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Auf der Höhe

„Ist euere Feuerwehr mit den modernsten Lilfsmitteln ausgerüstet?" - „Das
will ich glauben. Wir haben unter der Mannschaft sogar einen FeuerfresserI"

In Gedanken

„Wie Ihr Kleiner heranwächst, der da auf dem Sofa sitzt! Die Beine
reichen schon bis an die Erde!" — „Die haben immer bis an die Erde gereicht!"

Zeichnung von <E. Niemeyer-Moxter

„Miserable Geigerei! Bringt mir der Mann
ein Ständchen, oder übt er nur Violine?"

Von Peter Kringel

Es war schon nach zehn Ahr abends und eigentlich
keine Bettlerzeit mehr, als es heftig bei mir läutete.
Bei uns in Lechberg an der Lanse hörte man selten
etwas läuten, sogar am Tage. Als ich aufmachte, stand
eine ältliche Frau draußen, die, soviel ich verstand, chal-
däisch oder hindostanisch murmelte. Ich gab ihr fünf
Pfennige und hörte sie die Treppe hinuntergehen. Nach
fünf Minuten läutete es wieder. Jetzt hatte die ältliche
Frau zwei Koffer bei sich. Außerdem trug sie einen
Kapotthut. Ich gab ihr 10 Pfennige und bedeutete ihr,
daß ich um diese ungewöhnliche Stunde weder zum
Ankauf von Schnürriemen noch von Toilettenseife ge-
neigt sei. Nach weiteren vier Minuten läutete es zum
drittenmal. Ich überlegte gerade, ob ich nunmehr 15
Pfennige geben oder grob werden sollte, und hatte mich
gerade zu beidem entschlossen, als-

Doch ich will mich kurz fassen. Die ältliche Dame
war meine Tante Fipst aus Daddeldorf. Daddeldors
ist ein ständig abblühender Ort in der Mark, und Fipsi
kam aus dem Amweg über Lechberg an der schlesischen
Luthe zu mir, weil sie zunächst einmal den ihr näher
gelegenen Ort angelaufen hatte.

Ich hatte Tante Fipsi — richtig, Fipsi hieß
sie! — vor 35 Jahren zum letztenmal gesehen und
hatte sie als Walküre in der Erinnerung. Freilich
war ich damals erst acht Jahre alt gewesen. Tante
Fipsi war unhöflich genug, mir zu sagen: „Junge, du
hast dich verändert. Du bist so dick geworden!" Dick,
nicht groß, sagte die Tante. Wir stellten mit einiger
Mühe an Land von alten Familienalben gegenseitig
fest, daß wir es wirklich waren.

Tante Fipst wollte nach Italien, und ihr Zug ging
früh um ein halb neun. Ich versprach, sie um sieben zu
wecken. Sie hatte 3 Koffer mit. In einem waren nur
japanische Papierservietten. 500 Stück. Ein Geschenk
von Tante Malchen, ebenfalls in Daddeldorf, die eifer-
süchtig darüber gewacht hatte, daß sie mitgenommen
wurden, weil man sie zum Obstessen so gut brauchen
kann. Fipst schenkte sie mir.

Im zweiten Koffer waren nur Stullen — für die
Reise. Stullen mit Schlackwurst und mit Rügenwalder,
Stullen mit Jagdwurst und mit Salami, Stullen mit
rohem und gekochtem Schinken, Stullen, Stullen,
Stullen .... Ich hatte so viel Stullen in meinem
Leben noch nicht auf einmal gesehen. Viele waren schon
halbtrocken und hatten aufgebogene Ränder wie Blätter

(Fortsetzung Seite 116)

114
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Miserable Geigerei!
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Niemeyer-Moxter, E.
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Balkon
Junge Frau <Motiv>
Geiger
Ständchen
Nacht <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4595, S. 114
 
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