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Worte der Weisheit
Kleine Geschichten
Professor Poldus will bei einem Aufenthalt in Berlin einen
alten Freund besuchen. Der Freund ist verheiratet, und wenn auch
Professor Poldus kein Weltmann ist-es fällt ihm doch ein, daß
er der Dame des Laufes einige Blumen mitbringen könnte. Aller-
dings kommt ihm dieser Gedanke erst beim Anblick einer Blumen-
frau -auf dem Leipzigerplatz, bei dem Telegraphenhäuschen.
Die Blumenfrau hat Rosen, aber sie gefallen Professor Poldus
nicht recht. „Die sind ja schon so sehr aufgeblüht, liebe Frau."
Die Blumenfrau ist gerade übler Laune. „Na, und Sie etwa
»ich'? Sie werden doch keene Eroberungen mehr machen."
Professor Poldus ist peinlich berührt und wendet sich zum Gehen.
Giftig ruft ihm die Blumenfrau noch nach: „So'n oller, mickriger Kerl!"
Professor Poldus horcht auf und denkt nach. Dann kommt er
zu der Blumenfrau zurück. „Sie sagten eben: mickriger Kerl!"
„Nehmen Se's man nich' iebel!" lenkt die Blumenfrau ein. „Is
mir so 'rausjefahren."
von Gedanensis
„Lat nichts auf sich!" sagt Professor Poldus sanft. „Ich nehme
also ein paar Rosen. Aber erklären Sie mir, liebe Frau: was be-
deutet mickrig?"
„Na, mickrig is eben mickrig." Die Blumenfrau ist um eine nicht
zu unzarte Erklärung verlegen. „Nich' sehr jroß und kräftig."
„Aha, das dachte ich mir," nickt Professor Poldus. „Und nun
sagen Sie doch, liebe Frau: haben Sie das aus dem Griechischen
gebildet, von mikros?"
Treffer und Stich sind einmal den Sorgen entflohen und weit
hinausgewandert. Nun rasten sie am Rande einer Wiese. Da grast
ein behäbiger Ochse. So — -- nun hat er genug und legt sich be-
haglich hin, die ihm jedenfalls recht angenehme Tätigkeit des Wieder-
käuens erwartend.
Stich schaut mit einigem Neid auf den Ochsen. „Ja, der hat sein
(Fortsetzung Seile 5>
Zeichnung von I. Mauder
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„Mit so nem Wagen fechten gehn — det wär ’n Jeschäft. Da brauchste
nich bitten: ,Schenk mir was' — da kannst« verlangen: ,Pump mir was'!"
Worte der Weisheit
Kleine Geschichten
Professor Poldus will bei einem Aufenthalt in Berlin einen
alten Freund besuchen. Der Freund ist verheiratet, und wenn auch
Professor Poldus kein Weltmann ist-es fällt ihm doch ein, daß
er der Dame des Laufes einige Blumen mitbringen könnte. Aller-
dings kommt ihm dieser Gedanke erst beim Anblick einer Blumen-
frau -auf dem Leipzigerplatz, bei dem Telegraphenhäuschen.
Die Blumenfrau hat Rosen, aber sie gefallen Professor Poldus
nicht recht. „Die sind ja schon so sehr aufgeblüht, liebe Frau."
Die Blumenfrau ist gerade übler Laune. „Na, und Sie etwa
»ich'? Sie werden doch keene Eroberungen mehr machen."
Professor Poldus ist peinlich berührt und wendet sich zum Gehen.
Giftig ruft ihm die Blumenfrau noch nach: „So'n oller, mickriger Kerl!"
Professor Poldus horcht auf und denkt nach. Dann kommt er
zu der Blumenfrau zurück. „Sie sagten eben: mickriger Kerl!"
„Nehmen Se's man nich' iebel!" lenkt die Blumenfrau ein. „Is
mir so 'rausjefahren."
von Gedanensis
„Lat nichts auf sich!" sagt Professor Poldus sanft. „Ich nehme
also ein paar Rosen. Aber erklären Sie mir, liebe Frau: was be-
deutet mickrig?"
„Na, mickrig is eben mickrig." Die Blumenfrau ist um eine nicht
zu unzarte Erklärung verlegen. „Nich' sehr jroß und kräftig."
„Aha, das dachte ich mir," nickt Professor Poldus. „Und nun
sagen Sie doch, liebe Frau: haben Sie das aus dem Griechischen
gebildet, von mikros?"
Treffer und Stich sind einmal den Sorgen entflohen und weit
hinausgewandert. Nun rasten sie am Rande einer Wiese. Da grast
ein behäbiger Ochse. So — -- nun hat er genug und legt sich be-
haglich hin, die ihm jedenfalls recht angenehme Tätigkeit des Wieder-
käuens erwartend.
Stich schaut mit einigem Neid auf den Ochsen. „Ja, der hat sein
(Fortsetzung Seile 5>
Zeichnung von I. Mauder
2
„Mit so nem Wagen fechten gehn — det wär ’n Jeschäft. Da brauchste
nich bitten: ,Schenk mir was' — da kannst« verlangen: ,Pump mir was'!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Mit so nem Wagen fechten gehn"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)