Zeichnung von I. Mauder
Ausgrabung
„Wollen Sie mich nicht ausbuddeln, Lerr Doktor?"
„Ist nicht mein Fach, der Lerr Professor dort ist Archäologe!"
Ein
mißglückter Ferientausch
Von Peter Robinson
Klinkhammers haben ihren Wohnsitz in einem kleinen Orte
an der Ostsee, Straubels leben und gedeihen in einem Larzstädt-
chen. Der Strand der Ostsee bietet angenehmen Ferienaufenthalt,
der Larz tut desgleichen. Wenn man das eine aber das ganze
Jahr über haben kann, wird einem das andere als Ausnahmefall
für die Ferien willkommen sein. Denn die Abwechslung erhält
das Gleichgewicht, sagt der spießbürgerliche Volksmund.
Albert Klinkhammer und Gustav Straubel sind Vettern. SM»
Unb wieder, in langen Zwischenräumen, führt sie ein geschäftlicher
Zufall zusammen; sonst vernehmen sie kaum etwas von einander.
Das letzte Mal haben sie vor zwei Jahren in Berlin einen Abend
miteinander verbracht, und da hat Klinkhammer dem Vetter
Gustav beschrieben, wie hübsch er mit seiner Frau Ottilie und
einem wohlgeratenen Knaben in seinem Läuschen an der Ostsee
lebe — sogar ganz dicht am Strande, aber durch die Düne doch
vor den Winterstürmen geschützt. And Straubel hat dem Vetter
Albert geschildert, wie angenehm er und seine Frau Emma mit
einem netten Töchterchen es in ihrem Larzstädtchen hätten, in
einem reizenden kleinen Anwesen dicht am Walde mit den herr-
lichsten alten Tannen, die solche gesunde Luft geben. Schließlich,
beim Abschied, haben beide gemeint, man sollte einander doch
mal wechselseitig besuchen, mit Frau und Kind, schon um die alten
Familienbeziehungen früherer Jahre wieder anzuküpfen. Aber
daraus ist dann doch nichts geworden, und das ist beiden eigent-
lich doch angenehm gewesen, denn weder Klinkhammers noch
Straubels sind auf Familienbesuch eingerichtet. So gut geht es
den Leuten nicht.
Aber in diesem Sommer haben sie nun für die Ferien eine
ausgezeichnete Vereinbarung getroffen. Wie gesagt: Klinkhammers
wohnen prächtig, und Straubels können auch sehr froh über ihre
Wohnstätte sein. Aber wie gleichfalls gesagt: was man das ganze
Jahr über ohnehin genießt, braucht man ja schließlich nicht auch
noch in den Ferien zu haben. So schien es denn ein naheliegen-
des Verfahren, daß beide Familien einfach für die Ferien ihre
Wohnungen tauschten: Straubels hatten dann die ihnen noch
fremde Ostsee, und für Klinkhammers war der Äarz einmal etwas
ganz anderes. Nur die Eisenbahnfahrt war eine Extraausgabe,
und man hatte doch den herrlichsten Ferienaufenthalt. Wer von
beiden Teilen den Gedanken zuerst gehabt hatte, läßt sich nicht
feststellen. Klinkhammer schrieb zwar zuerst deshalb an Straubel,
der aber antwortete umgehend, ihm wäre der Einfall auch schon
(Fortsetzung Seite 38)
35
Ausgrabung
„Wollen Sie mich nicht ausbuddeln, Lerr Doktor?"
„Ist nicht mein Fach, der Lerr Professor dort ist Archäologe!"
Ein
mißglückter Ferientausch
Von Peter Robinson
Klinkhammers haben ihren Wohnsitz in einem kleinen Orte
an der Ostsee, Straubels leben und gedeihen in einem Larzstädt-
chen. Der Strand der Ostsee bietet angenehmen Ferienaufenthalt,
der Larz tut desgleichen. Wenn man das eine aber das ganze
Jahr über haben kann, wird einem das andere als Ausnahmefall
für die Ferien willkommen sein. Denn die Abwechslung erhält
das Gleichgewicht, sagt der spießbürgerliche Volksmund.
Albert Klinkhammer und Gustav Straubel sind Vettern. SM»
Unb wieder, in langen Zwischenräumen, führt sie ein geschäftlicher
Zufall zusammen; sonst vernehmen sie kaum etwas von einander.
Das letzte Mal haben sie vor zwei Jahren in Berlin einen Abend
miteinander verbracht, und da hat Klinkhammer dem Vetter
Gustav beschrieben, wie hübsch er mit seiner Frau Ottilie und
einem wohlgeratenen Knaben in seinem Läuschen an der Ostsee
lebe — sogar ganz dicht am Strande, aber durch die Düne doch
vor den Winterstürmen geschützt. And Straubel hat dem Vetter
Albert geschildert, wie angenehm er und seine Frau Emma mit
einem netten Töchterchen es in ihrem Larzstädtchen hätten, in
einem reizenden kleinen Anwesen dicht am Walde mit den herr-
lichsten alten Tannen, die solche gesunde Luft geben. Schließlich,
beim Abschied, haben beide gemeint, man sollte einander doch
mal wechselseitig besuchen, mit Frau und Kind, schon um die alten
Familienbeziehungen früherer Jahre wieder anzuküpfen. Aber
daraus ist dann doch nichts geworden, und das ist beiden eigent-
lich doch angenehm gewesen, denn weder Klinkhammers noch
Straubels sind auf Familienbesuch eingerichtet. So gut geht es
den Leuten nicht.
Aber in diesem Sommer haben sie nun für die Ferien eine
ausgezeichnete Vereinbarung getroffen. Wie gesagt: Klinkhammers
wohnen prächtig, und Straubels können auch sehr froh über ihre
Wohnstätte sein. Aber wie gleichfalls gesagt: was man das ganze
Jahr über ohnehin genießt, braucht man ja schließlich nicht auch
noch in den Ferien zu haben. So schien es denn ein naheliegen-
des Verfahren, daß beide Familien einfach für die Ferien ihre
Wohnungen tauschten: Straubels hatten dann die ihnen noch
fremde Ostsee, und für Klinkhammers war der Äarz einmal etwas
ganz anderes. Nur die Eisenbahnfahrt war eine Extraausgabe,
und man hatte doch den herrlichsten Ferienaufenthalt. Wer von
beiden Teilen den Gedanken zuerst gehabt hatte, läßt sich nicht
feststellen. Klinkhammer schrieb zwar zuerst deshalb an Straubel,
der aber antwortete umgehend, ihm wäre der Einfall auch schon
(Fortsetzung Seite 38)
35
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ausgrabung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4590, S. 35
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg