o
Befolgt
Eine peinliche Sache ist das zwischen
Korbs und Schliepke. Korbs hat kein Geld
gehabt, aber eine goldene Uhr. Auf eine
goldene Uhr kann man Geld kriegen; das
ist eine einfache, ganz übliche Methode,
deren sich niemand zu schämen hak. Aber
Korbs hat den Gang ins Leihamt doch ge-
scheut. Nein, da würde er lieber sterben!
Schliepke hat solche Hemmungen nicht;
er hat sich liebenswürdigerweise erboten,
die kleine Transaktion zu bewerkstelligen.
Korbs ist sehr froh gewesen; er hat sich
schon im voraus bedankt, aber auch Schliepke
dringend gebeten, die Angelegenheit ganz
geheim zu behandeln.
Schliepke ist also mit der goldenen Uhr
abgezogen. Aber ist er mit dem entsprechen-
den Geldbeträge wieder gekommen? Ist
ihm gar nicht eingefallen; er kümmert sich
überhaupt nicht mehr um Körbs, der sich
nach drei Tagen entschließen muß, ihm auf
die Bude zu rücken.
Schliepke tut sehr verwundert. „Geld
wollen Sie von mir? Das Geld, das ich
auf die Uhr gekriegt habe? Aber das war
doch für mich bestimmt."
„Für Sie? Ja, wie kommen Sie dazu,
das zu behaupten?"
„Na, Sie haben mir doch ausdrücklich
gesagt: Behalten Sie das aber ganz für sich!"
★ —
„3euge, glauben Sie, daß der Ange-
klagte wußte, was er tat, als er mit dem
Bierglas zuschlug?"
„Das glaube ich nicht, .Herr Richter.
Wenn er das gewußt hätte, dann hätte er
den Bierfilz entfernt, der noch an seinem
Glas klebte."
Ich und du
Was wäre alles ohne dich?
Es würde, was es war.
Die Welt war sinnlos, müd war ich,
Und allem fremd ging ich dahin, —
Du bist die Kraft, du bist der Sinn,
Der segnet Tag und Jahr,
Und sinnvoll schließt sich mir der Ring
Von Licht und wieder Nacht.
Ich liebe auch das kleinste Ding,
Und keines ist mir zu gering,
Ich bin ihm sanft und sacht.
Und in den tiefsten Stunden spür
Ich dieses Wunder dann:
Die ganze Welt neigt sich zu mir,
Weil ich dich lieben kann.
Und ich, ich wende mich ihr zu
Und lächle auch dabei,
Denn alles außer mir heißt: du!
Die ganze Welt ist ich und du,
Die ganze Welt wir zwei!
fl. w.
Garantie
„Wie alt kann die Schildkröte wohl
werden, die Sie mir verkauft haben?"
„Vier bis fünfhundert Jahre! Für
dreihundert garantiere ich!"
Alammerholz, der rauhe Junggeselle,
der keine Ahnung vom Familienleben hat,
beschwert sich bei seinem Flurnachbarn
Wiedebald, dem glücklichen Ehemann und
jungen Vater. „Ich gebe ja zu, Herr
Wiedebald, daß es schließlich auch kleine
Kinder geben muß, aber Ihr Junge stört
mich doch zu sehr. Gestern hat er beinahe
die ganze Nacht wie verrückt gebrüllt."
Wiedebald bedauert. „Tut mir sehr
leid, Herr Klammerholz. Aber was soll
man da machen? Der Kleine hat gerade
Beschwerden mit den Zähnen."
„Na, dann gehen Sie doch gefälligst
mit dem Balg zum Zahnarzt!"
C 7 i<fr c h n C r -
„Himmel, was hat Ihr Bekannter, dieser Herr Wuchtig, für einen Riecher!"
„Folge seines Berufs: der Mann ist Gerichtsvollzieher und muß jetzt
überall mit langer Nase abziehen."
402
Befolgt
Eine peinliche Sache ist das zwischen
Korbs und Schliepke. Korbs hat kein Geld
gehabt, aber eine goldene Uhr. Auf eine
goldene Uhr kann man Geld kriegen; das
ist eine einfache, ganz übliche Methode,
deren sich niemand zu schämen hak. Aber
Korbs hat den Gang ins Leihamt doch ge-
scheut. Nein, da würde er lieber sterben!
Schliepke hat solche Hemmungen nicht;
er hat sich liebenswürdigerweise erboten,
die kleine Transaktion zu bewerkstelligen.
Korbs ist sehr froh gewesen; er hat sich
schon im voraus bedankt, aber auch Schliepke
dringend gebeten, die Angelegenheit ganz
geheim zu behandeln.
Schliepke ist also mit der goldenen Uhr
abgezogen. Aber ist er mit dem entsprechen-
den Geldbeträge wieder gekommen? Ist
ihm gar nicht eingefallen; er kümmert sich
überhaupt nicht mehr um Körbs, der sich
nach drei Tagen entschließen muß, ihm auf
die Bude zu rücken.
Schliepke tut sehr verwundert. „Geld
wollen Sie von mir? Das Geld, das ich
auf die Uhr gekriegt habe? Aber das war
doch für mich bestimmt."
„Für Sie? Ja, wie kommen Sie dazu,
das zu behaupten?"
„Na, Sie haben mir doch ausdrücklich
gesagt: Behalten Sie das aber ganz für sich!"
★ —
„3euge, glauben Sie, daß der Ange-
klagte wußte, was er tat, als er mit dem
Bierglas zuschlug?"
„Das glaube ich nicht, .Herr Richter.
Wenn er das gewußt hätte, dann hätte er
den Bierfilz entfernt, der noch an seinem
Glas klebte."
Ich und du
Was wäre alles ohne dich?
Es würde, was es war.
Die Welt war sinnlos, müd war ich,
Und allem fremd ging ich dahin, —
Du bist die Kraft, du bist der Sinn,
Der segnet Tag und Jahr,
Und sinnvoll schließt sich mir der Ring
Von Licht und wieder Nacht.
Ich liebe auch das kleinste Ding,
Und keines ist mir zu gering,
Ich bin ihm sanft und sacht.
Und in den tiefsten Stunden spür
Ich dieses Wunder dann:
Die ganze Welt neigt sich zu mir,
Weil ich dich lieben kann.
Und ich, ich wende mich ihr zu
Und lächle auch dabei,
Denn alles außer mir heißt: du!
Die ganze Welt ist ich und du,
Die ganze Welt wir zwei!
fl. w.
Garantie
„Wie alt kann die Schildkröte wohl
werden, die Sie mir verkauft haben?"
„Vier bis fünfhundert Jahre! Für
dreihundert garantiere ich!"
Alammerholz, der rauhe Junggeselle,
der keine Ahnung vom Familienleben hat,
beschwert sich bei seinem Flurnachbarn
Wiedebald, dem glücklichen Ehemann und
jungen Vater. „Ich gebe ja zu, Herr
Wiedebald, daß es schließlich auch kleine
Kinder geben muß, aber Ihr Junge stört
mich doch zu sehr. Gestern hat er beinahe
die ganze Nacht wie verrückt gebrüllt."
Wiedebald bedauert. „Tut mir sehr
leid, Herr Klammerholz. Aber was soll
man da machen? Der Kleine hat gerade
Beschwerden mit den Zähnen."
„Na, dann gehen Sie doch gefälligst
mit dem Balg zum Zahnarzt!"
C 7 i<fr c h n C r -
„Himmel, was hat Ihr Bekannter, dieser Herr Wuchtig, für einen Riecher!"
„Folge seines Berufs: der Mann ist Gerichtsvollzieher und muß jetzt
überall mit langer Nase abziehen."
402
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Himmel, was hat Ihr Bekannter, dieser Herr Wuchtig, ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4535, S. 402
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg