Silvester mit einem Lunde
Siebenbrot blinzelte dem Dackel listig
zu. „Du wirst es ja gesehen haben, wenn
sie es getan hat. Vor dir wird sie keine
Angst gehabt haben, denn sie weiß ja nicht,
daß du heute sprechen kannst. Na, und ge-
schämt hat sie sich vor dir auch nicht. Also
sage mal: geht die alte Schraube, die Tiede,
an meinen Wein? An meinen Rum und
Schnaps? Säuft sie heimlich mit? Oder
nein — das darf ich nicht sagen, denn ich
saufe nicht, ich trinke nur. Ich muß also
sagen: trinkt sie heimlich mit? Du willst
es mir nicht verraten, alter Bursche? Aha,
du sürcktest, daß ich von deiner Mitteilung
Gebrauch machen könnte, und daß die Tiede
dir dann böse sein würde. Nee, keine Sorge!
Ich jage nichts wieder — mein Ehrenwort!
Ich gebe dir mein feierliches Ehrenwort
Also los: genehmigt sich die Tiede manch-
mal ein Gläschen?"
„Io, jo — o v!" heulte der Dackel
Nummelpuff.
Siebenbrot freute sich. „Das habe ich
mir schon längst gedacht. Na, laß sie! Ich gönn's ihr. Wenigstens
an meinen Tabak geht sie nicht. And sie ist ja sonst eine ordent-
liche Person. Kocht ausgezeichnet. Du bist doch auch mit ihr zu-
frieden, nicht wahr? Was sagst du? Nicht genug delikate Sachen
gibt sie dir, zu oft Brotsuppe bloß mit einem Bröckchen Suppen-
fleisch darin. Du willst Schnitzel und Koteletts. Ja, mein Lieber,
was verlangst du-bei den Zeiten! Bedenke: nächstens muß
ich für dich wieder Lundesteuer bezahlen. Ich muß einen Lausen
Geld blechen, und dafür kriegst du bloß eine elende kleine Blech-
marke. Was sagst du dazu?"
„Sau — au — au - erei!"
„Sauereil Da hast du recht. Du weißt treffliche Bezeich-
nungen zu finden. Dein Wortschatz ist jedenfalls nur klein, aber
er enthält Perlen. Na, stärken wir uns nach dem Gedanken an
die Kundesteuer. Prost!"
„Prau au — aust!"
„Danke, danke. Ist aber doch ganz gut, daß du nicht mit-
trinkst. Ich muß mir schon wieder ein Gläschen nehme». Man
muß das alte Jahr ersäufen, es hat es nicht besser verdient. Was
brüllst du da? Lieber Menschen ersäufen, die das Jahr so schlecht
gemacht haben? Da hast du ganz recht, Rummelpuff. Oho, ich
wüßte schon manche. Da wäre also mal erst der Lund von-
ah so, entschuldige: der Schuft von Bankier. Einen Tag, ehe der
Kerl die Bude zumachte, habe ich noch bei ihm eingezahlt. Was
sagst du dazu?"
„Du — u — u — umm!"
„Dumm? Quatsch! Da haben noch andere und sehr gescheite
Leute eingezahlt. Kein Mensch glaubte, daß der Lerr Krotki mit
seinem altrenommierten Bankgeschäft Pleite machen würde; man
hatte ja keine Ahnung, wie er mit dem ihm anvertrauten Gelbe
aaste. So ein-"
„Gau — au — au — ner!"
„Nichtig, ein Gauner ist er. Schon wieder hast du dich sehr
treffend ausgedrückt. Es gibt so viele Gauner. Ja, wenn die
O diese Skivereine!
Es war einmal ein idealer Skiberg
— - aber das sprach sich herum!
407
Siebenbrot blinzelte dem Dackel listig
zu. „Du wirst es ja gesehen haben, wenn
sie es getan hat. Vor dir wird sie keine
Angst gehabt haben, denn sie weiß ja nicht,
daß du heute sprechen kannst. Na, und ge-
schämt hat sie sich vor dir auch nicht. Also
sage mal: geht die alte Schraube, die Tiede,
an meinen Wein? An meinen Rum und
Schnaps? Säuft sie heimlich mit? Oder
nein — das darf ich nicht sagen, denn ich
saufe nicht, ich trinke nur. Ich muß also
sagen: trinkt sie heimlich mit? Du willst
es mir nicht verraten, alter Bursche? Aha,
du sürcktest, daß ich von deiner Mitteilung
Gebrauch machen könnte, und daß die Tiede
dir dann böse sein würde. Nee, keine Sorge!
Ich jage nichts wieder — mein Ehrenwort!
Ich gebe dir mein feierliches Ehrenwort
Also los: genehmigt sich die Tiede manch-
mal ein Gläschen?"
„Io, jo — o v!" heulte der Dackel
Nummelpuff.
Siebenbrot freute sich. „Das habe ich
mir schon längst gedacht. Na, laß sie! Ich gönn's ihr. Wenigstens
an meinen Tabak geht sie nicht. And sie ist ja sonst eine ordent-
liche Person. Kocht ausgezeichnet. Du bist doch auch mit ihr zu-
frieden, nicht wahr? Was sagst du? Nicht genug delikate Sachen
gibt sie dir, zu oft Brotsuppe bloß mit einem Bröckchen Suppen-
fleisch darin. Du willst Schnitzel und Koteletts. Ja, mein Lieber,
was verlangst du-bei den Zeiten! Bedenke: nächstens muß
ich für dich wieder Lundesteuer bezahlen. Ich muß einen Lausen
Geld blechen, und dafür kriegst du bloß eine elende kleine Blech-
marke. Was sagst du dazu?"
„Sau — au — au - erei!"
„Sauereil Da hast du recht. Du weißt treffliche Bezeich-
nungen zu finden. Dein Wortschatz ist jedenfalls nur klein, aber
er enthält Perlen. Na, stärken wir uns nach dem Gedanken an
die Kundesteuer. Prost!"
„Prau au — aust!"
„Danke, danke. Ist aber doch ganz gut, daß du nicht mit-
trinkst. Ich muß mir schon wieder ein Gläschen nehme». Man
muß das alte Jahr ersäufen, es hat es nicht besser verdient. Was
brüllst du da? Lieber Menschen ersäufen, die das Jahr so schlecht
gemacht haben? Da hast du ganz recht, Rummelpuff. Oho, ich
wüßte schon manche. Da wäre also mal erst der Lund von-
ah so, entschuldige: der Schuft von Bankier. Einen Tag, ehe der
Kerl die Bude zumachte, habe ich noch bei ihm eingezahlt. Was
sagst du dazu?"
„Du — u — u — umm!"
„Dumm? Quatsch! Da haben noch andere und sehr gescheite
Leute eingezahlt. Kein Mensch glaubte, daß der Lerr Krotki mit
seinem altrenommierten Bankgeschäft Pleite machen würde; man
hatte ja keine Ahnung, wie er mit dem ihm anvertrauten Gelbe
aaste. So ein-"
„Gau — au — au — ner!"
„Nichtig, ein Gauner ist er. Schon wieder hast du dich sehr
treffend ausgedrückt. Es gibt so viele Gauner. Ja, wenn die
O diese Skivereine!
Es war einmal ein idealer Skiberg
— - aber das sprach sich herum!
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"1933" "O diese Skivereine!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 177.1932, Nr. 4561, S. 407
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg