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Dunkle Angelegenheit

„Sie sind ’ne ulkige Kruke, Lerr! Meine Bockwurscht
nehmen Se und jeden mir Ihr feines Essen. Is wohl 'ne
Andeutung: ick soll wat for Sie ausfressen, nich' wahr?"

Prahlerei

„Recht geschickt, dass Ihr euer Lokal an der
Trambahnhaltestelle aufgemacht habt."

„Quatsch! Lier is Laltestelle jeworden, weil
wir hier uffjemacht haben!"

Die Blasen

An manchen Sonntagen kommt es
mit Allgewalt über mich. Dann entsteige
ich früher, als es angenehm ist, meinem
Bett, rasiere mich in der Art von Früh-
kulturen direkt gegen den Strich, früh-
stücke oberflächlich und hastig, stopfe mir
Landkarten in den Busen und fröhne dem
alten Wandertrieb der Germanen.

Man kommt da auf ganz andere Ge-
danken. Z. B. fiel mir neulich ein, wie
es kam, dass die Züge der Völkerwan-
derung mit so großen Abständen, quasi
mit 50 oder 100 Iabren Verspätung, in
Europa ankamen. Wahrscheinlich mußte»
sie an der chinesischen Sperrmauer einzeln
ihre Karten vorzeigen.

Unter Absingung schöner alter Wan-
derlieder schreite ich dann rüstig in die
Gegend hinein. Nach dem Takte von
„Wie kommt Lerrn Lehmanns Kragen-
knopf in Schutzes Limbeerpudding?"
marschiert es sich prachtvoll.

Vorigen Sonntag war ich auch wieder

auf der Wanderschaft. Ich kam mit je einer Blase unter jedem Fuß zurück.
Meine Lausmeisterin stellte mich im Treppenhaus und ruhte nicht eher, als
bis ich ihr mein Leiden erzählt hatte. Sie brachte mir ein Buch und legte es
mir aufgsschlagen hin.

„In dem Buch," versicherte sie, „steht alles drin. Wenn wir das nicht
gehabt hätten, dann wäre mein Mann voriges Jahr an der Kolik zugrunde
gegangen. Machen Sie nur alles genau so, wie es beschrieben ist."

Ich sah mir das Buch an. Es hieß „Die kluge Karoline". Es war wirklich ein
Prachtbuch! Vom Tapetenkleister über die Entfernung von Flecken aus Wolle,
Seide und Tischtüchern bis zur Blinddarmentzündung fehlte nichts. Es enthielt
eine verwirrende und interessante Fülle von Rezepten für alle Lebenslagen.

Ich las mich ein wenig fest. Wenn ich mich recht entsinne, ist die beste
Art, Warzen zu entfernen, die, daß man sie mit Stearinöl und Wiener Kalk
hochglanzpoliert, worauf sie abfallen. And blinden Nickel muß man mit
Nettichsaft betupfen.

Die Blasen schmerzten. Ich schlug die Seite wieder auf, die mir die gute
Lausmeisterin hingelegt hatte. In meiner Lausapotheke fand sich nichts von
all den Sachen, die vorgeschrieben waren. Aeberhaupt stellte ich fest, daß sie
einer Erneuerung bedürfe. Von der Jodtinktur war nichts mehr vorhanden,
als ein brauner Fleck an der Wand des Schränkchens — sie war verdunstet.
Der Lühneraugenbalsam war mit einem Pinsel und einer Rolle Leukoplast
eine innige Verbindung eingegangen, die zu nichts mehr nütze war. Ich tele-
phonierte in die Apotheke und machte inzwischen das Wasser heiß.

Dann wurden die Sachen gebracht, und ich schritt zur Behandlung der
Blasen. Gewissenhaft führte ich alles aus: ich hatte mir die verschiedenen
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An einen jungen Dichter

Mein lieber Freund, den noch nach Ruhm verlangt,
Ich fürchte nur, du wirst mich kaum verstehen.

Ich muß dir sagen, daß mir etwas bangt,

Denn einmal wird auch dir ein Licht aufgehen.

Ruhm ist ein ungebildeter Geselle,

Er achtet kein Verdienst, kennt kein Gesetz.
Berühmt ist selbst von Goethe nur die Stelle
Im Götz. Gong

Mittel der Reihe nach aufgestellt. Rur das Waschen in kochender Soda-
lauge hielt ich für unnötig, ich machte sie nur lauwarm; ich kann ruhig
sagen, daß auch das Abkratzen mit Stahlspänen eine Angelegenheit ist,
die man seinem schlimmsten Feinde nicht wünschen soll, aber ohne Opfer
kein Erfolg! Aeußerst lästig war auch das Stehenlassen der Füße über
Nacht in einer Mischung von Wasserglas und Kalkmilch. Ich kann

ruhig sagen, ich habe selten eine häß-
lichere Nackt verbracht. Aber dafür war
auch der Erfolg verblüffend.

Am nächsten Morgen hatte ich zwei
Dinger wie Tennisbälle unter den Füßen
und mußte ins Büro telephonieren, daß
ich nicht kommen könne. Ich machte aber
die ganze Prozedur noch einmal. Schon
beim Aufwachen am nächsten Morgen
merkte ich, daß mir das Bett zu kurz
geworden war. Entsetzt sprang ich heraus
und stieß mich mit Wucht an den Lüster,
unter dem ich bis jetzt immer glatt durch-
passiert war. Ich ging auf 10 Zentimeter
hohen Gummikissen.

Als die Lausmeisterin kam, um sich
die kluge Karoline abzuholen, machte ich
ihr die bittersten Vorwürfe.

„Tja," sagte sie und sah das Rezept
nach, „da kann ich nun nichts dafür, wenn
Sie das Rezept zum Gerben von Ziegen-
fellen und zum Eierkonservieren durch-
einander auf Ihre Füße anwenden."

Peler Kringel

„Ich hätte nicht mitgehen tollen, Amalie; im Schau-
spiel sang ich mich jedesmal für die Landlung zu
interessieren an, und dann kann ich nicht einschlafen."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Dunkle Angelegenheit" "Prahlerei" "Ich hätte nicht mitgehen sollen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 180.1934, Nr. 4622, S. 142

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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