Sine Charatterprobe
kommt die wahre Natur heraus. Aber sage mal:
Bist du nie mit ihr zusammen in einem Laden ge-
wesen ?"
„Einmal habe ich sie in ein Ceidengescbäft begleitet."
„Na. und wie war sie da der Verkäuferin gegen-
über ?"
„Es war ein Verkäufer."
„Ach so — das gilt nicht. Die entscheidende Probe
für den Charakter einer Frau ist, wie sie sich zu
einer gesellschaftlich unter ihr flehenden Frau be-
nimmt, besonders, wenn diese sie bedient. Die vor-
nehmen Damen im alten Nom waren doch ganz
grausame Weiber. Wenn die z. B. Toilette machten,
dann mußten ihre Dienerinnen den Oberkörper un-
bekleidet haben, weil die Lerrin bei dem geringsten
Versehen eine Nadel nahm und piekte, aber gründ-
lich piekte."
„Scheußlich! Lör' bloß auf damit, Onkel!" Adal-
bert krümmte sich schmerzlich.
„Du bist doch nun schon so oft in das Laus ge-
kommen — — wie benimmt sich denn die Agathe
zum Personal? Wie ist sie zu dem Zimmermädchen,
wenn die den Tee bringt? In welchem Ton ordnet
sie was an?"
„Das weiß ich nicht, Onkel. Aber was Besonderes
ist mir nicht ausgefallen."
Onkel Philipp nickte. „Na ja, solche kleinen Züge
würdest du, da du immerhin verliebt bist, doch
übersehen. Da müßten wir schon eine stärkere Probe
haben. Mache dich mal an das Zimmermädchen
heran — — aber nein, das darfst du^nicht, das
würde zu Mißverständnissen führen. Das muß ich
machen. Wann bist du wieder bei der Agathe zum
Tee?"
„Am Donnerstag."
„Paßt famos! Da gehe ich sowieso am Vormit-
tag zum alten Krause. Ich kenne ja das Zimmer-
mädchen, die nimmt mir immer den Mantel ab.
Eine ganz aufgeweckte Person. Ich werde sie bestechen
und ihr eine kleine Instruktion geben. Wenn du am
Nachmittag zum Tee da bist, dann muß sie ungeschickt
sein, herausfordernd, aufreizend ungeschickt. And du
paßt ganz scharf auf, wie dann die Agathe sich be-
nimmt!"
Onkel Philipp fand das Zimmermädchen sehr
verständig, als er ihr eine kleine Bitte vorgctragen
hatte. „Also machen Sie das so, liebes Kind! Es
handelt sich um eine Wette. Sie haben doch ver-
standen: Wenn heute Nachmittag der Äerr Doktor
da ist, mein Neffe, dann lassen Sie irgendwas vom
Teegeschirr fallen. Schmeißen Sie es tüchtig hin!
And hier, mein Kind, haben Sie 20 Mark als kleine
Entschädigung, falls das gnädige Fräulein sehr
böse ist."
„Vielen Dank!" sagte das Mädchen. „Aber das
gnädige Fräulein ist niemals böse."
Onkel Philipp freute sich. „Desto besser, desto besser!"
Vergeblich wartete Onkel Philipp am Abend
des wichtigen Donnerstags auf seinen Neffen. Adal-
bert stellte sich nicht ein und auch am Freitag nicht.
Erst am Sonnabend kam er trübselig angeschliche»
Erster Mäh versuch
Bayern zeigen, was arbeiten heißt!"
„Wie die Bewohner, so ihre Erde:
Weich wie Butter."
„Raus mußte, und wenn ganz
Bayern mitgehtI"
„Nich mal ’tt anständiges
Werkzeug hamm'se!"
Angebot
„Lerr Bürgermeister, auf der baufälligen Brücke hat mein Mann 's
Bein gebrochen! Wir verlangen tausend Mark Schadenersatz!"
„Damit werden Sie kein Glück haben; das Betreten der Brücke war
bei fünf Mark Strafe verboten!"
„Die können Sie in Abzug bringen!"
Ankundig
Auguste hat eine Bitte. „Darf ich heute abend ausgehn, gnä' Frau?
Mein Bruder will mich abholen."
Die gnädige Frau ist überrascht. „Sie haben hier in der Stadt einen
Bruder? Ich dachte, Ihre ganze Familie wohnt auf dem Laude."
Auguste ist etwas verlegen. „Na ja-aber mein Bruder ist jetzt in
der Stadt. Vor'gen Sonntag Hab' ich ihn getroffen."
„So, so-ist er älter als Sie?"
„Danach Hab' ich ihn »och gar nicht gefragt."
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kommt die wahre Natur heraus. Aber sage mal:
Bist du nie mit ihr zusammen in einem Laden ge-
wesen ?"
„Einmal habe ich sie in ein Ceidengescbäft begleitet."
„Na. und wie war sie da der Verkäuferin gegen-
über ?"
„Es war ein Verkäufer."
„Ach so — das gilt nicht. Die entscheidende Probe
für den Charakter einer Frau ist, wie sie sich zu
einer gesellschaftlich unter ihr flehenden Frau be-
nimmt, besonders, wenn diese sie bedient. Die vor-
nehmen Damen im alten Nom waren doch ganz
grausame Weiber. Wenn die z. B. Toilette machten,
dann mußten ihre Dienerinnen den Oberkörper un-
bekleidet haben, weil die Lerrin bei dem geringsten
Versehen eine Nadel nahm und piekte, aber gründ-
lich piekte."
„Scheußlich! Lör' bloß auf damit, Onkel!" Adal-
bert krümmte sich schmerzlich.
„Du bist doch nun schon so oft in das Laus ge-
kommen — — wie benimmt sich denn die Agathe
zum Personal? Wie ist sie zu dem Zimmermädchen,
wenn die den Tee bringt? In welchem Ton ordnet
sie was an?"
„Das weiß ich nicht, Onkel. Aber was Besonderes
ist mir nicht ausgefallen."
Onkel Philipp nickte. „Na ja, solche kleinen Züge
würdest du, da du immerhin verliebt bist, doch
übersehen. Da müßten wir schon eine stärkere Probe
haben. Mache dich mal an das Zimmermädchen
heran — — aber nein, das darfst du^nicht, das
würde zu Mißverständnissen führen. Das muß ich
machen. Wann bist du wieder bei der Agathe zum
Tee?"
„Am Donnerstag."
„Paßt famos! Da gehe ich sowieso am Vormit-
tag zum alten Krause. Ich kenne ja das Zimmer-
mädchen, die nimmt mir immer den Mantel ab.
Eine ganz aufgeweckte Person. Ich werde sie bestechen
und ihr eine kleine Instruktion geben. Wenn du am
Nachmittag zum Tee da bist, dann muß sie ungeschickt
sein, herausfordernd, aufreizend ungeschickt. And du
paßt ganz scharf auf, wie dann die Agathe sich be-
nimmt!"
Onkel Philipp fand das Zimmermädchen sehr
verständig, als er ihr eine kleine Bitte vorgctragen
hatte. „Also machen Sie das so, liebes Kind! Es
handelt sich um eine Wette. Sie haben doch ver-
standen: Wenn heute Nachmittag der Äerr Doktor
da ist, mein Neffe, dann lassen Sie irgendwas vom
Teegeschirr fallen. Schmeißen Sie es tüchtig hin!
And hier, mein Kind, haben Sie 20 Mark als kleine
Entschädigung, falls das gnädige Fräulein sehr
böse ist."
„Vielen Dank!" sagte das Mädchen. „Aber das
gnädige Fräulein ist niemals böse."
Onkel Philipp freute sich. „Desto besser, desto besser!"
Vergeblich wartete Onkel Philipp am Abend
des wichtigen Donnerstags auf seinen Neffen. Adal-
bert stellte sich nicht ein und auch am Freitag nicht.
Erst am Sonnabend kam er trübselig angeschliche»
Erster Mäh versuch
Bayern zeigen, was arbeiten heißt!"
„Wie die Bewohner, so ihre Erde:
Weich wie Butter."
„Raus mußte, und wenn ganz
Bayern mitgehtI"
„Nich mal ’tt anständiges
Werkzeug hamm'se!"
Angebot
„Lerr Bürgermeister, auf der baufälligen Brücke hat mein Mann 's
Bein gebrochen! Wir verlangen tausend Mark Schadenersatz!"
„Damit werden Sie kein Glück haben; das Betreten der Brücke war
bei fünf Mark Strafe verboten!"
„Die können Sie in Abzug bringen!"
Ankundig
Auguste hat eine Bitte. „Darf ich heute abend ausgehn, gnä' Frau?
Mein Bruder will mich abholen."
Die gnädige Frau ist überrascht. „Sie haben hier in der Stadt einen
Bruder? Ich dachte, Ihre ganze Familie wohnt auf dem Laude."
Auguste ist etwas verlegen. „Na ja-aber mein Bruder ist jetzt in
der Stadt. Vor'gen Sonntag Hab' ich ihn getroffen."
„So, so-ist er älter als Sie?"
„Danach Hab' ich ihn »och gar nicht gefragt."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Erster Mähversuch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 178.1933, Nr. 4586, S. 391
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg