Das erhöht die Aehnlichkeit.
„Und als letzte Parallele,“
Denkt sich so der Peter, „Ach!
Steigen sie mir — meiner
Seele! —
Auch noch jeden Tag aufs Dach!“
So versteht es wohl ein jeder,
Und ist einwandfrei geklärt,
Daß der unbeweibte Peter
Eine Frau noch nie entbehrt.
Purzel Baum
Einzige Erklärung
„Nach Ihrem Laarwuchsmittel habe ich
zwar neue Laare gekriegt, aber schneeweiße,
und ich bin doch erst vierzig Jahre alt —
das haben Sie wohl schon zwanzig Jahre
im Laden liegen gehabt?"
borstig hat das sicherlich nicht so
schlimm gemeint, aber Lecht hält ihn jetzt
für einen gemeinen Kerl und will ihn nicht
mehr grüßen.
Borstig und Lecht hatten einander von
ungefähr an der Kasse des neuen Licht-
spielhauses getroffen und dann nebeneinan-
der Platz genommen. Nach der Wochen-
schau, mit der beide ganz zufrieden waren,
kam der mit großem Tamtam angekündigte
Tonfilmschwank heran. Lecht lachte einige
Male herzlich, aber Borstig begann bald
zu knurren. And nach einer Viertelstunde
flüsterte er Lecht zu: „Ekelhafter Blödsinn!
Das kann ja kein vernünftiger Mensch aus-
halten. Ich drücke mich. Sie wollen wohl
bleiben, nicht wahr?"
Dann allerdings
„Woraus folgern Sie, daß der Ange-
klagte betrunken war?"
„Weil er gegen den Globus rannte."
„Das ist doch kein Beweis!"
„Er gab ihm aber dann eine Ohrfeige
und sagte dabei erstaunt: Last du 'n dicken
Kopf, Mensch!"
3" dem alten Fräulein Biegel sind
Gutmütigkeit und Gutgläubigkeit in einer
Person vereint. Bettler können in Rudeln
vor der Tür ihrer bescheidenen Mansarden-
wohnung erscheinen, keiner wird ohne eine
Gabe wieder Weggehen. And wenn einer
gar noch ein bißchen zu erzählen versieht,
dann kann er überhaupt das letzte Stück
aus der Wohnung holen, wenn er einiger-
maßen Wert darauf legt. Fräulein Biegel
könnte es ihm bestimmt nicht abschlagen.
Gestern erzählt sie mir, nein, schwärmt
sie mir wieder mal von einem jungen Mann,
der sie um eine Anterstützung gebeten hat.
Es stellt sich heraus, daß er nicht nur ein
ordentliches Mittagessen, sondern auch noch
einen recht ansehnlichen Geldbetrag er-
halten hat. Viel mehr eigentlich, als die
Mittel der guten Dame erlauben. Ich
äußere leise Zweifel, ob eine derartig
reichliche Dotierung auch wirklich ange-
bracht war, aber Fräulein Biegel strahlt:
„Ach, das war so ein reizender junger
Mann, und vor allem, er kriegt doch wie-
der Arbeit, wenn er das Reisegeld hat. Er
ist Maurer und braucht das Geld für die
Fahrt nach Lamburg. Dort wollen sie jetzt
die große Zollmauer bauen, sagt er, und
da kann er sofort Arbeit bekommen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Katzenpeter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4529, S. 310
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg