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Wahlmüde

„Sie essen ja nicht mehr im
Restaurant, Lerr Obersekretär!"

„Ach, wissen Sie, ich Hab' die
ewige Wählerei satt."

Schon an einem stillen Winter-
abend — da gerade macht das
viel Vergnügen — stellt das
junge Ehepaar die Kalkulation
für die nächste Sommerreise auf.

Etwas will der Gattin nicht
einleuchten. „Aber Paul! Dein
Lauptposten ist ja: Unvorherge-
sehenes."

„Ja, mein Kind: Wer voraus-
schauend ist, nimmt viel Unvor-
hergesehenes an."

Kinkerlitzchen

Sachverständige für Kosmetik
empfehlen neuerdings, täglich ein-
oder zweimal einige Minuten
lang heftige Grimassen zu schnei-
den, da dies die beste zur Ver-
hütung von Falten und Runzeln
dienende Gesichtsgymnastik sei.

Wenn das nur nicht das Finanz-
amt erfährt! Wegen seiner Briefe
schneiden wir doch oft genug
Grimassen, und nun könnte es
sagen, es scheuche die Falten
von unserer Stirn.

Die Stadtbehörden von Lon-
don und New Tork haben das
Patent eines in Berlin bereits
angewendeten Verfahrens zur
Müllverwertung erworben. Aus
dem mit gewissen Chemikalien
vermischten Müll werden Platten
gepreßt, die als Baumaterial für
Wochenendhäuschen dienen sollen.

Das ist ein einleuchtendes Ver-
fahren: das Aufblühen der

Wochenendkolonien hängt eben
mit dem Abfall vom Großstadt-
leben zusammen.

In einer neuen Operette „hun-
dert Meter Glück" gibt es eine
Szene, die eine Parodie auf das
„Weiße Rößl" darstellt. Der Ver-
lag, der die Rechte am „Weißen
Rößl" hat, will diese Parodie
verbieten und hat mit gericht-
lichen Schritten gedroht.

Parodien werden sonst eher
als eine gute Reklame für den
parodierten Gegenstand geschätzt.
Aber in diesem Falle hält man
die Reklame wohl nicht mehr für
nötig. Denn welches Pferd hat
am meisten abgeworfen? Das
„Weiße Rößl". -«m.

14

Kraule hat zum Chriltfelt Itatt Gefchenfce
Seiner Gattin einen Bon behändigt.

Und nun glaubt im Killen er — man denke! —
Seine Pflicht erledigt und beendigt.

Tilde scheint — ein Glück für fein Vermögen! —
Ohne weitre Neigung, ihn zu prellen,

Oder aber hat fie (welch ein Segen!)

Diese Angelegenheit total vergehen?

Aber Ende Januar erlebt er.

Daß fie ihm auf feine Glatze tippte.

Tief im Inneren zittert er und bebt er.

Weil er solche Zärtlichkeit nicht liebte.

Denn er kannte leider ihre Praktik:

Daß in solchem Fall die Eheholde,

Liebevoll aus kluger Frauentaktik,

Meiltens irgend etwas von ihm wollte.

„Waldi," sprach fie, Schmelz in ihrer Kehle,
„Weißt du auch noch, was du mir versprochen?
Ach, du liebe, zarte, gute Seele
Halt noch nie gegebnes Wort gebrochen!"

„Ja," sagt Krause, der gewissenlose,

„Sag, womit kann ich dein Herz erfreuen?
Willst du etwa eine Puderdose
Oder — doch wohl keinen Hut, nen neuen?"

„Nein," lacht Tilde, die gebome Bleife,

(Lieber Krauses Antlitz fliegen Schatten)

„Nein, ich hab noch eine Winterreife
Gut bei meinem allerliebsten Gatten."

',Schön!" seufzt Krause, „wenn du meinlt, ich hätte . ."
Doch fein Hirn ilt fieberhaft am Grübeln,

Wie er sich aus dieser Falle rette.

Und ihm ilt nicht wohl in feinen Stiebein.

Tilde, im Gefühl von großen Siegen,

Tätschelt ihrem Waldi feinen Buckel:

„Ach, ich werde meine Reife kriegen —

O du gold'ger, süßer, einz'ger Nuckel!"

„Ja," sprach Kraule, „ja, ich bin im Bilde,"

(Weil ihn finitere Gedanken laben)

„Und es bleibt dabei, geliebte Tilde,

Denn die allerfchönlte folllt du haben!"

Und, nicht mäkelnd an dem hohen Preise,

Bringt er ihr in Goldschnitt, schön gebunden.
Ganz in Leinen, — Schuberts Winterreife
Mit nach Haufe in den Abendftunden.

Briefkasten

Friedrich Plünne, Anhalt.
Rein, wenn Sie auch Anhalter
sind, dürfen Sie doch noch lange
nicht um jede Frau anhalten. Erst
kürzlich hat das Reichsgericht ent-
schieden, daß ein Anklamer sich auch
nicht überall anklammern darf.

Filmaspirant. Wenn es Ihnen
schwer fällt, ein Drehbuch zu
schreiben, dann trinken Sie das
nächstemal eine ganze Flasche
Steinhäger aus. Sie haben dann
nur darauf zu achten, daß sich Ihr
Schreibtisch nicht mitdreht.

Mixer in R. Sie haben eine,»
Krisen-Cocktail erfunden, der sich
aus Wermut, Sidol, Angostura
und einem großen Schuß Rizi-
nus zusammensetzt, und suchen
einen passenden Namen dafür.
Nennen Sie ihn doch „Laufjunge"
oder „Darmstädter".

Sprachforscher. Lassen Sie sich
nicht irre machen! Ein Junktim
ist nichts weiter als ein Teil des
Satzes: Es geht ein Forstadjunkt
im Wald. Daß Verbrecher neuer-
dings panniert werden, ist wohl
keine neue Grausamkeit der Po-
lizei, sondern sie werden sich ver-
hört haben. Pannier ist dasselbe
wie Fahne. Es wird nach ihnen
gefahndet.

Kantor in M. Ihr Kanon
anläßlich der Entlassung von
Schülern, der mit den Worte»
beginnt: Fort! Fort! Fort! Fort!,
scheint außerordentlich originell
zu sein. Achten Sie nur darauf,
daß das t in Fort recht hart
ausgesprochen wird, sonst melden
sich am Ende auch noch andre
Autofirmen, z. B. Chevrolet und
Buick, und wollen von Ihnen
kanonisiert werden.

Zimmervermieterin. Schaden-
ersatz leisten wir Ihnen keines-
falls. Sie müssen Ihre Fragen
präziser stellen. Sie haben sich
lediglich erkundigt, wie man Decken
weißt. Daß Sie Bettdecken mein-
ten, ging aus Ihrer Anfrage
nicht hervor. Daß Ihr Mieter
aber deswegen an Arterienver-
kalkung erkrankt ist, hält unser
medizinischer Mitarbeiter für
unwahrscheinlich.

*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Winterreise"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 178.1933, Nr. 4562, S. 14
 
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