Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
„Ach nein — das war meine Lochzeitsreise."

Nach Weihnachten

Jetzt ist die Zeit, da allen Leuten
Es dünkt, sie seien schlecht beschert,
Und wo sie, kassenscheinbewehrt,

Zum Umtausch in die Läden schreiten.

Dem hat die Tante Qiftkrawatten
Huf seinen Gabentisch gelegt —

Hier eine Dame ist bewegt
Vom Ungeschmacke ihres Gatten.

Zwei Lackschuh sind des Fräuleins Kummer:
Sie hat den Bräutigam geblöfft —

Statt 37 im Geschäft

Will sie jetzt . . wer errät die Nummer?

Jedoch am tiefsten in Soziales
Hat stets der Juwelier gelauscht:
Verlobungsringe, umgetauscht.

Sind meistens etwas sehr Fatales.

Peter Kringel

Ergebnis der Preisaufgabe 263 (Nr. 4603)

„Kleine Parodien"

Bekannte Verse unter Einhaltung ihrer Form mehr oder minder humorvoll umzudichte»,
ist von jeher ein Vergnügen meist unbekannt gebliebener Parodisten gewesen, die damit eine
ganz besonders volkstümliche Art von Poesie lieferten. Groß ist die Zahl der spaßhaften Ambil-
dungen landläufiger Zitate, die selbst schon wieder zu oft gebrauchten Zitaten geworden sind.

So war zu erwarten, daß der Aufforderung unserer Preisaufgabe, solche kleinen Paro-
dien zu versuchen, auch mit viel längst Vorhandenem entsprochen werden würde. In ganzen
Stößen ist uns Altbekanntes vorgelegt worden; aus privaten Kuriositätenmappen ist manches
halb Vergessene hervorgeholt worden, das uns, wenn es auch der eine neue Leistung ver-
langenden Aufgabe nicht genügte, doch einige Erinnerungsfreuden bereitete. Da haben sich
die mannigfachen Parodien von Stellen der „Glocke" eingestellt, an der Spitze: „Gefährlich

ist's, den Leu zu wecken"-wonach dann als der schrecklichste der Schrecken am häufigsten

ein Löffel Lebertran bezeichnet wird. Da ist „Des Sängers Fluch" in seiner ganzen Länge
in mehreren Variationen vorgelegt worden, und auch der glückliche Polykrates, der Lerrscher
von Samos, hat nicht gefehlt — mit seiner von der Parodie behaupteten Anersättlichkeit,
nämlich: „Det allens is mir viel zu wenich — Begann er zu Aegyptens Keenich." — And
auch der bekannte alte Ritter schiebt seinem Sohn den Teller zu: „Sohn, da hast du Rippe-
speer" usw.; an die Aufforderung: „Reich mir die Land, mein Leben!" werden die üblichen
Zusicherungen geknüpft, und schließlich hat auch nicht die schöne, aber ebenfalls schon abge-
nutzte Erklärung gefehlt: „Ich küsse Ihre Land Madame — und wenn sie wabblig wär'
wie 'n Schwamm." — Wir verkennen nicht, daß sich unter diesen alten, volkstümlich gewor-
denen Parodien viel kaum zu Aeberbietendes findet. Aber es kam ja auf neu Erfundenes an.

Für den l. Preis von 60.— Rin. gewählt wurde dieses, eine erfreuliche wirtschaftliche
Besserung anzeigende Liedchen:

Kommt ein Vogel geflogen, Lieber Kuckuck, flieg' weiter,

Fliegt ins Zimmer hinein. Deine Zeit ist jetzt aus.

Krallt sich fest an die Möbel, Denn ich zahl' meine Schulden,

Grad' als wären sie sein. And du bleibst mir heraus.

Einsender: Friedrich Daub, Neu-Isenburg, Lessen.

Zweiter Preis von 30.— Nm.:

Steh ich in finstrer Mitternacht
Vor meinem Bett, das nicht gemacht.

Dann denk ich an mein Weib verstimmt.

Ob es bald aus dem Kino kimmt.

Einsender: August Radelfahr, Lokstedt-Schnelsen b. Lamburg, Leitlohstraße 19.

Den 3. Preis von 20.— Rm. erhielt diese Parodie eines einst als Lauptstück aller beim
Aufwaschen singenden Dienstmädchen geschätzten Liedes:

Bei ihrem schwer erkrankten Rinde,

Da sitzt die Kuhmagd still und weint,

Weil in den letzten vierzehn Tagen
Kein Tröpfchen Kuhmilch mehr erscheint.

Einsenderin: Frau Auguste Lüthgens, Wesselburener Deichhausen, Wesselburen-Land.
Außerdem sind 30 Trostpreise in Büchern im Werte von je Rm. 3.— verschickt worden.

10

Meinen Sie das nicht auch?

In New Pork werden jetzt nach der Auf-
hebung der Prohibition überall Kneiplokale er-
öffnet, oft in der merkwürdigsten Ausstattung.
So ist eins jetzt wie eine Schulklasse eingerich-
tet worden; das Katheder ist der Ausschank.

Dieses Lokal ist für jene Leute bestimmt, die
erst wieder lernen müssen, ordentlich zu kneipen.

Im Londoner Gerichtspalast haben die
Natten in gefährlicher Weise überhand genom-
men; sie haben ganze Gänge in den Akten-
stößen ausgenagt und wichtige Akten sind ver-
schwunden.

Die Ratten haben natürlich nach recht fetten
Prozessen gesucht.

In New Kork hat sich eine „Bürgergarde
von Straßenkehrern" gebildet, die der Stadt-
verwaltung zeigen will, wie die Straßen sauber
zu halten seien. Diese Freiwilligen säubern
jedesmal ein Straßengeviert und verschicken
dazu Einladungen zum Zuschauen.

Die Stadtverwaltung wird der Meinung
sein, diese Bürgergarde sollte ihr satirisches
Treiben lassen und jeder lieber vor seiner ei-
genen Tür kehren.

Sylvia Sidney, der Lollywooder Filmstar,
heißt eigentlich Kosof. Sie hat ihren Vater
aber nie gekannt, denn Kosof verließ bald nach
der Lochzeit seine Frau, die später einen
Mister Sidney heiratete. Jetzt nun ist Kosof
plötzlich wieder aufgetaucht, mitten in einer
Filmaufnahme, und hat von seiner Tochter
Anterstützungen verlangt, zunächst einmal eine
erste Rate von 200000 Dollars. Darauf ist
Sylvia Sidney aus Lollywood geflohen.

Dieser Vater hat sich auf seine Pflicht be-
sonnen: er will nun Anteil nehmen an den
Erfolgen seiner Tochter. And weil sie ihn bis-
her nicht gekannt hat, soll sie ihn nun gründ-
lich kennen lernen.

Aber warten wir die weitere Entwicklung
ab! Vielleicht erlebt Sylvia jetzt selber einen
ausgezeichneten Filmstoff: Die Flucht vor
dem Papa. T»>'»
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Augen der Liebe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 180.1934, Nr. 4614, S. 10
 
Annotationen