Aussicht
Knicbus hat schon öfter von Direktor Bock kleine, zuerst nicht
unwillig, dann aber mit immer größerem Widerstreben hergegebene
Zuwendungen erhalten. Es ist zu vermuten, daß Kniebus noch
eine ganze Masse anderer Leute kennt, die ihm unter die Arme
greifen, und daß er fortwährend auf kleinen Brandschatzungs-
reisen ist.
Leute hat Direktor Bock aber keine Lust mehr, was heraus-
zurücken, und Kniebus muß erst beträchtlich jammern. „Na
schön!" sagt Direktor Bock endlich. „Ich werde Ihnen noch mal
10 Mark geben, aber dafür müssen Sie was tun. Eine kleine
Bestellung müssen Sie ausrichten. Kann ich mich darauf
verlassen?"
„Ehrenwort, Lerr Direktor!" ver-
sichert Kniebus.
„Gut, hier sind die lO Mark.
Und nun gehen Sie, und wenn Sie
an meinem Portier vorbeikommen,
dann sagen Sie ihm, daß er Sie nie
wieder hineinlassen darf."
„Wird besorgt! Meinen er-
gebensten Dank, Lerr Direktor!" sagt
Kniebus ganz unerschüttert und geht.
Aber an der Tür bleibt er stehen.
„Gestatten Sie »och eine Frage, Lerr
Direktor: der Portier ist doch schon
so'n alter Mann — — wann wird
er abgebaut?" —on.
„Ä)ie's nur so dumm hergeh'n
kann..."
Mein altes Dienstmännchen vorn
an der Ecke bejammert sein gebrech-
liches Alter, sein Alleinsein. Warum
er nicht geheiratet habe? — frage ich.
Und er erzählt, daß er als junger
Mensch nie recht gesund gewesen sei,
und daß ihm die Aerzte kein langes
Leben prophezeit hätten, und so habe
er nicht eine Frau unglücklich machen
wollen und sei ledig geblieben, derweil
sei er inzwischen 68 Jahre alt ge-
worden, „wie's nur so dumm hergeh'n
kann" ... schließt er.
306
aber von Lannibal weiß der Mann nichts, und den
Lamilkar hält er für die Automarke Amilkar."
Fatal
Zange steht vor einem Laden, am Schaufenster. Korkig taucht
auf, der den Leute» so gern was Unangenehmes sagt. „Sieh da,
Lerr Zange — guten Tag! Lange nicht gesehn. Aber Sie schauen
gar nicht gut aus. Woran fehlt's denn? Ist Ihnen was zuge-
stoßen? Was Unangenehmes passiert? Sie machen einen so un-
glücklichen Eindruck, mein Bester."
Da kommt aus dem Laden eine Dame, die sich zu Zange
gesellt. Und Zange sagt: „Gestatten Sie, Lerr Korkig, daß ich
Sie meiner Frau vorstelle-ich habe vorige Woche geheiratet."
Piro
Etwas unartig
Schellack und Bombe wandern von einem Vereinsabend
heimwärts. Schellack ist unzufrieden,
Bombe ist höchst übler Laune. Des-
halb schweige» beide.
Als sie bei Bombes Laustür an-
gelangt sind, bemerkt Schellack: „Also
diese blöden Veranstaltungen mache
ich nicht mehr mit. Wie mir die Ge-
sellschaft auf die Nerven fällt! Sie
waren wirklich der einzige vernünftige
Mensch, den ich da heute abend ge-
troffen habe."
„So?" knurrt Bombe. „Na, ich
Hab' überhaupt keinen gefunden."
Eignung
Eine ganze Stunde lang hat Olga
Knobbe auf den Gatten eingeredet,
der still und ergeben zugehört hat.
Oder vielleicht auch nicht; am Ende
hat er an ganz andere Dinge gedacht,
und die strömende Rede der Gattin
ist nur wie etwa das Rauschen eines
Baches an sein Ohr geklungen.
Gott sei Dank, jetzt ist Schluß!
Knobbe atmet auf. „Weißt du, Olga,
du könntest Ansagerin beim Rund-
funk fein."
„Warum? Meinst du wegen mei-
nes Organs?"
„Nee! Aber du kannst immerzu
reden, ohne daß du eine Antwort
erwartest." E. P.
Knicbus hat schon öfter von Direktor Bock kleine, zuerst nicht
unwillig, dann aber mit immer größerem Widerstreben hergegebene
Zuwendungen erhalten. Es ist zu vermuten, daß Kniebus noch
eine ganze Masse anderer Leute kennt, die ihm unter die Arme
greifen, und daß er fortwährend auf kleinen Brandschatzungs-
reisen ist.
Leute hat Direktor Bock aber keine Lust mehr, was heraus-
zurücken, und Kniebus muß erst beträchtlich jammern. „Na
schön!" sagt Direktor Bock endlich. „Ich werde Ihnen noch mal
10 Mark geben, aber dafür müssen Sie was tun. Eine kleine
Bestellung müssen Sie ausrichten. Kann ich mich darauf
verlassen?"
„Ehrenwort, Lerr Direktor!" ver-
sichert Kniebus.
„Gut, hier sind die lO Mark.
Und nun gehen Sie, und wenn Sie
an meinem Portier vorbeikommen,
dann sagen Sie ihm, daß er Sie nie
wieder hineinlassen darf."
„Wird besorgt! Meinen er-
gebensten Dank, Lerr Direktor!" sagt
Kniebus ganz unerschüttert und geht.
Aber an der Tür bleibt er stehen.
„Gestatten Sie »och eine Frage, Lerr
Direktor: der Portier ist doch schon
so'n alter Mann — — wann wird
er abgebaut?" —on.
„Ä)ie's nur so dumm hergeh'n
kann..."
Mein altes Dienstmännchen vorn
an der Ecke bejammert sein gebrech-
liches Alter, sein Alleinsein. Warum
er nicht geheiratet habe? — frage ich.
Und er erzählt, daß er als junger
Mensch nie recht gesund gewesen sei,
und daß ihm die Aerzte kein langes
Leben prophezeit hätten, und so habe
er nicht eine Frau unglücklich machen
wollen und sei ledig geblieben, derweil
sei er inzwischen 68 Jahre alt ge-
worden, „wie's nur so dumm hergeh'n
kann" ... schließt er.
306
aber von Lannibal weiß der Mann nichts, und den
Lamilkar hält er für die Automarke Amilkar."
Fatal
Zange steht vor einem Laden, am Schaufenster. Korkig taucht
auf, der den Leute» so gern was Unangenehmes sagt. „Sieh da,
Lerr Zange — guten Tag! Lange nicht gesehn. Aber Sie schauen
gar nicht gut aus. Woran fehlt's denn? Ist Ihnen was zuge-
stoßen? Was Unangenehmes passiert? Sie machen einen so un-
glücklichen Eindruck, mein Bester."
Da kommt aus dem Laden eine Dame, die sich zu Zange
gesellt. Und Zange sagt: „Gestatten Sie, Lerr Korkig, daß ich
Sie meiner Frau vorstelle-ich habe vorige Woche geheiratet."
Piro
Etwas unartig
Schellack und Bombe wandern von einem Vereinsabend
heimwärts. Schellack ist unzufrieden,
Bombe ist höchst übler Laune. Des-
halb schweige» beide.
Als sie bei Bombes Laustür an-
gelangt sind, bemerkt Schellack: „Also
diese blöden Veranstaltungen mache
ich nicht mehr mit. Wie mir die Ge-
sellschaft auf die Nerven fällt! Sie
waren wirklich der einzige vernünftige
Mensch, den ich da heute abend ge-
troffen habe."
„So?" knurrt Bombe. „Na, ich
Hab' überhaupt keinen gefunden."
Eignung
Eine ganze Stunde lang hat Olga
Knobbe auf den Gatten eingeredet,
der still und ergeben zugehört hat.
Oder vielleicht auch nicht; am Ende
hat er an ganz andere Dinge gedacht,
und die strömende Rede der Gattin
ist nur wie etwa das Rauschen eines
Baches an sein Ohr geklungen.
Gott sei Dank, jetzt ist Schluß!
Knobbe atmet auf. „Weißt du, Olga,
du könntest Ansagerin beim Rund-
funk fein."
„Warum? Meinst du wegen mei-
nes Organs?"
„Nee! Aber du kannst immerzu
reden, ohne daß du eine Antwort
erwartest." E. P.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Leute sind hier von einer schrecklichen Unwissenheit!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)