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Das Bild des Herrn v. Bock

Bei Felix Fuchs, dem jungen Maler,
Erschienen, als solvente Zahler
Ein Oelgemälde zu bestellen,

Drei Herren, ältre Junggesellen.
„Verehrter Herr, hier ist ein Photo
Von unserm guten Onkel Botho,
Baron v. Bock, der jüngst verblichen.
Von Ihres kund'gen Pinsels Strichen
Ein Meisterbild erbitten wir,

Das unserm Herrenklub zur Zier.
Die Rechnung zahlen wir zu Dritteln."
Verbeugung, Abschied, Händeschütteln.

„Famos!" hat Felix Fuchs gedacht;
„Das wird im Handumdrehn gemacht."
Nach einer Stunde stellt sich ein
Der erste von den Herrn allein.

„Herr Fuchs — dies eine noch zuvor:
Mein Onkel Botho war Major
Der Infantrie; ich schicke Ihnen
Die Uniform, beim Bild zu dienen.”

„Na schön!" denkt Fuchs, „dem Ollen
Soll man als Krieger Ehrfurcht zollen.”
Doch diese Meinung wechselt schnell er —
Es kommt der zweite Bildbesteller.
„Herr Fuchs — was ich ja ganz vergessen:
Mein Onkel war Major, indessen
Majorsrang ist nicht mein Geschmack,
Drum zeige ihn das Bild im Frack!"

„Ei wei!" denkt Felix Fuchs, „die Sache
Wird schwierig* Wie ich das wohl mache!“
Doch sieh, nach wieder einer Stunde
Erscheint der dritte aus dem Bunde.
„Herr Fuchs — was ich noch nicht gesagt:
Mein Onkel Botho war der Jagd
Gleich mir mit Leidenschaft ergeben.
Was er am liebsten trug im Leben,

Das hab‘ er auf dem Bilde an —

Den grünen Rock als Jägersmann!”

„Hallo, hallo!” denkt Felix Fuchs,
„Die Sache schmeckt mir sehr nach Jux!”
Er spricht mit muntern Kunstgenossen
Davon, das Rechte wird beschlossen;

Mit Heiter-, sowie Emsigkeit
Geht er ans Werk, bis der Bescheid
Ergehen kann: „Das Bild ist fertig
Und der Besichtigung gewärtig."

Gleich sind mit kunstverständ'gen Mienen
Die drei Besteller auch erschienen.
Fuchs führt sie vor die Staffelei —
Was aber sehen nun die drei?

Ein Badezimmer zeigt das Bild,

Und in der Wanne, hoch gefüllt,
Wird der Baron v. Bock erblickt,

Wie er am Bade sich erquickt.

Auf Bügeln aber sieht daneben
Man dreierlei Gewandung schweben:
Die Uniform, den Frackanzug,

Den Rock, den er als Nimrod trug;

Die Kopfbedeckungen sind auch
Dreifach vorhanden, wie sie Brauch,
Doch nur in Einzelexemplaren,

Was selbstverständlich, zu gewahren
Sind von den sonst noch nöt'gen Schosen
Das Unterhemd, die Unterhosen.

„Ja, meine Herrn,” spricht jetzt der Maler,
„Ist eine Lösung wohl genialer?

Sie wollten ihn verschieden kleiden —

Da konnte ich doch nicht entscheiden.
Der alte Herr mag‘s selber tun.

Sie sehn ihn in der Wanne nun;
Wenn er dann ‘raussteigt, zieht er an,
Was ihm am besten dienen kann.”

*

Da die Besteller sich geweigert,

Das Bild zu nehmen, ward's versteigert.
Es kam auf dreiundsechzig Mark;
Erwerber wurde August Stark,

Der eine Badeanstalt hat,

Die nobelste der ganzen Stadt.

Nun lockt's die Leute bessrer Klasse, —
Es hängt dicht neben seiner Kasse.

Peter Robinson

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Bild des Herrn v. Bock"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Künstler <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4598, S. 175
 
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