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7, Juli 1932 beginnende neue Vierteljahr sofort zu bestellen, damit in
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Verlag von I. F. Schreiber.
München 27. Möhlstraße 34.



0, diese Klassiker! Von Lieronymus Jobs

Ende Juni, anfangs Juli werden in der gemäßigten Zone
die Kirschen reif. Das wußten wir Buben genau. Auch daß auf
den Bäumen des Hofbesitzers Adam Gundermann die besten
wuchsen, war uns bekannt. Nicht minder auch ihre besondere Be-
kömmlichkeit kurz vor Beginn des Nachmittagsunterrichts, sowie,
daß Gefahr im Verzug, d. h. daß durch einen jeden Augenblick
drohenden Einfall der Stare die Kirschenlese uns vorweggenommen
werden konnte. Darum hinüber über de» Zaun, hinein in den
Obstgarten und hinauf auf die Bäume!

Auf dem höchsten Gipfel nahm der Paul Bömmler Platz,
schaukelte sehr animiert im sanften Sommerwind und verzehrte
ohne alle Gewissensbisse eine Laudvoll Gundermann-Kirschen um
die andere. Aus den übrigen Bäumen ringsherum aber saßen
wir übrigen Bengel und fraßen uns die Mäuler schwarz; denn
es handelte sich um eine sehr farbstoffreiche, köstliche Schwarz-

kirschenspezies. Sicherlich hätte kein Vorübergehender
sotane Ausbeutung fremden Gutes angehenden £>u-
manisten zugetraut; weit eher wohl Hütte er noch
an eine europäische Invasion der auf Sumatra so
gefürchteten Wanderaffen gedacht. Indes — ein-
mal muß es ja doch gesagt werden: wir gehörten
samt und sonders der Untertertia des humanistischen
Gymnasiums Lanzing an. und oft schon hatte unser
Klassenlehrer gesagt, die Beschäftigung mit den antiken
Sprachen und Klassikern veredle fürs ganze Leben.
Aebrigens hatten wir im vorwürfigen Fall unsere
Schultaschen mit der lateinischen Grammatik und
dem römischen Schriftsteller Cornelius Nepos vor
dem Gartenzaun abgelegt, damit er uns im Klettern
nicht behindere.

Genau um diese.Zeit sprach in den Mittags-
schlaf des Hofbesitzers Gundermann seine Gattin
hinein. „Adam", sprach sie. „steh auf. wenn du von unsre Schwarz-
kirsche noch >vas sehe willst! E Halbs Dutzed Lausbuebe hocke
wie de Kraintsvögel auf unsre Bäum drobe und fresse sich toll
und voll an. Grad Han i's entdeckt, und oiner hat mir sogar e
lange Näs runtegmacht. Adam, hascht ghört? E lange Näs!"
Daraufhin erhob sich der Adam mit einem Fluch aus seinem
Schlummer, holte den Ochsenfiesel aus seinem Lausarchiv und
begab sich an die Verteidigung seines Eigentums. Wir aber hatten
dieses bereits geräumt und befanden uns. etwas gedrückt allerdings
ob Frau Gundermanns „Entdeckung", auf dem Weg zur Schule.

Noch am selben Nachmittag — zwischen drei und vier Ahr
war's und Cornelius Nepos regierte die Stunde — tat sich die
Tür unseres Klassenzimmers auf. und unser alter Rektor und
Schulvorstand kam herein. Dieser Seelenkenner hatte Sinn für
Lumor und außerdem dazumal in der hocherhobenen Rechten
ein blaues Leftchen mit weißem Schild und „Cornelius

Karosserie-Neuschöpfungen der Mercedes-Benz-Werke.

Die Daimler-Benz A. G. hat auch in diesem Jahre in ihrem Spezialkarosseriewerk Sindelfingen wieder einige künstlerische
neue Modelle entwickelt. Unser Bild zeigt den Mercedes-Benz Nürburg-Achtzylinder als viersitziges Reisecabriolet, einen
Wagen, der durch die vollendete Harmonie eleganter Linienführung und handwerklicher Durchbildung überall Aufsehen
erregt und beim Schönheitswettbewerb in Wiesbaden mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde.

Anzeigen-Annakme: Verlag „Fliegende Blätter“, München 27, Möhlstr. 34 und alle Annoneen-Expeditionen

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