Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
o

Die Sensation

Man soll nicht sagen, daß die tägliche Betrachtung eines regen
Straßenbetriebes im Dienstmann Nudelhuber das Interesse sür beson-
dere Geschehniffe habe erlöschen lassen. Aber wenn einer jahrelang geruh-
sam auf seinem Lolzkastel sitzt und Passanten, Trambahnwagen und
Autos an sich vorbeitreiben läßt, dann steht er nicht mehr auf und rennt
dazu, wenn irgendwo ein kleiner Auflauf sich um ein aus der Achse ge-
fallenes Rad gebildet hat. Das kennt er schon — das ist ja immer das
Gleiche. And vielleicht wäre gerade in diesem Augenblick jemand an sei-
nen Stand gekommen, der dem Dienstmann Nudelhuber einen Brief zum
Austragen gegeben oder sonst eine wichtige Besorgung anvertraut hätte.

Wenn aber einmal etwas Besonderes passieren sollte —

Oder hat jene Dame am Randstein der Gehbahn vielleicht nicht
die Absicht, ihm — dem Dienstmann Nudelhuber — einen Auftrag
zu erteilen? Er wird aufmerksam!

Erst ist sie auf die Straße getreten,wie um sie zu überqueren, dann ist
sie wieder zurückgeschreckt, hat ängstlich zu Nudelhuber hingeschaut, hat
den Fuß wieder auf die Fahrbahn gesetzt, wieder zurückgezogen.

Nudelhuber schaut ihr ermunternd in's
Gesicht. Sie faßt Mut.

„Würden Sie mich vielleicht über den
Platz geleiten?"

„Warum net? Traun's Eahna net alloa?"

„Manchmal schon — aber heute —"

„Is ja eh a Verkehrsschutzmann da, bal
der sei Taferl aufdraht, nacha kimmt koa Auto
mehr, nacha kinnas ganz sicher —"

„Das ist es nicht. Ich würde unter Am-
ständen auch nicht alleine gehen können, wenn
gar kein Verkehr da wäre."

„Ja — so was!" Nudelhuber wird auf-
merksam, „wie nacha dös?"

„Ich habe nämlich Platzangst."

„Gibts des a? Was is denn nacha dös?"

„Mitten auf der Straße kann mich eine
plötzliche Furcht befallen — ich kann nicht weiter
— es kann passieren, daß ich mich hinlegen muß
und Arme und Beine von mir strecken —"

Nudelhuber ist aufs Aeußerste interessiert.

Die Dame wartet, bis er sich von seinem
Staunen etwas erholt haben würde. Dann
wird sie ungeduldig.

„Ja — und nun haben Sie wohl die Güte,
mich zu führen?"

„Ra!" (Nudelhuber gehorcht einem stär-
keren Trieb.)

„Warumdennnicht?"AndNudelhuber,noch
ganz im Bann des eben Gehörten: „Wissen S',
wissen S' — dös möcht i sehgn!" Ali

146

Aviso!

Anser Mitbürger Gerbermeister Schwoller ist dafür bekannt,
daß er nur bestes, einheimisches Material in seinem Betrieb ver-
arbeitet, und zwar in einem Verfahren, das an Sorgfalt, Mühe-
waltung und Sachkenntnis unübertroffen ist. Sein Schaufenster
allein schon ist für seine Qualitäten ein vollgültiger Beweis. Da
nun aber gleichwohl unlängst ein Zweifel darüber laut wurde, ob
denn das in seiner Geschäftsauslage ausgestellte Pracht-Sohlenleder
nicht doch schließlich, was die verwendete Laut anlange, ausländi-
scher Lerkunft sei, so sah Lerr Schwoller sich veranlaßt, dem betreffen-
den Schaustück ein „Aviso" in Rundschrift beizulegen des Inhalts:
„Dieses Sohlenleder wurde von einem einheimischen Ochsen ver-
fertigt."

Naturkräfte

„Wird die Wasserkraft dieses Gebirgsbaches nicht nutzbar gemacht?"
„Selbstverständlich; unser hiesiges Starkbier bereiten wir ja mit
diesem Wasser!"

Die Baumwollflocke erzählt:

In Tennessee an einer Baumwollstaude
Erblickte ich das Licht der U. 3. fl.,

Und während einer üblen Wirtschaftsflaute
verschiffte man mich aus Amerika.

In Hamburg, gleich am Pier, hat mich Herr
Schlingern,

Ein Fabrikant aus Riesa, aufgekauft.

Dann wurde ich von flinken Mädchenfingern
Aus einem großen Ballen ausgerauft.

Ich kam, geformt zu einer netten Walze,

In eine Drogerie in Langenhan,

Dort stand ich lange gleich beim Speisesalze,
Und Ohropax stand an der Tüte dran.

Dann kaufte mich das alte Fräulein Ellen.

Ich ward mit Lanolin gepäppelt — fad!

Da fing ich Straßenlärm und Hundebellen
In ihrem zarten Lauscheapparat.

Doch eines Tages flog ich auf die Straße
— Ach, Tennessee, voll Weh gedenk ich dein! —
Und Hunde kamen an mit feuchter Rase,

Und eine Katze nieste in mich rein.

Dann hob mich einer aus mit Namen Rammler.

Kurzsichtig ist er, und er hat gelacht —

Der Mann ist Zigarettenstummelsammler . . -
Fetzt möcht ich wissen» was der mit mir macht.

Curry

Eine fabelhafte Gelegenheit,
mit dem Skihaserl anzubändelnl
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eine fabelhafte Gelegenheit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 180.1934, Nr. 4623, S. 146
 
Annotationen