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Chemie

Von Peter Kringel

Als ich nachmittags ausging, traf ich meinen Freund Pemphigus
Eierklar. Pemphigus entstammt einer geistig sehr beweglichen Fa-
milie. Schon sein Großvater bemühte sich um die Erfindung eines
Flugapparates — als er sie zum Patentamt brachte, stellte sich
heraus, daß er die erste Knopslochnähmaschine konstruiert hatte.
Pemphigus Vater war Privatgelehrter. Von seinen Erfindungen
ist der „sprechende Losenknopf für Junggesellen" eine bleibende Kul-
turtat. Wenn dieser Knopf verloren wird und beispielsweise weit
unter ein Bett rollt, dann spielt er so lange, bis er wieder gefunden
worden ist. das Lied „Verlassen, verlassen bin i". Außerdem hat die
Familie ein höchst bemerkenswertes Dienstmädchen mit einem chronisch
schiefen Lals. Sie war in ihrer Jugend die berühmte Dame mit
den zwei Köpfen gewesen und hatte jahrelang hinter einem Vorhang
schief auf einem Brett liegen müssen — davon war ihr das als Rest
geblieben. Sie hieß die schiefe Resi.

„Lallo!" begrüßte mich Pemphigus, „ich wollte gerade zu dir.
Ich lade dich ein zu einem Glas Wein."

Ich kannte das.

„Lieber Freund," sagte ich daher, „ich habe kein Geld bei mir."
„Aber das tut doch nichts. Wir wollen mein Examen feiern. Vater
hat mir Geld dazu gegeben."

„Was für ein Examen?"

„Mein Apothekerexamen. Weißt du denn nicht, daß ich gestern
durchgefallen biu? Du weißt doch, daß Papa die offizielle Wissenschaft
verachtet.Wer darin etwas leistenden hält er für verloren. ,Pemphigus/
sagte er zu mir, ,wenn du dieses Examen bestehst, dann ziehe ich
meine Land von dir zurück. Nun, ich habe es nicht bestanden."

Als Pemphigus tatsächlich eine ganze Flasche Wein und ein
Gabelfrühstück bezahlte, wurde ich mißtrauisch.

„Mein Lieber," fragte ich, „was hast du eigentlich mit mir vor?"

„Ja, du triffst mit dieser Frage den Nagel
mit dem springenden Punkt ins Schwarze,"
antwortete Pemphigus in seiner blüten-
reichen Redeweise. „Ich will eine Erfin-
dung machen, und du sollst mir dabei
helfen."

„Lm! Worum handelt es sich denn?"
„Ich will etwas erfinden, womit man
den Leuten das Rauchen abgewöhnen kann,
etwas, das man einspriht, verstehst du,
und die Betreffenden fassen nie wieder eine
Zigarrenkiste an und wenden sich voll Ekel
von Zigarettenläden ab."

„Das wäre sehr gut. Auch für dich sel-
ber. Erst gestern hast du bei mir acht Zi-
garren weggeraucht. Aber wie soll ich dir
dabei Helsen?"

„Du wirst derjenige sein, dem ich meine
Präparate einspritze, und an dem ich die
Wirkung studiere."

Ich sträubte mich noch etwas unter
Linweis auf den Tierquälerparagraphen,
aber Pemphigus verpflichtete sich bindend,
meiner Witwe eine Rente auszusetzen,
falls mir etwas dabei passiere. Mehr
konnte er nicht tun, das sah ich dann bei
einer weiteren Flasche ein. Erst hinterher
fiel mir ein, daß ich ja gar nicht verhei-
ratet bin.

Aber Zusage ist Zusage. Am nächsten
Tag begannen die Versuche. Pemphigus
(Fortsetzung Sette 116)
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Dame ohne Unterleib"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 180.1934, Nr. 4621, S. 114
 
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