Kleine Sommergeschichten
Eine Stunde danach hatte auf der fahrplanmäßigen Tour
nach Sylt die „Cobra" haltgemacht und Gäste für Lelgoland aus-
gebootet, darunter Lerrn und Frau Netzband aus Leipzig. Sie
nahmen Quartier und stiebelten dann gleich einmal zu einem
Rundgang los.
Frau Netzband fiel etwas auf. „So merkwürdige Menschen
trifft man hier. Albert! Die gehen ja ganz still nebeneinander her,
und keiner sagt was zum andern."
„Das ist der Norden, Mathilde!" belehrte Netzband die Gattin.
„Die Menschen im Norden sind ernst und schweigsam, die sind
nicht so wie wir in Leipzig. Ach nee, die sind verschlossene Na-
turen, die reden nicht gern, die behalten ihre Gedanken für
sich." —
Nachher wurde die Reisegesellschaft wieder zu ihrem Dampfer
hinüberbefördert. Netzbands sahen zu, und da fiel neben ihnen
ein Wort, das Albert Netzband Verdruß machte, weil seine Gattin
ihn nachher auslachte. Es war ein erklärendes Wort und lautete:
„Ja, die kamen von Lamburg-da war doch eine Tagung
der Taubstummen."
Zwangsvorstellung
Die Reichsbahn hat ständig alte Personenwagen zu ver-
kaufen, die sich vorzüglich dafür eignen, in Leimgärten und als
Znterimsvillen auf Bauparzellen aufgestellt zu werden. Falls
sich jemand für die Preise interessiert — bitte: ohne Bänke oder
Polster 150 bis 210, mit Bänken oder Polstern 180 bis
320 Mark.
Schnabels haben 300 Mark übrig gehabt und einen schönen
II. Klasse-Wagen erstanden. Es ist eine Luft, darin zu Hausen;
besonders an den vielen regenreichen Tagen haben Schnabels
sich sehr wohl darin gefühlt.
Der Onkel Splettstößer kommt manchmal zu Schnabels
hinaus. Aber er macht eine Ausnahme, er fühlt sich gar nicht
wohl in dem mit grünen Polstern ausgestatteten Wagen. Von
Zeit zu Zeit springt er auf und möchte hinaus. „Das soll der
Deiwel aushalten!" schimpft er. „Immer wieder diese Angst!"
„Wovor hast du denn Angst, Onkel?"
„Kinder, mir ist immer wieder so zu Mut, als ob der Schaffner
kommen müßte, der mich aus der zweiten Klasse 'rausschmeißt."
Der Kastellan
Die kleine Reisegesellschaft sieht sich das Schlößchen an,
dessen letzter Lerr vor einigen Jahren dahingegangen ist. Der
Kastellan waltet seines Führeramtes mit Würde, aber hin und
wieder streut er doch, wie Rosinen in einen Kuchen, in seine sach-
liche Rede einige Bemerkungen über den verstorbenen Grafen,
dem als Kammerdiener zu dienen er die Ehre gehabt hat. Leider
hat dieser letzte seines Geschlechts einen in den Zeitumständen
begründeten Abstieg erleben müssen.
„Dies hier, meine Herrschaften, war das Arbeitszimmer
des seligen Äerrn," berichtet der Kastellan. „Da hat es in der
letzten Zeit Sorgen gegeben."
Die Gesellschaft versteht das; einer murmelt: „Na ja — der
Mann wird nischt zu lachen gehabt haben." (Fortsetzung Seite «6»
Fusrjdie
Reinheit, Schönheit, Straffheit, Widerstandsfähigkeit,
Geschmeidigkeit der Haut, Erfrischung und Stärkung
des Gesamtorganismus, außerdem aber
gleichmässig tiefe, gesunde Hautbräunung
keine Brandblasen, kein Abschälen, kein Fettgefühl. Preis
75 Pf., RM 1.20, RM 1.80. Erhältlich im Neuformhaus.
Probe u. Prospekt kostenl. auf Anforderung per Karte v.
Prana-Haus, Pfullingen M. JQ in Wärtt.
Neuerscheinung
Treibers Technische Modellierbogen
Nr. 725-727 = 3 Bogen = 75 Rpfg.
(Versendungs- und Nachnahmespesen extra.)
^°rnier-Flugboot „Grönlandwal“
D 2053. Maßstab 1 :50.
Das fertige Modell wird 47 cm breit und 37 cm lang.
In dem Dornier=Flugboot „Grönlandwal“ haben wir eine
Maschine, welche den strengsten Anforderungen genügt.
Sie stellt heute unbestritten das leistungsfähigste Flugboot
der Welt dar. Die hervorragende Persönlichkeit im deutschen
Flugwesen
Herr Wolfgang von Gronau,
der während des Weltrundfluges 1932 40000 km mit dem
Dornier-Flugboot „Grönlandwal“ zurücklegte, schreibt über
die von mir links angekündigten Bogen.
„Ich habe mich über Ihr Werk sehr gefreut und kann
Ihnen nur bestätigen, daß das kleine hübsche Modell in
allen seinen Teilen dem Original entspricht. Ich bin auch
überzeugt davon, daß es überall Anklang finden wird und
wünsche allen kleinen und großen Flugzeugfreunden recht
viel Spaß bei der Arbeit.“ — Und die Dornier-Metallbauten
G. m. b. H. teilt mit „Wir freuen uns, ersehen zu können, daß
das neue Wal-Modell so hübsch ausgefallen ist.“
Achten Sie bitte beim Einkauf auf die Marke „J. F. S. i. E.“
J. F. Schreiber, Verlag, Eßlingen a. N.
Anzeigen-Annahme: Verlag „Fliegende Blätter“, München 27, Möhlstr. 34 und alle Annoncen-Expeditionen.
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Eine Stunde danach hatte auf der fahrplanmäßigen Tour
nach Sylt die „Cobra" haltgemacht und Gäste für Lelgoland aus-
gebootet, darunter Lerrn und Frau Netzband aus Leipzig. Sie
nahmen Quartier und stiebelten dann gleich einmal zu einem
Rundgang los.
Frau Netzband fiel etwas auf. „So merkwürdige Menschen
trifft man hier. Albert! Die gehen ja ganz still nebeneinander her,
und keiner sagt was zum andern."
„Das ist der Norden, Mathilde!" belehrte Netzband die Gattin.
„Die Menschen im Norden sind ernst und schweigsam, die sind
nicht so wie wir in Leipzig. Ach nee, die sind verschlossene Na-
turen, die reden nicht gern, die behalten ihre Gedanken für
sich." —
Nachher wurde die Reisegesellschaft wieder zu ihrem Dampfer
hinüberbefördert. Netzbands sahen zu, und da fiel neben ihnen
ein Wort, das Albert Netzband Verdruß machte, weil seine Gattin
ihn nachher auslachte. Es war ein erklärendes Wort und lautete:
„Ja, die kamen von Lamburg-da war doch eine Tagung
der Taubstummen."
Zwangsvorstellung
Die Reichsbahn hat ständig alte Personenwagen zu ver-
kaufen, die sich vorzüglich dafür eignen, in Leimgärten und als
Znterimsvillen auf Bauparzellen aufgestellt zu werden. Falls
sich jemand für die Preise interessiert — bitte: ohne Bänke oder
Polster 150 bis 210, mit Bänken oder Polstern 180 bis
320 Mark.
Schnabels haben 300 Mark übrig gehabt und einen schönen
II. Klasse-Wagen erstanden. Es ist eine Luft, darin zu Hausen;
besonders an den vielen regenreichen Tagen haben Schnabels
sich sehr wohl darin gefühlt.
Der Onkel Splettstößer kommt manchmal zu Schnabels
hinaus. Aber er macht eine Ausnahme, er fühlt sich gar nicht
wohl in dem mit grünen Polstern ausgestatteten Wagen. Von
Zeit zu Zeit springt er auf und möchte hinaus. „Das soll der
Deiwel aushalten!" schimpft er. „Immer wieder diese Angst!"
„Wovor hast du denn Angst, Onkel?"
„Kinder, mir ist immer wieder so zu Mut, als ob der Schaffner
kommen müßte, der mich aus der zweiten Klasse 'rausschmeißt."
Der Kastellan
Die kleine Reisegesellschaft sieht sich das Schlößchen an,
dessen letzter Lerr vor einigen Jahren dahingegangen ist. Der
Kastellan waltet seines Führeramtes mit Würde, aber hin und
wieder streut er doch, wie Rosinen in einen Kuchen, in seine sach-
liche Rede einige Bemerkungen über den verstorbenen Grafen,
dem als Kammerdiener zu dienen er die Ehre gehabt hat. Leider
hat dieser letzte seines Geschlechts einen in den Zeitumständen
begründeten Abstieg erleben müssen.
„Dies hier, meine Herrschaften, war das Arbeitszimmer
des seligen Äerrn," berichtet der Kastellan. „Da hat es in der
letzten Zeit Sorgen gegeben."
Die Gesellschaft versteht das; einer murmelt: „Na ja — der
Mann wird nischt zu lachen gehabt haben." (Fortsetzung Seite «6»
Fusrjdie
Reinheit, Schönheit, Straffheit, Widerstandsfähigkeit,
Geschmeidigkeit der Haut, Erfrischung und Stärkung
des Gesamtorganismus, außerdem aber
gleichmässig tiefe, gesunde Hautbräunung
keine Brandblasen, kein Abschälen, kein Fettgefühl. Preis
75 Pf., RM 1.20, RM 1.80. Erhältlich im Neuformhaus.
Probe u. Prospekt kostenl. auf Anforderung per Karte v.
Prana-Haus, Pfullingen M. JQ in Wärtt.
Neuerscheinung
Treibers Technische Modellierbogen
Nr. 725-727 = 3 Bogen = 75 Rpfg.
(Versendungs- und Nachnahmespesen extra.)
^°rnier-Flugboot „Grönlandwal“
D 2053. Maßstab 1 :50.
Das fertige Modell wird 47 cm breit und 37 cm lang.
In dem Dornier=Flugboot „Grönlandwal“ haben wir eine
Maschine, welche den strengsten Anforderungen genügt.
Sie stellt heute unbestritten das leistungsfähigste Flugboot
der Welt dar. Die hervorragende Persönlichkeit im deutschen
Flugwesen
Herr Wolfgang von Gronau,
der während des Weltrundfluges 1932 40000 km mit dem
Dornier-Flugboot „Grönlandwal“ zurücklegte, schreibt über
die von mir links angekündigten Bogen.
„Ich habe mich über Ihr Werk sehr gefreut und kann
Ihnen nur bestätigen, daß das kleine hübsche Modell in
allen seinen Teilen dem Original entspricht. Ich bin auch
überzeugt davon, daß es überall Anklang finden wird und
wünsche allen kleinen und großen Flugzeugfreunden recht
viel Spaß bei der Arbeit.“ — Und die Dornier-Metallbauten
G. m. b. H. teilt mit „Wir freuen uns, ersehen zu können, daß
das neue Wal-Modell so hübsch ausgefallen ist.“
Achten Sie bitte beim Einkauf auf die Marke „J. F. S. i. E.“
J. F. Schreiber, Verlag, Eßlingen a. N.
Anzeigen-Annahme: Verlag „Fliegende Blätter“, München 27, Möhlstr. 34 und alle Annoncen-Expeditionen.
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