DOI Heft:
Nr. 4587
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6515#0416
Stimmen der Zeit
Von Peter Kringel
Medizinische Moden
Mein Freund, o merk es dir genau:
Die Medizin ist eine Frau
Und hat — was mithin nicht erstaune! —
Wie diese ihre Modelaune.
Die Mode dient zwar zum Verschönen,
Doch soll man ihr nie wahllos frönen.
Ob nun der Schneider dich behöselt.
Ob sie der Dr. med. entfesselt.
Ob Filz-, ob Strohhut Prototype,
Ist letzten Endes ziemlich piepe,
Jedoch ich muß dich dringend warnen:
Vom Arzte laß dich nie umgarnen!
Ich kannte wen, der unbedacht
Die Moden hierin mitgemacht —
Er hatte schon in Vorkriegstagen
Blinddarm und Mandeln zu beklagen.
Ein Spezialist nahm — rischel ruschel —
Ihm unversehns die Nasenmuschel,
Ein andrer piekte rituell
Ihm Löcher in das Trommelfell.
Man spickte ihn mit Affendrüsen,
Der Aermste darf kein Salz genießen,
Er wird, weil sein Affekt verklemmt.
Mit Vitaminen überschwemmt.
Lut ab! And bitte kein Gewitzel!
Eßt heute auf sein Wohl ein Schnitzel!
Stets denkend an das Wort, das schöne:
De mortuis nil nisi bene!
Das schöne Haus
In jeder Stadt, und wenn sie noch so arm ist.
Steht irgendwo ein schönes, neues Laus,
Das auch architektonisch voller Charme ist,
Großzügig, reich und vornehm sieht es aus.
Meist ist ein Garten da. Es nickt die Malve.
Das Tor von auserlesner Schmiedekunst.
In Marmor eingelegt grüßt dich ein „Salve" —
Tja, manchen schenkt das Schicksal seine Gunst!
Das Amtsgericht, das Rathaus sind verfallen,
Das Krankenhaus ist schäbig und versehrt.
Du schaust herum: es will dir nichts gefallen —
Nur dieses eine Laus ist unerhört.
Den Bahnhof sollte man doch sprengen lassen!
And „das" Lotel, beim großen Zeus, ist mau.
Verkümmert schleichst du durch die krummen Gaffen,
And wieder stehst du vor dem Wunderbau.
Dann fragst du einen der nicht Zugereisten,
And immer heißts mit leichter Ironie:
„Du lieber Gott, die konnten sichs ja leisten —
Ist die Ortskrankenkasse, wissen Sie?"
ewiges Wünschen, sind natürliche Regungen, die nach Erfüllung
drängen. Eine Büste — fest und wohlgeformt— der Wunschtrauni
jeder Frau! Was aber bedeuten Schönheit und Anmut, wenn doch
eine unentwickelte oder gar erschlaffte Büste alle Illusionen zer-
stört? Männer sagen nie, was auf sie abstoßend wirkt — und
gerade darin liegt die Gefahrl Unser 64 Seiten starkes Buch mit
36 Abbildg., über Ursachen und Beseitigung von Büstenfehlern,
0,58 (verschl. 0,75) Rm. Briefm. beweist Ihnen, daß wir in 6 Jahren
klinischer Spezialerfahrung das unübertroffene Hormonpräparat
gegen alle Büstenmängel gefunden haben. Aerzte verordnen seit
Jahren das garantiert unschädliche und bestens bewährte
hammoform
Wissenschaft!. Fütterungsversuche mit „Mammoform“ zeigten
sogar bei männlichen Tieren vollendete Resultate. — Wir be-
haupten nichts, ohne auch zu beweisen. Keine unverlangten
Nachnahmen. Nur direkter Versand und keine sog. „Gratisproben“,
die den Preis wesentlich verteuern. „Mammoform“ wird unter
ständiger Kontrolle des vereidigten Gerichts-Chemikers Dr. Bein,
Berlin, hergestellt, daher volle Garantie für reelle Qualität!
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Von Peter Kringel
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Mein Freund, o merk es dir genau:
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In jeder Stadt, und wenn sie noch so arm ist.
Steht irgendwo ein schönes, neues Laus,
Das auch architektonisch voller Charme ist,
Großzügig, reich und vornehm sieht es aus.
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Tja, manchen schenkt das Schicksal seine Gunst!
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Das Krankenhaus ist schäbig und versehrt.
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Nur dieses eine Laus ist unerhört.
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