Zeichnung von C. I. Bauer
„Gerade habe ich deinen Doktor mit der jungen, reichen
Amerikanerin auf dem Promenadedeck gesehen."
„Na, den werde ich mir kaufen."
„Du, hör mal, ich fürchte, die hat schon auf ihn angezahlt."
Sommersang
Mang tat güldne Äurn, La sitt ick girne,
Wenn tat wogt un weigt in'n Sommerwind:
Wo üe rote Mahn
Un te Trämßen* stahn
Un üe lila Raden am dicksten sünd.
Gewer mi de Himmel, blag un sünnig:
Lütte Lämmerwolken trecken sacht.
Miüdagsklockenklang,
Seuter Lerchensang, —
Gch, wer denkt da woll an de Winternacht! —
Mang tat gütine Äurn, da mücht ick starben.
Wenn tat wogt un weigt in'n Sommerwind:
Mächte as 'ne Ähr,
Riep un null un swer,
Fallen, wenn de Dage am längsten sünd.
Gewer mi de Himmel, blag un sünnig,
Unner mi de weile Irdenschot.
Dörch de Ähren all
Geiht ein sachter Schall,
Spelt ein lütt verluren Lied von'n Dod.
-Kornblumen Martha Müller
Da paßt es
Der Arzt untersucht die junge Dame.
„Fräulein, Sie sollten einmal einen Tag
im Bett bleiben."
„Ach ja, Herr Doktor übermorgen, nach
dem Funkball."
Klein Erika hält dem Doktor ein Stück
Schokolade hin. Der Doktor geht auf den
Scherz ein und beißt davon ab.
Erika fängt an zu heulen.
„Aber warum weinst du denn? Du hast
es dem Lerrn Doktor doch selbst angeboten,"
sagen Mutter und Lertha.
„Ja" — erwidert Erika schluchzend —
„aber ihr habt doch gesagt, der Doktor
beißt nicht an — und nun hat er es doch
getan."
Nicht angebracht
Der junge Doktor Rabe hat sich als praktischer Arzt nieder-
gelassen. Sanitätsrat Strubel, sein Onkel, gibt ihm den Rat:
„Jedem Patienten mußt du mit fröhlichem Antlitz entgegentreten.
Wenn ich jemanden aus dem Wartezimmer zu mir Hereinbitte,
dann zeige ich ihm ein lächelndes Gesicht, und mit munterer
Stimme begrüße ich ihn. Das gibt dem Menschen gleich Vertrauen,
das macht ihm Hoffnung, das richtet ihn auf. Ja, das ist sehr
wichtig."
Zwei Wochen später erkundigt sich Sanitätsrat Strubel bei
dem Reffen: „Nun, wie macht es sich? Lat sich schon jemand
eingestellt?"
„Ein Mensch ist gekommen. And ich habe deinen Rat befolgt
und ihn munter begrüßt. Ein Gesicht Hab' ich gemacht, als wenn
mir die ganze Welt gehörte. And dann stellte sich heraus, daß
der Mann vom Finanzamt kam." —on.
20
Ä)ieder einmal telephonierte Edith stundenlang mit dem
jungen Willi Pritsch.
Da haute der Vater mit der Faust auf die Tischplatte, die
an einer bestimmten Stelle von diesem ständigen Gebaren des
geplagten Laushaltungsvorstandes schon ganz ausgebaucht war.
„Also, Edith, so geht das nicht weiter!"
„Was geht nicht weiter, Papa?"
„Das weißt du ganz genau."
„Aber Papa, ich bin doch keine Gedankenleserin."
Mit solcher dialektischer Weichenstellertaktik leitete man den
guten Vater gewöhnlich auf ein totes Gleis. Aber heute verfing
das nicht.
„Diese Flatterhaftigkeit muß aufhören. Ich sage dir nur das
eine, liebes Kind: Willi Pritsch ist der letzte Bräutigam, den du
gehabt hast!"
„Aber Vati," stammelte Edith, „was heißt denn das? Soll
ich ihn etwa heiraten?"
„Gerade habe ich deinen Doktor mit der jungen, reichen
Amerikanerin auf dem Promenadedeck gesehen."
„Na, den werde ich mir kaufen."
„Du, hör mal, ich fürchte, die hat schon auf ihn angezahlt."
Sommersang
Mang tat güldne Äurn, La sitt ick girne,
Wenn tat wogt un weigt in'n Sommerwind:
Wo üe rote Mahn
Un te Trämßen* stahn
Un üe lila Raden am dicksten sünd.
Gewer mi de Himmel, blag un sünnig:
Lütte Lämmerwolken trecken sacht.
Miüdagsklockenklang,
Seuter Lerchensang, —
Gch, wer denkt da woll an de Winternacht! —
Mang tat gütine Äurn, da mücht ick starben.
Wenn tat wogt un weigt in'n Sommerwind:
Mächte as 'ne Ähr,
Riep un null un swer,
Fallen, wenn de Dage am längsten sünd.
Gewer mi de Himmel, blag un sünnig,
Unner mi de weile Irdenschot.
Dörch de Ähren all
Geiht ein sachter Schall,
Spelt ein lütt verluren Lied von'n Dod.
-Kornblumen Martha Müller
Da paßt es
Der Arzt untersucht die junge Dame.
„Fräulein, Sie sollten einmal einen Tag
im Bett bleiben."
„Ach ja, Herr Doktor übermorgen, nach
dem Funkball."
Klein Erika hält dem Doktor ein Stück
Schokolade hin. Der Doktor geht auf den
Scherz ein und beißt davon ab.
Erika fängt an zu heulen.
„Aber warum weinst du denn? Du hast
es dem Lerrn Doktor doch selbst angeboten,"
sagen Mutter und Lertha.
„Ja" — erwidert Erika schluchzend —
„aber ihr habt doch gesagt, der Doktor
beißt nicht an — und nun hat er es doch
getan."
Nicht angebracht
Der junge Doktor Rabe hat sich als praktischer Arzt nieder-
gelassen. Sanitätsrat Strubel, sein Onkel, gibt ihm den Rat:
„Jedem Patienten mußt du mit fröhlichem Antlitz entgegentreten.
Wenn ich jemanden aus dem Wartezimmer zu mir Hereinbitte,
dann zeige ich ihm ein lächelndes Gesicht, und mit munterer
Stimme begrüße ich ihn. Das gibt dem Menschen gleich Vertrauen,
das macht ihm Hoffnung, das richtet ihn auf. Ja, das ist sehr
wichtig."
Zwei Wochen später erkundigt sich Sanitätsrat Strubel bei
dem Reffen: „Nun, wie macht es sich? Lat sich schon jemand
eingestellt?"
„Ein Mensch ist gekommen. And ich habe deinen Rat befolgt
und ihn munter begrüßt. Ein Gesicht Hab' ich gemacht, als wenn
mir die ganze Welt gehörte. And dann stellte sich heraus, daß
der Mann vom Finanzamt kam." —on.
20
Ä)ieder einmal telephonierte Edith stundenlang mit dem
jungen Willi Pritsch.
Da haute der Vater mit der Faust auf die Tischplatte, die
an einer bestimmten Stelle von diesem ständigen Gebaren des
geplagten Laushaltungsvorstandes schon ganz ausgebaucht war.
„Also, Edith, so geht das nicht weiter!"
„Was geht nicht weiter, Papa?"
„Das weißt du ganz genau."
„Aber Papa, ich bin doch keine Gedankenleserin."
Mit solcher dialektischer Weichenstellertaktik leitete man den
guten Vater gewöhnlich auf ein totes Gleis. Aber heute verfing
das nicht.
„Diese Flatterhaftigkeit muß aufhören. Ich sage dir nur das
eine, liebes Kind: Willi Pritsch ist der letzte Bräutigam, den du
gehabt hast!"
„Aber Vati," stammelte Edith, „was heißt denn das? Soll
ich ihn etwa heiraten?"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Gerade habe ich deinen Doktor mit der jungen, reichen Amerikanerin auf dem Promenadedeck gesehen."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 177.1932, Nr. 4537, S. 20
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg