V.
Abends wiegt sein Viertel Schwartenmagen
Bolz genaustens nach, gleich auf zwei Waagen.
Während Düben, der Aesthet, zurzeit
Sich an dessen ros’gem Anschnitt freut.
Gleiches Leben unter gleicher Sonne
Wird so einem Qual und andern, Wonne
Und man frage sich mal ganz privat,
Wer wohl mehr von der Affäre hat?
Peter Kringel
Beide sind für ganz dasselbe Geld
Bei zwei Bankfilialen angestellt.
Gleich fast nimmt ihr Leben seinen Lauf —
Doch sie reagieren anders drauf,
Morgens scheucht sie beide aus den Betten
Eins von jenen neuen Hofquartetten,
Die um sieben Uhr schon laut verkünden,
Daß die Alm noch immer ohne Sünden.
Bolz brüllt: „Das ist doch zum Teufelholen 1“
Gießt mit Wasser oder schmeißt mit Kohlen.
Düben, von der Melodie gepackt,
Treibt Gymnastik zu des Liedes Takt.
Schon ist Bolz verärgert, Düben heiter.
Und so geht den ganzen Tag es weiter:
Bolz nennt einen Gasmann „Störungsfritze“,
Düben weiß die allerneusten Witze.
Mittags madit das Bierglas Bolz ganz wild:
Er verlangt es bis zum Strich gefüllt.
Während Düben denkt: „Was tut das mir?
Lumpger halber Zentimeter Bier!"
\^Bolz, der pessimistische und kritische,
Liest in seiner Zeitung nurs Politische.
Düben schätzt — und lacht sich halb malade
Mehr die netten Heiratsinserate.
Nachbarn, Runkelstraße Nr. 7,
Wohnen Philipp Bolz uud Gustav Düben.
Ein rein äußerlicher Inspizient
Fände beider Leben kongruent.
Beide lesen früh das gleiche Blättchen,
Gleiche Semmeln bringt das gleiche Mädchen,
Mittags essen sie die gleiche Suppe,
Samstags kegeln sie im selben Klube.
Abends speisen sie denselben Braten
ln der Gartenwirtschaft zum Soldaten,
Ja, sie baden in demselben Teiche
Und verdienen auch genau das gleiche.
Sachen zum Lachen
Ein Weinhändler sandte einem seiner Kunden, von dem er
wußte, daß er des öfteren an gichtischen Anfällen litt, einige
Flaschen Wein zur Probe. In dem Begleitschreiben bemerkte er, daß
der Wein nicht nur besonders gut wäre, sondern auch die besondere
Eigenschaft habe, bei Gicht schmerzlindernd zu wirken. Er hoffte
wohl, auf diese Weise eher einen Auftrag zu erhalten. Er war
aber sehr erstaunt, als er einen Brief folgenden Inhalts bekam:
Ich habe Ihre Probesendung erhalten und den Wein auch ver-
sucht. Ich teile Ihnen mit, daß ich die Gicht vorziehe.
256
Abends wiegt sein Viertel Schwartenmagen
Bolz genaustens nach, gleich auf zwei Waagen.
Während Düben, der Aesthet, zurzeit
Sich an dessen ros’gem Anschnitt freut.
Gleiches Leben unter gleicher Sonne
Wird so einem Qual und andern, Wonne
Und man frage sich mal ganz privat,
Wer wohl mehr von der Affäre hat?
Peter Kringel
Beide sind für ganz dasselbe Geld
Bei zwei Bankfilialen angestellt.
Gleich fast nimmt ihr Leben seinen Lauf —
Doch sie reagieren anders drauf,
Morgens scheucht sie beide aus den Betten
Eins von jenen neuen Hofquartetten,
Die um sieben Uhr schon laut verkünden,
Daß die Alm noch immer ohne Sünden.
Bolz brüllt: „Das ist doch zum Teufelholen 1“
Gießt mit Wasser oder schmeißt mit Kohlen.
Düben, von der Melodie gepackt,
Treibt Gymnastik zu des Liedes Takt.
Schon ist Bolz verärgert, Düben heiter.
Und so geht den ganzen Tag es weiter:
Bolz nennt einen Gasmann „Störungsfritze“,
Düben weiß die allerneusten Witze.
Mittags madit das Bierglas Bolz ganz wild:
Er verlangt es bis zum Strich gefüllt.
Während Düben denkt: „Was tut das mir?
Lumpger halber Zentimeter Bier!"
\^Bolz, der pessimistische und kritische,
Liest in seiner Zeitung nurs Politische.
Düben schätzt — und lacht sich halb malade
Mehr die netten Heiratsinserate.
Nachbarn, Runkelstraße Nr. 7,
Wohnen Philipp Bolz uud Gustav Düben.
Ein rein äußerlicher Inspizient
Fände beider Leben kongruent.
Beide lesen früh das gleiche Blättchen,
Gleiche Semmeln bringt das gleiche Mädchen,
Mittags essen sie die gleiche Suppe,
Samstags kegeln sie im selben Klube.
Abends speisen sie denselben Braten
ln der Gartenwirtschaft zum Soldaten,
Ja, sie baden in demselben Teiche
Und verdienen auch genau das gleiche.
Sachen zum Lachen
Ein Weinhändler sandte einem seiner Kunden, von dem er
wußte, daß er des öfteren an gichtischen Anfällen litt, einige
Flaschen Wein zur Probe. In dem Begleitschreiben bemerkte er, daß
der Wein nicht nur besonders gut wäre, sondern auch die besondere
Eigenschaft habe, bei Gicht schmerzlindernd zu wirken. Er hoffte
wohl, auf diese Weise eher einen Auftrag zu erhalten. Er war
aber sehr erstaunt, als er einen Brief folgenden Inhalts bekam:
Ich habe Ihre Probesendung erhalten und den Wein auch ver-
sucht. Ich teile Ihnen mit, daß ich die Gicht vorziehe.
256
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Kunkelstr. 7/III"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 180.1934, Nr. 4629, S. 256
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg