Kleine Erholungsreise
dem Boy die Dollars abgeknöpft hätte, da hatte der Alte recht.
Aebrigens, was mag der selber gewesen sein, General a. D. viel-
leicht oder Präsident, in Frankreich soll es viele Präsidenten
geben. Interessante Bekanntschaft auf jeden Fall. Das ist eben
Paris! Vielleicht ist doch hier noch mal was zu machen. Schließ-
lich habe ich immer noch vier Tage vor mir. Ich muß mal irgend-
etwas Mondaines auftreiben, unbedingt, es sollen hier tolle
Sachen mit Weibern Vorkommen. Wenn man da wie der Ameri-
kaner auftritt, ist es garnicht ausgeschlossen, daß ich überhaupt
hier bleibe. Was bleibt denn noch übrig, wenn ich die Rückreise
abziehe . . . schäbige Brieftasche gegen den Amerikaner . . .
was . . was . . wo ist denn . . ich hatte doch noch . . . heute
früh waren die Scheine bestimmt . . . der Amerikaner! Der
verfluchte Amerikaner . . . und der Alte. . - der Alte war der
Schlepper!
Die Polizei war derselben Ansicht.
Auskunft
„Wo hattest du diese Nacht die Schinerzen, armer Kleiner?"
„Im Bett, Lerr Doktor!"
Jtj.
Zeichnung von E. Croissant
Oas war der Kitter Kunibrand,
Oer Halit auf seine Plempe
Und trank in purem Unverstand
Oeil Humpen bis zur Schlempe,
Orauf leert er nochmals äas Semäh,
Setzt sich mit Macht auf sein Sesätz
— Oenn nicht mehr stehen mocht er —
Und rief nach seiner Dochten
„0 Kunibrande," sprach er dann,
„Ou bist jetzt in dem Atter —
Ich Hab dir einen Ehemann
gesucht, den Kitter Walter!
Nun sd)Iag dir diesen windgen Drops
Oen Junker Jürgen aus dem Kopf!
Ein Kitter ohne Oande,
Oas ist dod) eine Sd)a,lde!"
Errötend sprach das Mägdelein:
„Id) nehnle Sott zum Bürgen:
Nur einer soll mein Satte sein,
Oas ist der Junker Jürgen!"
vor Schreck entfiel dem gilten Kiild
Eill buntes, seidnes Kopfgebind,
In welches das geschickte
Burgfräulein Blumen stickte.
Nachdem er einen weggemudtt,
Oen trocknen 5d)lund zu laben.
Sprach Kitter Kunibrand verdruckt:
„Nun gut, du sollst ihn haben!
Nur die Bedingung merke wohl:
Ou stickst vier Meilen Seide voll
— Das Muster seh ich liegen —
Dann erst könnt ihr euch kriegen."
Orauf stieg der Kitter auf sein Kotz
Mit Ld)wert und Klitzebogen
Und ist mit seinem reis'gen Drotz
Ins heilige Oand gezogen.
Als Junker Jürgen dies gehört,
Sd)wor dieser wackre ganz empört:
„verzage nicht, du Keine,
Ou wirst bestimmt die Kleine!"
verritt drauf auf sein Schlotz Brangord
(Oas war wahrhaftig windig!)
Und sann und sann in einem fort
Und wirklich, er war findig:
Sebastelt hat er und gebaut,
Sd)ier zwanzig Monde sah die Braut
Sepretzt in der Kem'naten
Und atz nid)t Kisch noch Braten.
Oa lausd)t sie eines Morgens früh:
Es äd)zte in den Sattern,
Und auf den Schlotzhof hörte sie
Fünf Bauernwagen rattern,
Oer Juilker sprengt daher im Drab,
Oa luden sie ein Monstrum ab.
Und Jürgen rief: „Brandine,
Ich bring die Webmaschine!"
Oer Brave hatte in der Zeit
Dies Instrument erfunden.
Senau vier wod)en sah die Maid
Und webte unumwunden.
Als sie die vierte Meile hat,
Oa naht sich aus der heil gen Stadt
Oer Kitter seinem Sd)losse —
Herr Walter war beim Drosse.
Herr Kunibrand rief da: „Pascholl!"
(Heut sagt man besser: Nebbich!)
Aus Dünnen, Fenstern, Pforten quoll
Oer ungeheure Deppich.
Oa feierte man Hochzeit bald —
Und für die webmasd)ine zahlt
Herrn Jürgen ein Duriner
10000 Klorentiner.
Lurriauder
407
dem Boy die Dollars abgeknöpft hätte, da hatte der Alte recht.
Aebrigens, was mag der selber gewesen sein, General a. D. viel-
leicht oder Präsident, in Frankreich soll es viele Präsidenten
geben. Interessante Bekanntschaft auf jeden Fall. Das ist eben
Paris! Vielleicht ist doch hier noch mal was zu machen. Schließ-
lich habe ich immer noch vier Tage vor mir. Ich muß mal irgend-
etwas Mondaines auftreiben, unbedingt, es sollen hier tolle
Sachen mit Weibern Vorkommen. Wenn man da wie der Ameri-
kaner auftritt, ist es garnicht ausgeschlossen, daß ich überhaupt
hier bleibe. Was bleibt denn noch übrig, wenn ich die Rückreise
abziehe . . . schäbige Brieftasche gegen den Amerikaner . . .
was . . was . . wo ist denn . . ich hatte doch noch . . . heute
früh waren die Scheine bestimmt . . . der Amerikaner! Der
verfluchte Amerikaner . . . und der Alte. . - der Alte war der
Schlepper!
Die Polizei war derselben Ansicht.
Auskunft
„Wo hattest du diese Nacht die Schinerzen, armer Kleiner?"
„Im Bett, Lerr Doktor!"
Jtj.
Zeichnung von E. Croissant
Oas war der Kitter Kunibrand,
Oer Halit auf seine Plempe
Und trank in purem Unverstand
Oeil Humpen bis zur Schlempe,
Orauf leert er nochmals äas Semäh,
Setzt sich mit Macht auf sein Sesätz
— Oenn nicht mehr stehen mocht er —
Und rief nach seiner Dochten
„0 Kunibrande," sprach er dann,
„Ou bist jetzt in dem Atter —
Ich Hab dir einen Ehemann
gesucht, den Kitter Walter!
Nun sd)Iag dir diesen windgen Drops
Oen Junker Jürgen aus dem Kopf!
Ein Kitter ohne Oande,
Oas ist dod) eine Sd)a,lde!"
Errötend sprach das Mägdelein:
„Id) nehnle Sott zum Bürgen:
Nur einer soll mein Satte sein,
Oas ist der Junker Jürgen!"
vor Schreck entfiel dem gilten Kiild
Eill buntes, seidnes Kopfgebind,
In welches das geschickte
Burgfräulein Blumen stickte.
Nachdem er einen weggemudtt,
Oen trocknen 5d)lund zu laben.
Sprach Kitter Kunibrand verdruckt:
„Nun gut, du sollst ihn haben!
Nur die Bedingung merke wohl:
Ou stickst vier Meilen Seide voll
— Das Muster seh ich liegen —
Dann erst könnt ihr euch kriegen."
Orauf stieg der Kitter auf sein Kotz
Mit Ld)wert und Klitzebogen
Und ist mit seinem reis'gen Drotz
Ins heilige Oand gezogen.
Als Junker Jürgen dies gehört,
Sd)wor dieser wackre ganz empört:
„verzage nicht, du Keine,
Ou wirst bestimmt die Kleine!"
verritt drauf auf sein Schlotz Brangord
(Oas war wahrhaftig windig!)
Und sann und sann in einem fort
Und wirklich, er war findig:
Sebastelt hat er und gebaut,
Sd)ier zwanzig Monde sah die Braut
Sepretzt in der Kem'naten
Und atz nid)t Kisch noch Braten.
Oa lausd)t sie eines Morgens früh:
Es äd)zte in den Sattern,
Und auf den Schlotzhof hörte sie
Fünf Bauernwagen rattern,
Oer Juilker sprengt daher im Drab,
Oa luden sie ein Monstrum ab.
Und Jürgen rief: „Brandine,
Ich bring die Webmaschine!"
Oer Brave hatte in der Zeit
Dies Instrument erfunden.
Senau vier wod)en sah die Maid
Und webte unumwunden.
Als sie die vierte Meile hat,
Oa naht sich aus der heil gen Stadt
Oer Kitter seinem Sd)losse —
Herr Walter war beim Drosse.
Herr Kunibrand rief da: „Pascholl!"
(Heut sagt man besser: Nebbich!)
Aus Dünnen, Fenstern, Pforten quoll
Oer ungeheure Deppich.
Oa feierte man Hochzeit bald —
Und für die webmasd)ine zahlt
Herrn Jürgen ein Duriner
10000 Klorentiner.
Lurriauder
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Liebe macht erfinderisch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4535, S. 407
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg