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And in diesen Schreibtisch mit allen seinen Schnörkeleien
und aufgebauten Regalen hatte sich der Emil Leidepriem
verguckt, paßte doch dieses Möbel gerade in sein Lerren-
zimmer, dessen Einzelteile er nach und nach von Großmüttern,
Großonkeln und Argroßvätern zusammengestoppelt hatte.

Seit einem halben Jahre stand der Schreibtisch schon da.
Seit einem halben Jahre träumte und erzählte Emil nur
von diesem Möbel, dessen Besitz ihm das größte Glück
schien. And seit einem halben Jahre hoffte und hoffte er
auf bessere Zeiten mit Gehaltsaufbesserung, auf Lotterie-
gewinne und Erbschaften, nur um den Schreibtisch kaufen
zu können. Dreihundert Mark sollte der Tisch kosten. Aber
Emil verdiente nicht viel mehr als die Lälfte im Monat.
Gott, wenn er nur die hundert Mark Anzahlung gehabt
hätte, mit dem Abzahlen wäre es ja schon gegangen.
Aber hundert Mark sind eben viel Geld für einen kleinen
Mann wie Emil.

Also hoffte und träumte er weiter und besichtigte vier-
mal am Tage „seinen" Schreibtisch, bis — ja, bis er eines
Morgens ganz erschrocken zurückfuhr — als wenn ihm der
vergiftete Speer des Lunnenkönigs Attila entgegen gesaust
wäre aus dem Fenster. Blaß und schweratmend starrte er
durch die Scheibe nach dem Schreibtisch hin. Ein kleines
Pappschild mit der Aufschrift „Verkauft!" stand auf der
Platte. Doch nur einen Moment dauerte die Erstarrung
Emils, dann stieß er einen Schrei aus und stürzte in den
Laden. Er kannte den Besitzer, und der kannte ihn.

Bankendämmerung

„Beim letzten Einbruch Ham wa Pech jehabt.
Zwei Bankbeamte bedrohten uns mit Revolvern."
„Am Gottes Willen, Ham se jeschossen?"
„Ree, viel schlimmer! Sie Ham uns jezwungen.
'n Sparkonto bei der Bank zu eröffnen."

Rache ist süß?!

Lumoreske von Florett

In einer Nebenstraße liegt ein kleiner Laden. Liegen
eine ganze Menge kleiner Läden. Aber nur einer mit soviel
Kostbarkeiten wie der des Lerrn Tielbein. Altes Gerümpel!
wird der Vorübergehende sagen, der nicht von dem Lauch
vergangener Jahrhunderte berührt ist. Aber der Sammler
kann sich hier kaum trennen, ohne wenigstens das Schau-
Inster gründlich besichtigt zu haben.

Emil Leidepriem, seines Zeichens ein kleiner Beamter
kwr untersten Gehaltsstufe, wanderte tagtäglich zweimal hin
Und zweimal her durch die Straße, auf dem Wege von
und zur Stätte seiner Tätigkeit. Er machte diesen Weg,
obwohl es ein Amweg war, der ihm jedesmal zehn
Minuten von seiner Zeit stahl. Angerechnet die Minuten,
die er vor dem Schaufenster des genannten kleinen Ladens
verbrachte. Ihn interessierten weder die Sessel des Nebu-
kadnezar noch die Schwerter Lermanns des Cheruskers
oder die Tabaksdose Pippins des Kurzen, die unter anderm
hier ausgestellt waren — ihn interessierte nur der Schreib-
tisch, der inmitten des „Gerümpels" stand. Ein fester,
altmodischer polierter Schreibtisch. Der alte Dessauer soll
ihn besessen haben. Man konnte auf der polierten Platte
deutlich noch die Stelle erkennen, wo der Telephonkasten
gestanden hatte, und ein eingebrannter länglicher Fleck
zeugte davon, daß, jedenfalls vom alten Deffauer selbst,
deim Losenbügeln das elektrische Plätteisen ohne Aus-
schaltung auf die blanke Platte gestellt worden war.

„Denk beim Bridge nicht immer an deinen
Kochkurs, Irene! Buttere mal ordentlich rein!

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Bankendämmerung" "Denk beim Bridge nicht immer an deinen Kochkurs, Irene!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Reinhardt, Franz
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Einbruchdiebstahl
Bank
Einbrecher
Kartenspiel <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4589, S. 21

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