Zeichnung von M. Claus
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Bänkelsang
Lenkt sich die Nacht auf Plätze unä auf Straßen,
Dann fliegt ein Craum in jedes Kämmerlein,
€s hört die wilde Sehnsucht auf zu rasen,
was jeder wünscht, das wird auf einmal sein.
Dem Metzger Max schenkt einer einen Ochsen,
Herr Meierhold, er träumt von einem Dreh,
Der Schuster Karle siegt als Held beim boxen.
Den Dichter Nrtur flieht sein Liebesweh.
Der Herr Kommis sieht sich als Prinzipal schon.
Die Witwe Ix ist wieder schön und jung.
Frau Sekretär gewinnt zum zweiten Mal schon
Beim Landgericht — wegen Beleidigung!
Die schwarze Lina, die kriegt einen Srafen,
Die blonde Herta holt sich den baron.
Elisabeth erringt sich jenen braven
Kanzleivorstand, sie liebt ihn lange schon!
Der fesche Edi wird beim Radeln Meister,
Die Dippmamsell, sie wird beim Filmen groß.
Herr „Emil Plumps" — Im Draum „Fürst Kuno"
heißt er.
Der Großpapa gewinnt das große Los!
So strömt das Slück in Hinterhof und
Hinterhaus,
bis Morgens sechs der böse Wecker schnarrt.
Da müssen dann die Riten und die Kinder raus.
Es flieht der trautn, es naht die Segenwart!
Ein jeder schafft vom Frührot bis zum Rbendrot,
Dann schenkt er neuen Dräumen gern Sehör.
Das Lied ist aus. Es geht auch unsre Kunst
nach Brot,
Drum bitten höflich wir um ein Douceur! F. K.
Der Igel
„Ist der Kaktus eine fleischfressende
Pflanze, Vater?"
„Wie kommst du darauf?"
„Eben lies einer durch den Gar-
ten .. . hinter einer Maus her!"
Stimmt auch
„Sie schreiben in Ihrem Prospekt,
daß Sie eine eigene Meierei hätten.
Das entspricht aber nicht den Tat-
sachen!"
„Oh! Ich rnöcht schon bitten! Ich
heiße Meier und Hab' Frau und
sechs Kinder!"
Bedenklich
Die junge Frau Grünlich erzählt
der Tante Brigitte: „Mein Mann
ist in letzter Zeit so schrecklich nervös
geworden, und das wird noch immer
schlimmer. So zappelig und so kribb-
lig ist er, daß er sich manchmal nicht
rasiere» kann. Er muß es einfach
bleiben lassen."
„Damit ist nicht zu spaßen," sagt
Tante Brigitte ernst. „Du mußt
sorgen, daß etwas dagegen getan
wird. Sonst kann das sehr bedenklich
werden."
„Aber ja — — es wäre doch
gräßlich, wenn er sich einen Voll-
bart wachsen ließe."
Wie Redensarten
entstehen
Von Lieronymus Jobs
Der Schneider Alban Flurl in
Brinzing ist ein kleinwinziges Männ-
lein; aber einen Mordsbuckel hat er
und ein Weib, schier überlebensgroß,
und sechs Kinder und dazu überdies,
halb als Magd und halb als Lehr-
buben, einen verwaisten Knirps von
einem Schwestersohn und für alle mit-
einander nie genug Arbeit und Essen.
And der Baron vom Pomhusen in
Mirzell — dermaßen ungleich geht
es auf der Welt zu — ist ein großer
Herr, schon seiner Körperlänge nach,
gewachsen ohne Fehl und Tadel,
aber eine kleine, zierliche Frau hat
er und kein einziges Kind; dazu ein
Schloß und Wälder und Wiesen —
er weiß selber nicht, wie viele, und
eine Eigenjagd mit großartigem
Wildstand und als besondere Lieb-
haberei einen Viererzug, vier Pracht-
falben, mit dem er nur so, vorbei
an den erstaunten Bauernnasen,
durch die Dörfer fegt. Alles mit-
einander indes noch nicht lange;
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Bänkelsang
Lenkt sich die Nacht auf Plätze unä auf Straßen,
Dann fliegt ein Craum in jedes Kämmerlein,
€s hört die wilde Sehnsucht auf zu rasen,
was jeder wünscht, das wird auf einmal sein.
Dem Metzger Max schenkt einer einen Ochsen,
Herr Meierhold, er träumt von einem Dreh,
Der Schuster Karle siegt als Held beim boxen.
Den Dichter Nrtur flieht sein Liebesweh.
Der Herr Kommis sieht sich als Prinzipal schon.
Die Witwe Ix ist wieder schön und jung.
Frau Sekretär gewinnt zum zweiten Mal schon
Beim Landgericht — wegen Beleidigung!
Die schwarze Lina, die kriegt einen Srafen,
Die blonde Herta holt sich den baron.
Elisabeth erringt sich jenen braven
Kanzleivorstand, sie liebt ihn lange schon!
Der fesche Edi wird beim Radeln Meister,
Die Dippmamsell, sie wird beim Filmen groß.
Herr „Emil Plumps" — Im Draum „Fürst Kuno"
heißt er.
Der Großpapa gewinnt das große Los!
So strömt das Slück in Hinterhof und
Hinterhaus,
bis Morgens sechs der böse Wecker schnarrt.
Da müssen dann die Riten und die Kinder raus.
Es flieht der trautn, es naht die Segenwart!
Ein jeder schafft vom Frührot bis zum Rbendrot,
Dann schenkt er neuen Dräumen gern Sehör.
Das Lied ist aus. Es geht auch unsre Kunst
nach Brot,
Drum bitten höflich wir um ein Douceur! F. K.
Der Igel
„Ist der Kaktus eine fleischfressende
Pflanze, Vater?"
„Wie kommst du darauf?"
„Eben lies einer durch den Gar-
ten .. . hinter einer Maus her!"
Stimmt auch
„Sie schreiben in Ihrem Prospekt,
daß Sie eine eigene Meierei hätten.
Das entspricht aber nicht den Tat-
sachen!"
„Oh! Ich rnöcht schon bitten! Ich
heiße Meier und Hab' Frau und
sechs Kinder!"
Bedenklich
Die junge Frau Grünlich erzählt
der Tante Brigitte: „Mein Mann
ist in letzter Zeit so schrecklich nervös
geworden, und das wird noch immer
schlimmer. So zappelig und so kribb-
lig ist er, daß er sich manchmal nicht
rasiere» kann. Er muß es einfach
bleiben lassen."
„Damit ist nicht zu spaßen," sagt
Tante Brigitte ernst. „Du mußt
sorgen, daß etwas dagegen getan
wird. Sonst kann das sehr bedenklich
werden."
„Aber ja — — es wäre doch
gräßlich, wenn er sich einen Voll-
bart wachsen ließe."
Wie Redensarten
entstehen
Von Lieronymus Jobs
Der Schneider Alban Flurl in
Brinzing ist ein kleinwinziges Männ-
lein; aber einen Mordsbuckel hat er
und ein Weib, schier überlebensgroß,
und sechs Kinder und dazu überdies,
halb als Magd und halb als Lehr-
buben, einen verwaisten Knirps von
einem Schwestersohn und für alle mit-
einander nie genug Arbeit und Essen.
And der Baron vom Pomhusen in
Mirzell — dermaßen ungleich geht
es auf der Welt zu — ist ein großer
Herr, schon seiner Körperlänge nach,
gewachsen ohne Fehl und Tadel,
aber eine kleine, zierliche Frau hat
er und kein einziges Kind; dazu ein
Schloß und Wälder und Wiesen —
er weiß selber nicht, wie viele, und
eine Eigenjagd mit großartigem
Wildstand und als besondere Lieb-
haberei einen Viererzug, vier Pracht-
falben, mit dem er nur so, vorbei
an den erstaunten Bauernnasen,
durch die Dörfer fegt. Alles mit-
einander indes noch nicht lange;
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bänkelsang"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 178.1933, Nr. 4587, S. 404
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg