Zeichnung von H. R. Pfeiffer
Wiederholung
„Wie war's in dem Theater,
das du Sonntag mit deinem
Verehrer besucht hast?"
„Fein! Geküßt haben wir
uns!"
„Landelte es sich nicht um
eine Erstaufführung?"
„Nein; vorigen Sonntag
haben wir uns auch schon
geküßt."
Nachuntersuchung
während des Krieges
Vor dem Zimmer der An-
tersuchungskommission stehen
die Zwillinge Paul und Willy
mit entkleidetem Oberkörper.
Paulwird hereingerufen.Nach
flüchtiger Untersuchung ent-
scheidet der diensttuende Stabs-
arzt: „Untauglich!" Paul ver-
läßt strahlend das Zimmer. Im
Vorraum fragt Willy :„Wie ist
dir's ergangen?"-
„Untauglich," lautet die Ant-
wort. Darauf Willy: „Wenn
ich gerufen werde, gehst du
nochmal zur Untersuchung
hinein, merken wird's der
Stabsarzt ja doch nicht, da
wir Zwillinge sind."
Wie gesagt, so getan. Paul
betritt das Zimmer zum zwei-
tenmal anstelle seines Bru-
ders Willy. Der Stabsarzt
untersucht und fällt den
Spruch: „Tauglich, Infan-
terie!" Wieder im Vorraum
angekommen, fragt Willy mit
begreiflicher Spannung nach
dem Resultat der Untersuch-
ung, worauf Paul antwortet:
„Du hast schwer Pech gehabt,
sie haben dich genommen!"
„Anni lernt ihre Gedichte immer in der Trambabn auswendig."
„Aha — deshalb deklamiert sie auch so, daß nach jeder Zeile
eine Laltestelle kommt I"
Mißverstanden
„Gestern abend boten Sie
mir Ohrfeigen an! Das schei-
nen Sie ganz vergessen zu
haben?"
„Pressiert's denn so?"
Kichererbsen Von ®°»«
„Es tut mir leid, aber Lerr
Duckfett ist nicht zu Lause."
„Aber ich habe doch sein
Gesicht soeben am Fenster
gesehen."
„Das ist unmöglich. Das
hat er bestimmt mitgenommen,
weil er ja zum Rasieren ge-
gangen ist."
*
„Ich fürchte, Adolf, unser
Zunge wird, genau wie du,
sein Leben lang Dummheiten
machen."
„Ist ja Ansinn, Alwine, er
hat mir erst gestern erklärt,
so dumm ist er nicht, daß er
mal heiratet."
„Ich habe schon das ganze
Jahr mit einer Gehaltsauf-
besserung gerechnet."
„Ich weiß, Lerr Meier,
das macht viel Freude, aber
ich hoffe. Sie haben es nicht
während der Bürostunden
getan."
„Im Geschäft, wenn Sie
am Stehpult arbeiten, sollten
Sie immer etwas zum Bauch-
halten haben."
„Ist nicht nötig, Lerr
Doktor, da habe ich sowieso
nichts zu lachen."
Ein gutmütiger Patient
Von Peter Robinson
Mein Vetter Christian ist ein gutmütiger Mensch. Aber nicht
von jener falschen Gutmütigkeit, die eigentlich nur Trägheit und
häßliche Seelenschläfrigkeit ist. Die das Krumme gerade sein läßt
-- nur aus Angst vor der Aufforderung, einmal mit Land an-
zulegen, daß es gerade gemacht werde. Die den bösen Nachbarn
einen braven Mann sein läßt, weil sonst der Gedanke, neben
einem bösen Kerl zu wohnen, den Appetit zum Abendbrot ver-
derben würde-und es gibt doch gerade Spickaal, der so
gut schmeckt, aber so schwer ist und einen ruhigen Gemütszustand
erfordert, um ordentlich vertragen zu werden. Rein, der Vetter
Christian ist einer jener wirklich gutmütigen Menschen, die im
Gegenteil lieber selbst sich sorgen, damit andere vergnügt bleiben
können. Davon hat er ein schönes Beispiel gegeben in der Ge-
schichte mit dem jungen Doktor Linsenbarth.
Die guten Menschen haben keineswegs den Anspruch, daß es
ihnen immer wohl gehe. Freilich: manche, die sich für gut halten,
388
meinen, das beanspruchen zu können. Das sind die Leute, die
immer, wenn ihnen was Verdrießliches widerfährt, das nicht
verstehen wollen und empört sagen: „And grade mir muß das
passieren! Womit habe ich das verdient?" — Der Vetter Christian
sagte das nicht, als er einen schlimmen Anfall erlitt und in das
Chirurgische Lospital mußte. Nun, sie brachten ihn dort wieder
in Ordnung, aber er kam doch recht elend hinaus. Er war nicht
mehr so nett rund wie früher; mager war er geworden und
stakerte auf dünnen Beinen schwächlich dahin. Begreiflicher Weise
wünschte er das zu ändern, und eines Tages erzählte er mir:
„Ich muß zunehmen I Mir fehlen mindestens zwanzig Pfund. Die
muß ich kriegen, dann werde ich wieder obenauf sein. Das wird
sich doch erreichen lassen. Man hat mir da einen jungen Arzt
empfohlen, Dr. Linsenbarth heißt er. Zu dem werde ich gehn
und ihn bitten, mich mal in die Kur zu nehmen. Uebrigens wohnt
(Fortsetzung flehe Seite 390)
Wiederholung
„Wie war's in dem Theater,
das du Sonntag mit deinem
Verehrer besucht hast?"
„Fein! Geküßt haben wir
uns!"
„Landelte es sich nicht um
eine Erstaufführung?"
„Nein; vorigen Sonntag
haben wir uns auch schon
geküßt."
Nachuntersuchung
während des Krieges
Vor dem Zimmer der An-
tersuchungskommission stehen
die Zwillinge Paul und Willy
mit entkleidetem Oberkörper.
Paulwird hereingerufen.Nach
flüchtiger Untersuchung ent-
scheidet der diensttuende Stabs-
arzt: „Untauglich!" Paul ver-
läßt strahlend das Zimmer. Im
Vorraum fragt Willy :„Wie ist
dir's ergangen?"-
„Untauglich," lautet die Ant-
wort. Darauf Willy: „Wenn
ich gerufen werde, gehst du
nochmal zur Untersuchung
hinein, merken wird's der
Stabsarzt ja doch nicht, da
wir Zwillinge sind."
Wie gesagt, so getan. Paul
betritt das Zimmer zum zwei-
tenmal anstelle seines Bru-
ders Willy. Der Stabsarzt
untersucht und fällt den
Spruch: „Tauglich, Infan-
terie!" Wieder im Vorraum
angekommen, fragt Willy mit
begreiflicher Spannung nach
dem Resultat der Untersuch-
ung, worauf Paul antwortet:
„Du hast schwer Pech gehabt,
sie haben dich genommen!"
„Anni lernt ihre Gedichte immer in der Trambabn auswendig."
„Aha — deshalb deklamiert sie auch so, daß nach jeder Zeile
eine Laltestelle kommt I"
Mißverstanden
„Gestern abend boten Sie
mir Ohrfeigen an! Das schei-
nen Sie ganz vergessen zu
haben?"
„Pressiert's denn so?"
Kichererbsen Von ®°»«
„Es tut mir leid, aber Lerr
Duckfett ist nicht zu Lause."
„Aber ich habe doch sein
Gesicht soeben am Fenster
gesehen."
„Das ist unmöglich. Das
hat er bestimmt mitgenommen,
weil er ja zum Rasieren ge-
gangen ist."
*
„Ich fürchte, Adolf, unser
Zunge wird, genau wie du,
sein Leben lang Dummheiten
machen."
„Ist ja Ansinn, Alwine, er
hat mir erst gestern erklärt,
so dumm ist er nicht, daß er
mal heiratet."
„Ich habe schon das ganze
Jahr mit einer Gehaltsauf-
besserung gerechnet."
„Ich weiß, Lerr Meier,
das macht viel Freude, aber
ich hoffe. Sie haben es nicht
während der Bürostunden
getan."
„Im Geschäft, wenn Sie
am Stehpult arbeiten, sollten
Sie immer etwas zum Bauch-
halten haben."
„Ist nicht nötig, Lerr
Doktor, da habe ich sowieso
nichts zu lachen."
Ein gutmütiger Patient
Von Peter Robinson
Mein Vetter Christian ist ein gutmütiger Mensch. Aber nicht
von jener falschen Gutmütigkeit, die eigentlich nur Trägheit und
häßliche Seelenschläfrigkeit ist. Die das Krumme gerade sein läßt
-- nur aus Angst vor der Aufforderung, einmal mit Land an-
zulegen, daß es gerade gemacht werde. Die den bösen Nachbarn
einen braven Mann sein läßt, weil sonst der Gedanke, neben
einem bösen Kerl zu wohnen, den Appetit zum Abendbrot ver-
derben würde-und es gibt doch gerade Spickaal, der so
gut schmeckt, aber so schwer ist und einen ruhigen Gemütszustand
erfordert, um ordentlich vertragen zu werden. Rein, der Vetter
Christian ist einer jener wirklich gutmütigen Menschen, die im
Gegenteil lieber selbst sich sorgen, damit andere vergnügt bleiben
können. Davon hat er ein schönes Beispiel gegeben in der Ge-
schichte mit dem jungen Doktor Linsenbarth.
Die guten Menschen haben keineswegs den Anspruch, daß es
ihnen immer wohl gehe. Freilich: manche, die sich für gut halten,
388
meinen, das beanspruchen zu können. Das sind die Leute, die
immer, wenn ihnen was Verdrießliches widerfährt, das nicht
verstehen wollen und empört sagen: „And grade mir muß das
passieren! Womit habe ich das verdient?" — Der Vetter Christian
sagte das nicht, als er einen schlimmen Anfall erlitt und in das
Chirurgische Lospital mußte. Nun, sie brachten ihn dort wieder
in Ordnung, aber er kam doch recht elend hinaus. Er war nicht
mehr so nett rund wie früher; mager war er geworden und
stakerte auf dünnen Beinen schwächlich dahin. Begreiflicher Weise
wünschte er das zu ändern, und eines Tages erzählte er mir:
„Ich muß zunehmen I Mir fehlen mindestens zwanzig Pfund. Die
muß ich kriegen, dann werde ich wieder obenauf sein. Das wird
sich doch erreichen lassen. Man hat mir da einen jungen Arzt
empfohlen, Dr. Linsenbarth heißt er. Zu dem werde ich gehn
und ihn bitten, mich mal in die Kur zu nehmen. Uebrigens wohnt
(Fortsetzung flehe Seite 390)
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Anni lernt ihre Gedichte immer in der Trambahn auswendig."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4534, S. 388
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg