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Das Zimmer und der Ofen

Don Peter Robinson

Wayke ist in eine neue Wohnung gezogen. In der früheren
hat er sich zu oft wegen der Zentralheizung ärgern müssen. Zm
Lerbst fing man mit dem Leizen zu spät an, und im Frühjahr
hörte man zu früh auf; so ist das ja gewöhnlich. Zn der neuen
Wohnung hat Watzke Oefen; nun kann er Heizen, wann er will,
und wenn es im Juli oder August sein sollte. Aber wir wollen
hoffen, daß dies doch nicht nötig sein wird, denn es würde ja
nicht nur Watzke treffen, der uns egal sein kann, sondern auch
uns und alle andern Leute in der Gegend.

Watzke ist jetzt — es ist Mitte Januar — fertig eingerichtet,
und nun hat er den Vetter Kriegler eingeladen, doch einmal zu
Besuch zu kommen und die Behausung anzuschauen. Es ist für
Watzke eine gute Gelegenheit gewesen, wieder einmal mit dem
Vetter Kriegler anzuknüpfen. Die beiden haben einander eigent.
lich ganz gern, aber sie zanken sich leicht und sind dann oft lange
Zeit böse miteinander. Ach, daß doch die Menschen nicht Frie-
den halten können I

Leute nun stellt sich Kriegler ein; er hat sich auch über die

Zeichnung von M. (Elan*

Gelegenheit gefreut. Er bringt sogar ein Geschenk mit, einen
kleinen, sehr originellen Kaktus. Watzke ist nämlich Kakteenfreund.

Kriegler hat sich die Wohnung angesehen und hübsch gefunden.
Man hat im Eßzimmer Kaffee getrunken und sitzt nun in Watzkes
sogenanntem Arbeitszimmer, um noch ein behagliches Stündchen
zu genießen. Aber etwas Wesentliches fehlt zur Behaglichkeit.
Rach einer Viertelstunde schüttelt sich Kriegler. „Eigentlich ist es
hier ein bißchen kalt, nicht wahr?"

„Ja leider — es ist wirklich etwas ungemütlich." Watzke ist
verdrossen, weil er jetzt einen Mangel seiner neuen Wohnung
zugeben muß. „Der Ofen ist ordentlich geheizt, aber die Sache ist
die: das Zimmer ist zu groß für den Ofen."

„Ahal" Der Vetter Kriegler müßte sich jetzt eigentlich Um-
sehen und das Zimmer und den Ofen wenigstens flüchtig mit den
Augen messen. Aber das tut er nicht; er schaut vielmehr vor sich
hin und denkt nach. And dann meint er: „Ree, mein Lieber, das
stimmt nicht."

„Aber bitte: ich habe das Zimmer gemessen und den Ofen
auch, Kubikinhalt des Zimmers und Qua-
drat der Leizfläche — jeder Leiztechniker
wird mir recht geben." Watzke ist leicht
gereizt, weil der Vetter Kriegler ihm nicht
zu glauben scheint.

Der Vetter Kriegler meint aber etwas
ganz anderes. Er belehrt: „Du hast ge-
sagt: Das Zimmer ist zu groß für den
Ofen. — Das ist falsch, das ist verkehrt.
Es muß heißen: Der Ofen ist zu klein
für das Zimmer."

„Das kommt doch auf dasselbe 'raus.
Das ist doch Jacke wie Lose."

Der Vetter Kriegler schüttelt unge-
duldig den Kopf. „Aber nein, das ist nicht
das gleiche. Das Zimmer ist zuerst da,
und nach ihm hat sich der Ofen zu richten.
Wenn Zimmer und Ofen nicht zueinander
passen, dann ändert man doch nicht das
Zimmer, sondern den Ofen. Nicht am
Zimmer ist etwas zu beanstanden, sondern
am Ofen. Ergo: der Ofen ist zu klein für
das Zimmer."

„Das sind lächerliche Spitzfindigkeiten.
Wenn zwei Dinge fl und B nicht im er-
forderlichen Einklang zu einander stehen,
dann kann ich eine diesbezügliche Aussage
sowohl gegen fl wie auch gegen B richten.
Da kann ich dir Dutzende von Beispielen
geben."

„Bitte, bitte!" Der Vetter Kriegler
ist sehr kampflustig.

„Also: Angenommen, du hast Gäste
zum Essen und mußt fürchten, daß sie
nicht satt werden. Dann kannst du eben-
sogut sagen: Es sind zu viel Gäste für
das Essen dal wie auch: Es ist zu wenig
Essen für die Gäste da!"

„Nein, das kann ich nicht!" triumphiert
der Vetter Kriegler. „Wenigstens nicht
in einem und demselben Fall. Wenn ich
sage: Es sind zu viel Gäste für das Essen
da! — dann ist eigentlich genügend Essen
hergerichtet worden, es sind aber mehr

Reitschule „Die Schose wird mir langweilig. Ich Hab' mich eigentlich nur in der
Loffnung hergesetzt, daß sich jemand recht ungeschickt anstellen wird.
Aber jetzt muß ich fort."

„Und gerade jetzt, Lerr Dottor, will ich auch auf einen Gaul steigen."
„O, dann bleibe ich natürlich noch mit Vergnügen hier."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Reitschule"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 177.1932, Nr. 4554, S. 292
 
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