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Dagegen wird wohl bald irgendein Bund von Men-
schenfreunden protestieren. Gerade diese Leute Porte-
monnaies machen zu lassen, die sie nicht füllen dürfen —
— das heißt doch, ihnen Tantalusqualen zu bereiten.

-HK

Leider kann das Konzert nicht stattfinden; das verehrte Publikum
wird gebeten, sich an die Kasse zu bemühen und das Eintrittsgeld
zurückzunehmen.

Auch Blaustein stellt sich an der Kasse ein. Der Kassierer sieht die

Karte an. „Aber mein Lerr-das ist ja eine Freikarte!"

„Allerdings. Ich Hab' mir aber ein Auto genommen-macht

2 Mark 20."

Meinen Sie das nicht auch?

Leo und Willi Sklarek, die ihre Strafen im Zuchthaus in
Luckau verbüßen, werden jetzt mit der Verstellung von Porte-
monnaies beschäftigt.

Die Reichspost gibt ermahnend bekannt, daß jährlich
drei Millionen Briefe in Deutschland nicht zugestellt
werden können.

An dieser hohen Zahl ist wohl der Amstand schuld,
daß so viele Klagen und Beschwerden an die falsche
Adresse gerichtet werden.

Ein amerikanisches Konsortium will zum Besuch noch
unerforschter Gegenden Expeditionen nach Mittel- und
Südamerika ausrüsten. Reu entdeckte Berge, Flüsse,
Seen, Schluchten usw. sollen gegen — natürlich recht
hohe — Bezahlung nach Leuten benannt werden, die
dadurch ihren Namen bekannt machen wollen.

Die allgemeine Wirtschaftslage dürfte diesem Ge-
schäft nicht günstig sein. Leute, die gegenwärtig noch viel
Geld einsacken, sind selten und haben meist Veranlassung,
mit ihrem Namen zurückzuhalten. And für Geographie
haben sie nur Interesse, wenn sie überlegen, wohin sie
im Notfall verschwinden könnten.

Der Wiener Baron Louis von Rothschild, der in
dem kostbaren Rothschildschen Palais nur noch zwei
Zimmer und Küche benutzt, ist zur Leistung des Offen-
barungseides geladen worden.

Das ist eine Zeit! Wenn einem jetzt jemand erzählt:

„Mir geht's wie Rothschild!"-dann muß man ihm

das herzlichste Beileid aussprechen.

Aus Amerika wird gemeldet, daß dort der Rund-
funktechnik eine Konstruktion gelungen sei, die der Stimine eines
Rundfunksprechers ganz nach Wunsch eine besondere Klangfarbe
zu geben vermöge, rauh oder herzlich, streng oder einschmeichelnd.

Der Rundfunk wird eben mehr und mehr der Politik dienst-
bar gemacht. Piro

Man trässt ^öaftanfLN Von Peker Robinson

Seit zehn Monaten bilden Buchsbaums eine Familie. Vor-
her waren zwei Jahre lang nur Albert und Elly Buchsbaum
allein da, aber dann kam Kurtchen hinzu, der sich in den zehn
Monaten tüchtig entwickelt hat. Er krabbelt schon eifrig herum,
und nächstens wird er wohl anfangen zu gehen. Elly Buchsbaum,
eine sehr besorgte Mutter, ist freilich im Zweifel, ob das nicht zu
früh fein würde und ihm schaden könnte. Aber Albert, ein stolzer
Vater, meint, wenn der Junge so früh buchstäblich auf eigenen
Füßen stehe, dann werde er das später auch in übertragenem
Sinne tun, und das wäre eine köstliche Aussicht heutzutage, wo die
meisten Eltern sich schwere Sorgen um ihre Kinder machen müßten.

Neulich war der Vetter Julius einen Abend bei Buchsbaums.
Es war ein gemütlicher Abend, aber leider mußte der Vetter Ju-
lius nachher mit einer Beule an der Stirn nach Äause gehen.
Diese Beule hatte er sich geholt, als er mit dem Kops gegen
einen Tischfuß gestoßen war — beim Suchen nach einem Gegen-
stände, den er mit dem Taschentuch aus der Rocktasche gezogen
hatte. Es war aber kein Wertgegenstand, sondern nur eine Ka-
stanie, aber nicht einmal eine eßbare, nur eine ganz gewöhnliche
Roßkastanie. Buchsbaums wunderten sich, daß der Vetter Julius
nicht nur eine, sondern sogar, wie sich dann herausstellte, im gan-
zen acht Kastanien bei sich trug, in verschiedene Taschen verteilt.

Der Vetter Julius aber wunderte sich, daß Buchsbaums sich
wunderten. „Ja, habt ihr denn noch gar nichts davon gehört?
302

Alle Welt trägt doch jetzt Kastanien — die Äerren in den Ta-
schen, die Damen im Blusenausschnitt. Kastanien sind doch das
beste, heilend wie auch vorbeugend wirkende Mittel gegen Rheu-
matismus, gegen Grippe, Schnupfen und solche Sachen. Also
vorzüglich jetzt zu Beginn des Winters angezeigt."

„Das ist Blödsinn!" meinte Albert Buchsbaum. „Du ißt die
Kastanien doch nicht, und was soll das bloße Tragen nützen?"

„Es handelt sich jedenfalls um irgendwelche Ausstrahlungen;
das wird man noch Herauskriegen. Daß die Roßkastanie früher
einmal zum Äeilschatz gehört hat, ist nur vergessen worden. Viel-
leicht hat man sie einst nur ihrer Heilwirkung wegen zu uns ge-
bracht. Aus der Türkei, wo sie schon immer hoch angesehen war.
Na, und unter den Türken findet man doch die ältesten und ge-
sündesten Leute! Ihr habt keinen Begriff, wie wohl ich mich fühle,
seit ich die Kastanien bei mir trage. And andern Leuten geht es
gerade so. Ich habe einen älteren Kollegen, der hat sonst jedes
Jahr um diese Zeit schwer an Rheumatismus gelitten. Jetzt hat

er Kastanien-keine Spur von Rheumatismus! Ist übrigens

sein Glück, sonst würde er am Ende abgebaut werden. Also Kin-
der: ich kann euch nur raten — verschafft euch Kastanien! Manche

Grünkramhändler haben sie schon auf Lager-weil sie jetzt

so sehr verlangt werden. Aber auch jeder Junge auf der Straße
gibt euch für einen Groschen welche. Iungens haben um diese
Zeit ja immer Kastanien."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Leider kann das Konzert nicht stattfinden; ..."
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Götz, Ferdinand
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 177.1932, Nr. 4554, S. 302
 
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