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Zeichnung von H. Blömer

„Ich möchte bloß das Geld haben, was das Feuerwerk kostet!"
„Das hättest du wohl ebenso rasch verpulvert."

SD^ätttt Von Peter Robinson

Ja, das war ein schöner Film gewesen! Wie
der herrliche Leid siegreich durch alle Schwierigkeiten,
vom scherzhaften Dalles bis zur schwersten Lebens-
gefahr, sich hindurchgeschlagen, wie er, auch den fa-
mosen Kerl beweisend, Munterkeit verbreitet hatte
mit knapper, forscher Rede, die als Produkt einer
koddrigen Schnauze zu bezeichnen ihm gegenüber nie-
mand einfallen konnte, und wie er zum Schluffe das
lianenhaft sich ihm anschmiegende, schlanke Mädchen

an die Brust zog: Auf ewig vereint!-ja, das

war schön gewesen.

Die etwas korpulente ältere Dame, deren Klei-
dung Wohlhabenheit fast zu sehr verriet, glühte noch
vor Begeisterung. Ein paarmal während des Films
hatte sie „großartig!" und „entzückend!" gesagt, zu
der schlichteren und etwas jüngeren Dame, die neben
ihr saß. Sie kannte diese Nachbarin nicht, sie hatte
nur ihrem Wohlgefallen Ausdruck geben müffen.

Und jetzt, während beide sehr langsam in der drän-
genden Menge dem Ausgang zugeschoben wurden,
sagte sie noch einmal: „Es war doch großartig!

Fabelhaft, nicht wahr?" Die andere antwortete nur:

„Nun ja!"

Am Ausgang zeigte sich, warum es so besonders
langsam gegangen war: die Menge drückte sich seit-
wärts hinaus, an der schützenden Mauer entlang,
denn es regnete stark; das Wasser wurde geradezu
heruntergepeitscht. Die begeisterte Dame sah nach
rechts und links und war ratlos. „Eigentlich sollte
mein Wagen hier sein," erzählte sie. „Aber es ist wohl
noch zu früh; ich dachte, es würde eine halbe Stunde
später aus sein. Wo bleibe ich nun so lange?"

Die andere erklärte, unmittelbar neben dem Kino
wäre eine kleine Konditorei; dort würde sie warten,
bis der Regen nachgelaffen hätte. „Ach ja, das
mache ich auch," freute sich die zweifellos wohlha-
bende Dame, und so fanden sich denn beide nun auch
an einem Tischchen zusammen. Die schlichtere Dame
trug eine Brille. Sie mußte sie von einigen Regen-
tropfen säubern und zog deshalb gleich die Land-
schuhe aus. Die unbekannte Nachbarin sah ihr neugierig aus die
Lände und stellte vorlaut fest: „Ah, Sie sind nicht verheiratet."
And dann, mit einem Blick auf die Brille: „Sind Sie Lehrerin?"

„Nein — Privatsekretärin."

„Ah so. Ich bin die Frau-" Aber da hielt sie an; das

Konditoreifräulein kam, bei dem sie eine Schokolade bestellte.
Nachher unterließ sie es, sich bekannt zu machen. Es war doch
besser so; die andere hätte es ja auch zuerst tun können. Sie
wollte jetzt nur eine kleine Unterhaltung haben, sich ein bißchen
was vom Lerzen herunterreden, und dazu hatte sie mehr Lust in
völliger Anonymität, die aufzuheben ja auch keine Veranlassung
vorlag, denn man würde einander doch nie wieder begegnen.
„Also Privatsekretärin sind Sie, Fräulein! Nun, vielleicht hei-
raten Sie doch noch," bemerkte sie mit Wohlwollen.

Das Wohlwollen wurde nicht beachtet. „Ich glaube nicht,"
sagte das Fräulein.

„Za, ja, man muß das Leben hinnehmen, wie es kommt,"
seufzte die Dame, die auf ihr Auto wartete. „Aber seien Sie zu-
frieden, Fräulein! Vielleicht sind Ihnen Enttäuschungen erspart
geblieben. Wer findet denn solch einen Mann wie eben das junge
Mädchen im Film! Aebrigens eine reizende Person, nicht wahr?
Wie hoffnungsvoll sie sich an ihn lehnte! Nun, sie hatte ja auch
recht, sie wird nicht enttäuscht werden. Aber sonst sind die Loff-
nungen meist sehr unberechtigt. Man reicht einem Manne die

Land; man bewundert ihn, er ist — wie sagt doch irgend ein

Dichter? — ja, er ist der Lerrlichste von allen, aber später-

pah, dann kommt es ja ganz anders!"

Sie wartete auf eine teilnehmende Frage, die zu näheren
Mitteilungen einladen sollte. Aber das Fräulein schien keine Lust
zu der Frage zu haben. Sie blieb still und verzog ein wenig den
Mund, wohl ein Lächeln unterdrückend. Das machte die andere
nur eifriger, sich mitzuteilen. „Auf Sie hat der Film wohl nicht
so wirken können wie auf mich, weil er Ihnen eben nicht einen
Gegensatz zum eigenen Schicksal gezeigt hat. Ich bin geradezu
aufgewühlt und erschüttert, schmerzlich an zerstörte Illusionen
erinnert. Ich kann es Ihnen ruhig sagen, liebes Fräulein, denn
Sie kennen mich ja nicht: Ich bin sehr enttäuscht worden. Nun
ja, mein Mann ist gewiß ein in seinem Beruf sehr tüchtiger, ein

fleißiger Mann-aber ich habe nichts an ihm zu bewundern.

Ach, wo ist der Leid, den ich mir gewünscht hatte! Er hat ein
Geschäft, ein großes Geschäft und leistet darin auch was bei einer
Menge Arbeit. Aber was ist das schon — — pah, Geschäft!
Immer nur sich damit abzugeben! Morgens kann er nicht schnell
genug fort, und abends, wenn er nach Lause kommt, dann denkt
er immer noch an seinen Kram. Manchmal hat er mir was davon
erzählen wollen, aber ich habe gar nicht hinhören mögen. Geschäfte

werden gemacht, damit Geld verdient wird-dabei ist nichts

Leldenhaftes. Natürlich, es muß solche Männer geben, die Welt

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ich möchte bloß das Geld haben, was das Feuerwerk kostet!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Blömer, Hermann
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4592, S. 69

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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