<HDlac Allen hat eine fabelhafte Stellung bei
einer New Korker Großbank als Generaldirektor.
Eines Tages taucht er in seiner Leimat Schott-
land bei seinen Aberdeener Verwandten auf.
„So, da bin ich!"
„Wie war die Reise, Mac?"
„Schauderhaft. Zwischendeck."
„Aber schließlich hättest du ja auch für die
zweite Klasse belegen können," schüchtert eine an-
geheiratete Londoner Nichte.
„Die Amerikaner zahlen nur die 3.," sagt
Mac vorwurfsvoll.
„Wieso die Amerikaner?"
„Na, die befördern doch Stellungslose kosten-
los in die Leimat."
„Und deine Stellung als Generaldirektor der
General Investment Trust & Broadway Bankers
Corporation?"
„Labe ich mir natürlich kündigen lassen, um
die alte Leimat mal wiederzusehen."
Die Naive
„Sie gleichen kolossal einer Tänzerin, die ich
mal aus der Bühne sah! Warum lachen Sie?"
„Ich kan» ja gar nicht tanzen, Lerr Schulze!"
Lob
„Wie schmeckt die Lühnerbouillon?"
„Großartig, Frau Müller! Sie wissen wirk-
lich aus nichts was zu machen!"
Wahrheitsgemäß
„Sie haben sich bei der Zeugin als Lehrer ausge-
geben und waren doch nur Aushelfer bei derPost?"
„Aber Brieskastenleerer!"
Der besorgte Dorfwirt „Entschuldigen S', Lerr Architekt,
moanas doch, daß die modern« Möbel insa Kirchweihgaudi aushalten?"
Seeräuberei
Von Daniel Docht
Ich hatte früher nie an Paddeln, Rudern, Segeln gedacht
und war eigentlich nur aus Verlegenheit in die Ausstellung ge-
raten, weil die ersten Spritzer einen neuen Dauerregen ankündigten,
und ich deshalb die nächsten Stunden lieber dort verleben wollte,
wo sozusagen der Wassersport im Saale stattfand. Ich muß zu-
geben, daß ich bis dahin leider nur eine recht mangelhafte Vor-
stellung von Booten hatte. Die Lauptsache ist, dachte ich mir,
daß kein Wasser hereinkommt, und daß nie mehr Leute darin sitzen,
als die Polizei erlaubt, und dann besteht der Anterschied, daß
manche Kähne grün angestrichen sind und manche braun. Ich per-
sönlich wäre eigentlich für ein schönes Blau, das gut zum heimi-
schen Wasser abgestimmt ist. Ganz apart müßte auch Gelb sein,
außerdem sieht man da schon von weitem, wenn sich das Boot
einmal in Seenot befindet, und ich käme bestimmt bald in die
größte Seenot, wenn ich ein Seemann wäre. Za, wenn-
eigentlich ist es natürlich gar kein so übler Gedanke, See-
mann sein und als sein eigener Kapitän am Sonntag eins
der kleinen hübschen Boote fahren. Das hat sogar bestimmt
seinen Reiz!
Auf jeden Fall nahm ich mir zunächst mal möglichst viele
Prospekte mit. Zuhause studierte ich sie bis in die tiefe Nacht
und war schon mehrmals fest entschlossen: dies Boot oder keins!
Da überzeugte mich der nächste wieder, daß ich gerade mit meinem
Laienverstande wieder den schlimmsten Seelenverkäufer gewählt
hätte, der je über Wasser gefahren ist. Drei Zentner Blei um
den Leib binden und damit in die Fluten springen, wo sie am
tiefsten sind, und ich hatte mehr Aussicht, wieder lebend an Land
zu kommen, als wenn ich das Konkurrenzfabrikat bestieg und da-
mit im Abstand von einem Meter am Ufer entlang plätscherte.
Schließlich sagte ich mir: vor allem keine Experimente! Ein mög-
lichst stabiles Lolzboot wird für dich das richtige sein! Ich sah
nun die Anzeigen in den Zeitungen durch und hatte das Glück,
daß der Mann, den ich zuerst aufsuchte, mich gleich überzeugen
konnte, daß sein Schiffchen zufällig gerade alle meine Ansprüche
erfüllte. Es lag ihm sichtlich nichts daran, seinen „Seeräuber" los
zu werden. Er hatte nur das Pech, daß er aus beruflichen Grün-
den in eine Gegend wegzog, in der kein Wassersport möglich war.
Der Preis für das Boot war allerdings nicht wesentlich niedriger
als für ein neues, und an Landein war leider auch nicht zu
denken, weil ein Schwager und „noch ein anderer Lerr" sich schon
für das Fahrzeug interessierten und jeden Augenblick erscheinen
konnten, um endgültig „Ja" zu sagen. Ich sah ein, daß mir hier
eventuell eine besonders günstige Gelegenheit entgehen konnte, zu-
mal auch vom augenblicklichen Besitzer die Behauptung recht ein-
leuchtend begründet wurde, daß ein altes Boot eigentlich viel
wertvoller ist als ein neues, „denn," sagte er, „nehmen Sie z. B.
einmal an, die Werft verwendet zu ftisches Lolz, das dehnt sich
dann und biegt und verändert sich, und dann haben Sie die Be-
scherung. Wir haben es voriges Jahr erlebt, daß ein Klubkamerad
mit einem ganz neuen Boot am ersten Pfingstfeierlag zum ersten-
373
einer New Korker Großbank als Generaldirektor.
Eines Tages taucht er in seiner Leimat Schott-
land bei seinen Aberdeener Verwandten auf.
„So, da bin ich!"
„Wie war die Reise, Mac?"
„Schauderhaft. Zwischendeck."
„Aber schließlich hättest du ja auch für die
zweite Klasse belegen können," schüchtert eine an-
geheiratete Londoner Nichte.
„Die Amerikaner zahlen nur die 3.," sagt
Mac vorwurfsvoll.
„Wieso die Amerikaner?"
„Na, die befördern doch Stellungslose kosten-
los in die Leimat."
„Und deine Stellung als Generaldirektor der
General Investment Trust & Broadway Bankers
Corporation?"
„Labe ich mir natürlich kündigen lassen, um
die alte Leimat mal wiederzusehen."
Die Naive
„Sie gleichen kolossal einer Tänzerin, die ich
mal aus der Bühne sah! Warum lachen Sie?"
„Ich kan» ja gar nicht tanzen, Lerr Schulze!"
Lob
„Wie schmeckt die Lühnerbouillon?"
„Großartig, Frau Müller! Sie wissen wirk-
lich aus nichts was zu machen!"
Wahrheitsgemäß
„Sie haben sich bei der Zeugin als Lehrer ausge-
geben und waren doch nur Aushelfer bei derPost?"
„Aber Brieskastenleerer!"
Der besorgte Dorfwirt „Entschuldigen S', Lerr Architekt,
moanas doch, daß die modern« Möbel insa Kirchweihgaudi aushalten?"
Seeräuberei
Von Daniel Docht
Ich hatte früher nie an Paddeln, Rudern, Segeln gedacht
und war eigentlich nur aus Verlegenheit in die Ausstellung ge-
raten, weil die ersten Spritzer einen neuen Dauerregen ankündigten,
und ich deshalb die nächsten Stunden lieber dort verleben wollte,
wo sozusagen der Wassersport im Saale stattfand. Ich muß zu-
geben, daß ich bis dahin leider nur eine recht mangelhafte Vor-
stellung von Booten hatte. Die Lauptsache ist, dachte ich mir,
daß kein Wasser hereinkommt, und daß nie mehr Leute darin sitzen,
als die Polizei erlaubt, und dann besteht der Anterschied, daß
manche Kähne grün angestrichen sind und manche braun. Ich per-
sönlich wäre eigentlich für ein schönes Blau, das gut zum heimi-
schen Wasser abgestimmt ist. Ganz apart müßte auch Gelb sein,
außerdem sieht man da schon von weitem, wenn sich das Boot
einmal in Seenot befindet, und ich käme bestimmt bald in die
größte Seenot, wenn ich ein Seemann wäre. Za, wenn-
eigentlich ist es natürlich gar kein so übler Gedanke, See-
mann sein und als sein eigener Kapitän am Sonntag eins
der kleinen hübschen Boote fahren. Das hat sogar bestimmt
seinen Reiz!
Auf jeden Fall nahm ich mir zunächst mal möglichst viele
Prospekte mit. Zuhause studierte ich sie bis in die tiefe Nacht
und war schon mehrmals fest entschlossen: dies Boot oder keins!
Da überzeugte mich der nächste wieder, daß ich gerade mit meinem
Laienverstande wieder den schlimmsten Seelenverkäufer gewählt
hätte, der je über Wasser gefahren ist. Drei Zentner Blei um
den Leib binden und damit in die Fluten springen, wo sie am
tiefsten sind, und ich hatte mehr Aussicht, wieder lebend an Land
zu kommen, als wenn ich das Konkurrenzfabrikat bestieg und da-
mit im Abstand von einem Meter am Ufer entlang plätscherte.
Schließlich sagte ich mir: vor allem keine Experimente! Ein mög-
lichst stabiles Lolzboot wird für dich das richtige sein! Ich sah
nun die Anzeigen in den Zeitungen durch und hatte das Glück,
daß der Mann, den ich zuerst aufsuchte, mich gleich überzeugen
konnte, daß sein Schiffchen zufällig gerade alle meine Ansprüche
erfüllte. Es lag ihm sichtlich nichts daran, seinen „Seeräuber" los
zu werden. Er hatte nur das Pech, daß er aus beruflichen Grün-
den in eine Gegend wegzog, in der kein Wassersport möglich war.
Der Preis für das Boot war allerdings nicht wesentlich niedriger
als für ein neues, und an Landein war leider auch nicht zu
denken, weil ein Schwager und „noch ein anderer Lerr" sich schon
für das Fahrzeug interessierten und jeden Augenblick erscheinen
konnten, um endgültig „Ja" zu sagen. Ich sah ein, daß mir hier
eventuell eine besonders günstige Gelegenheit entgehen konnte, zu-
mal auch vom augenblicklichen Besitzer die Behauptung recht ein-
leuchtend begründet wurde, daß ein altes Boot eigentlich viel
wertvoller ist als ein neues, „denn," sagte er, „nehmen Sie z. B.
einmal an, die Werft verwendet zu ftisches Lolz, das dehnt sich
dann und biegt und verändert sich, und dann haben Sie die Be-
scherung. Wir haben es voriges Jahr erlebt, daß ein Klubkamerad
mit einem ganz neuen Boot am ersten Pfingstfeierlag zum ersten-
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der besorgte Dorfwirt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4533, S. 373
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg