Zeichnung von M. Slau»
Die Frau des Stars rächt sich
„Mein Mann erlaubt doch nie, daß ich irgend etwas tue, wenn er singt. Gestern war ich
böse mit ihm, da habe ich einfach seine Platten ablaufen lasten und dazu Strümpfe gestrickt!"
„Ach so!" dehnte ich.
„Sie werden selbst gefunden
haben, daß die meisten Men-
schen kleinzügiger sind als die-
ser Schaffner."
„Jaja", begann ich die Ma-
rotte des alten Lerrn zu be-
greifen, „sein Benehmen war
äußerst flätig!"
Es hätte nicht viel gefehlt,
und der Mann hätte mich ge-
stüm umarmt.
„Welch verhostte Freude!"
rief er aus. „Sie kennen meine
Schriften? Natürlich, das ist
klipp!"
„Meine Frau kennt sie,"
lenkte ich ab. „Sie haben viel
geschrieben, nicht wahr?"
„O ja, ich war immer ein
Fleißpelz. Die deutsche Spra-
che verdankt mir eine kolossale
Bereicherung. Aber, glauben
Sie mir: ich habe dafür wenig
Bill geerntet. Die Mitmen-
schen lieben es nicht, einen zu
verglimpfen."
Ich war angelangt. An der
Laltestelle wartete meine Frau
mit unserm Buben. Ich winkte
ihnen zu und erhob mich.
„Ah, Sie haben Kinder?
Loffentlich sind sie bändig!"
„Es geht," sagte ich, „doch
jetzt entschuldigen Sie mich.
Es war mir sehr liebsam."
„Ich habe mich säglich ge-
freut, mein Lerr."
Peter Kringel
Enttäuschung
„O, sie liebt mich l Wie herz-
lich sie mir aus dem Fenster
nachwinkte I"
„Unsinn! Sie schüttelte nur
das Staubtuch aus."
Sprachbereicherung
In der Elektrischen saß ein Mann von gebildetem, aber ver-
worrenem Aussehen neben mir. Als er seinen Fahrschein lösen
wollte, stellte sich heraus, daß er nur einen Zwanzigmarkschein
und ein Zehnpfennigstück hatte. Die Fahrt kostete 15 Pfennige,
und der Schaffner konnte nicht wechseln. Da sah sich der Schaffner
mit einem kurzen, aber kennerischen Blick den Fahrgast an und
erbot sich, ihm 5 Pfennige zu leihen.
Er würde es schon wieder kriegen, meinte er zuversichtlich.
Der gebildet, aber verworren aussehende Lerr dankte ihm.
Dann richtete er seinen Blick auf mich.
„Welch wirsches Erlebnis!" sagte er.
„Wie bitte?" fragte ich.
„Nun," fuhr er fort, „ist es nicht schön, wenn einem das
Gemach widerfährt, einem trauischen Menschen zu begegnen?"
„Wovon sprechen Sie eigentlich?" erkundigte ich mich reserviert.
„Bon diesem Schaffner, mein Lerr, den ich umwunden für
einen Lold erklären möchte."
374
Ersparnis
„Was ich für 'n Glück gehabt habe, als ich mit dem Flug-
zeug in den Zoologischen Garten fiel!"
„Es war wohl billiger Sonntag?"
Einwand
„Sie wollen nicht gewußt haben, daß das Theaterbillett ge-
stohlen war, das Sie Ihrem Freunde abkauften? Ein Billett für
zehn Mark kauft man aber doch nicht für eine?"
„Es war sehr beschmutzt, Lerr Richter!"
Ausstieg
„Du sollst schon wieder vor dem Jugendgericht gestanden
haben, Nichtsnutz?"
„Das war's letztemal!"
„Willst du dich endlich bessern?"
„Nee, aber's nächstemal komme ich vor ein richtiges Gericht!"
Die Frau des Stars rächt sich
„Mein Mann erlaubt doch nie, daß ich irgend etwas tue, wenn er singt. Gestern war ich
böse mit ihm, da habe ich einfach seine Platten ablaufen lasten und dazu Strümpfe gestrickt!"
„Ach so!" dehnte ich.
„Sie werden selbst gefunden
haben, daß die meisten Men-
schen kleinzügiger sind als die-
ser Schaffner."
„Jaja", begann ich die Ma-
rotte des alten Lerrn zu be-
greifen, „sein Benehmen war
äußerst flätig!"
Es hätte nicht viel gefehlt,
und der Mann hätte mich ge-
stüm umarmt.
„Welch verhostte Freude!"
rief er aus. „Sie kennen meine
Schriften? Natürlich, das ist
klipp!"
„Meine Frau kennt sie,"
lenkte ich ab. „Sie haben viel
geschrieben, nicht wahr?"
„O ja, ich war immer ein
Fleißpelz. Die deutsche Spra-
che verdankt mir eine kolossale
Bereicherung. Aber, glauben
Sie mir: ich habe dafür wenig
Bill geerntet. Die Mitmen-
schen lieben es nicht, einen zu
verglimpfen."
Ich war angelangt. An der
Laltestelle wartete meine Frau
mit unserm Buben. Ich winkte
ihnen zu und erhob mich.
„Ah, Sie haben Kinder?
Loffentlich sind sie bändig!"
„Es geht," sagte ich, „doch
jetzt entschuldigen Sie mich.
Es war mir sehr liebsam."
„Ich habe mich säglich ge-
freut, mein Lerr."
Peter Kringel
Enttäuschung
„O, sie liebt mich l Wie herz-
lich sie mir aus dem Fenster
nachwinkte I"
„Unsinn! Sie schüttelte nur
das Staubtuch aus."
Sprachbereicherung
In der Elektrischen saß ein Mann von gebildetem, aber ver-
worrenem Aussehen neben mir. Als er seinen Fahrschein lösen
wollte, stellte sich heraus, daß er nur einen Zwanzigmarkschein
und ein Zehnpfennigstück hatte. Die Fahrt kostete 15 Pfennige,
und der Schaffner konnte nicht wechseln. Da sah sich der Schaffner
mit einem kurzen, aber kennerischen Blick den Fahrgast an und
erbot sich, ihm 5 Pfennige zu leihen.
Er würde es schon wieder kriegen, meinte er zuversichtlich.
Der gebildet, aber verworren aussehende Lerr dankte ihm.
Dann richtete er seinen Blick auf mich.
„Welch wirsches Erlebnis!" sagte er.
„Wie bitte?" fragte ich.
„Nun," fuhr er fort, „ist es nicht schön, wenn einem das
Gemach widerfährt, einem trauischen Menschen zu begegnen?"
„Wovon sprechen Sie eigentlich?" erkundigte ich mich reserviert.
„Bon diesem Schaffner, mein Lerr, den ich umwunden für
einen Lold erklären möchte."
374
Ersparnis
„Was ich für 'n Glück gehabt habe, als ich mit dem Flug-
zeug in den Zoologischen Garten fiel!"
„Es war wohl billiger Sonntag?"
Einwand
„Sie wollen nicht gewußt haben, daß das Theaterbillett ge-
stohlen war, das Sie Ihrem Freunde abkauften? Ein Billett für
zehn Mark kauft man aber doch nicht für eine?"
„Es war sehr beschmutzt, Lerr Richter!"
Ausstieg
„Du sollst schon wieder vor dem Jugendgericht gestanden
haben, Nichtsnutz?"
„Das war's letztemal!"
„Willst du dich endlich bessern?"
„Nee, aber's nächstemal komme ich vor ein richtiges Gericht!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Frau des Stars rächt sich"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 177.1932, Nr. 4559, S. 374
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg