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Antipluvia G. m. b. H.

Von Peter Kringel

Mein Freund Willi Matz bewohnt ein Atelier. Ich höre Sie
fragen, ob er Maler ist. Tja, diese Frage bringt mich in einige
Verlegenheit. Willi hat keine Leinwand, besitzt keine Farben, das
einzige, was er hat, sind
Schulden — also ist es doch
nicht ausgeschlossen, daß er
Maler ist. Es spielt aber auch
für diese Geschichte keine
Rolle.

Eines Tages besuchte ich
Willi. Er fegte mit der Land
ein Leringsgerippe und zwei
Brotkrusten auf die rechte
Tischkante zu dem übrigen,
bot mir aus einem Aschen-
becher eine halbe Zigarette an
und fragte suggestiv: „Du
kannst mir natürlich zwei Mark
pumpen?"

„Nein," sagte ich.

„Du fürchtest wohl das
Risiko?"

„Nicht im geringsten. Ri-
siko bedeutet: Nichtwissen, ob
man Gewinn oder Verlust
haben wird. Bei dir weiß ich
ganz genau, daß ich die zwei
Mark nicht wieder kriege."

Willi plusterte sich auf, als
ob er ein persischer Satrap
wäre. „Was heißt denn das?"
sagte er. „Du bist vielleicht
noch froh, wenn du so intim
mit mir bekannt bist, wo ich
doch nächstens Generaldirek-
tor werde."

Ich fühlte ihm diskret den
Puls.

„Jawohl," fuhr er fort, „Ge-
neraldirektor der Antipluvia."

„Was ist denn das?"

„Man merkt, daß du in
Quarta bereits sitzen geblieben
bist. Sonst würdest du wissen,
daß das eine Versicherung

gegen Regen ist. Ihr wird die Anthelia angegliedert, das ist die
Versicherung gegen Sonnenschein."

„Nicht Sonnenstich?" erkundigte ich mich.

„Schweig!" donnerte Willi.
„Ich habe die Sache genau
durchdacht. Wenn ich näch-
stens die Tuba der Reklame
rasen lasse, werden Massen-
eintritte erfolgen, ich werde
Angestellte und einen Privat-
sekretär brauchen — aber ich
werde natürlich diejenigen be-
vorzugen, die mir früher ein-
mal Gefälligkeiten erwiesen
haben. Daß du da nicht in
Frage kommst, dürfte dir wohl
klar sein. Immerhin will ich
dir, da du von wirtschaftlichen
Dingen keine Ahnung hast, die
Idee auseinandersetzen. Es
gibt Leute, die am Wetter
wirtschaftlich interessiert sind.
Rennen wir nur einmal die
Gastwirte. Der Besitzer eines
Gartenlokals im Grünen ist
ruiniert, wenn es Sonntags
regnet. Umgekehrt ist der In-
haber einer Tanzgaststätte in
der Stadt geschädigt, wenn
die Sonne scheint."

„Das ist einleuchtend," sagte
ich.

„Es ist also eine soziale Tat,
wenn ich den Mann mit dem
Gartenlokal gegen die Launen
des Jupiter pluvius versichere.
Ist das klar?"

„Nein. Warum soll der
Mann mit der Tanzgaststätte
pleite gehen — ich finde Tanz-
gaststätten wichtiger als Gar-
tenlokale."

„Unterbrich meine lichtvol-
len Ausführungen nicht! Wir
sind bei dem Gartenlokal stehen
geblieben. Der Mann will sich

Der junge Ehemann

„Jetzt sind wir Mann und Frau! Ich bin wunschlos glücklich. Liebster!
„Dann werden wir sehr gut miteinander auskommen!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der junge Ehemann"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 180.1934, Nr. 4629, S. 242

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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