Zeichnung von E. Croissant
„Donner, Klara, hier ist 'ne Anzeige: Peppcrlings haben einen Jungen gekriegt. Da müssen wir gleich einen Glückwunsch schickend
„Lier aus Sprottendorf-unmöglich l Pepperlings denken doch, wir sind in Norderney."
Zweierlei Auffassung
Frau Preßberger kommt nur ganz selten in den Laden des
Kleinkaufmanns Wullig, und wenn einmal, dann bleibt sie schuldig
und läßt aufschreiben. Sonst kauft sie ihren Bedarf in einem großen
Geschäft. Diese Gepflogenheit ärgert
Lerrn Wullig schon lange, und als Frau
Preßberger wieder einmal in seinem
Laden auftaucht, aber tatsächlich auch
schon wieder „ausschreiben läßt," da
will er ihr eine Lektion erteilen. „Wa-
rum holen Sie das nicht auch dort,
wo Sie Ihren sonstigen Bedarf decken?"
fragt er. „Zum Aufschreiben, nicht wahr,
da ist halt der kleine Geschäftsmann
recht, das Bargeld aber trägt man brav
zum großen."
Darauf Frau Preßberger: „Aber
ich bitt' Sie, Lerr Wullig: aufschreiben
lassen kann man doch nur in einem
kleinen, schlechtgehenden Geschäft; in
einem großen haben sie ja schon gar
keine Zeit dazu." Und damit entfernt
sich die Dame mit herablassendem Gruß,
die nicht bezahlte Ware in der Ein-
kaufstasche.
Höflich und entgegenkommend
Beim Kaspar Birkner, Stiefelwirt
in Sünzing, ist im vergangenen Jahr
im ganzen dreimal gerauft worden. Das
ist an sich gewiß nicht oft. Dafür war
aber jedesmal die Wirtsstube ein Trüm-
merfeld. Insbesondere hatten Tische und
Stühle jedesmal einen Teil ihrer Beine
verloren, die als Waffen außerordent-
lich begehrt waren.
Im Linblick hieraus hatte mit Be-
ginn des heurigen Jahres der Stiefel-
wirt in seiner Gaststube folgendes Plakat angebracht: „Bei allen-
falls eintretenden Unstimmigkeiten und Meinungsdifferenzen wird
um Schonung für Tische und Stühle gebeten. Linker dem Ofen
stehen Stecken, Knüppel und Prügel."
Nachtwächterurlaub
Wegen nächtlicher Ruhestörung wurde
ein Mann in Gewahrsam gebracht.
Bei der Vorführung stellte sich heraus,
daß der Inhaftierte der Nachtwächter
eines benachbarten Bezirkes war.
„Skandal," schrie der Polizeileiter
empört, „anstatt den Dienst zu versehen
und Ruhe und Ordnung halten, randa-
lieren Sie die ganze Nacht herum."
Nachtwächter: „Ich habe seit gestern
Urlaub."
Ädolar, der junge Dichter, lächelt
selig, als er Kuno erzählt: „In der
,Abendpostt hat doch neulich ein Gedicht
von mir gestanden. Und denke dir:
dieses Gedicht ist gestern bei den Leuten,
die neben mir wohnen, vorgelesen wor-
den. Ganz deutlich Hab' ich's gehört;
die Wand ist sehr dünn."
„Das kommt davon!" nickt Kuno.
„Der Lauscher an der Wand hört seine
eigene Schand'."
Aabus erzählt seinen Freunden:
„Ich habe geträumt, ich hätte mich ver-
heiratet."
„Laha, das muß 'ne Erleichterung
gewesen sein, als du aufgewacht bist!"
„Nee, nee — ich war sehr traurig!
Siewarnämlich mehrfacheMillionärin."
„Kleide dich doch endlich an, Paul; in einer
Viertelstunde geht unser Zug — wir haben ohnehin
schon Zeit verloren!"
„Tja — und ich — meinen Kabinenschlüssel."
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„Donner, Klara, hier ist 'ne Anzeige: Peppcrlings haben einen Jungen gekriegt. Da müssen wir gleich einen Glückwunsch schickend
„Lier aus Sprottendorf-unmöglich l Pepperlings denken doch, wir sind in Norderney."
Zweierlei Auffassung
Frau Preßberger kommt nur ganz selten in den Laden des
Kleinkaufmanns Wullig, und wenn einmal, dann bleibt sie schuldig
und läßt aufschreiben. Sonst kauft sie ihren Bedarf in einem großen
Geschäft. Diese Gepflogenheit ärgert
Lerrn Wullig schon lange, und als Frau
Preßberger wieder einmal in seinem
Laden auftaucht, aber tatsächlich auch
schon wieder „ausschreiben läßt," da
will er ihr eine Lektion erteilen. „Wa-
rum holen Sie das nicht auch dort,
wo Sie Ihren sonstigen Bedarf decken?"
fragt er. „Zum Aufschreiben, nicht wahr,
da ist halt der kleine Geschäftsmann
recht, das Bargeld aber trägt man brav
zum großen."
Darauf Frau Preßberger: „Aber
ich bitt' Sie, Lerr Wullig: aufschreiben
lassen kann man doch nur in einem
kleinen, schlechtgehenden Geschäft; in
einem großen haben sie ja schon gar
keine Zeit dazu." Und damit entfernt
sich die Dame mit herablassendem Gruß,
die nicht bezahlte Ware in der Ein-
kaufstasche.
Höflich und entgegenkommend
Beim Kaspar Birkner, Stiefelwirt
in Sünzing, ist im vergangenen Jahr
im ganzen dreimal gerauft worden. Das
ist an sich gewiß nicht oft. Dafür war
aber jedesmal die Wirtsstube ein Trüm-
merfeld. Insbesondere hatten Tische und
Stühle jedesmal einen Teil ihrer Beine
verloren, die als Waffen außerordent-
lich begehrt waren.
Im Linblick hieraus hatte mit Be-
ginn des heurigen Jahres der Stiefel-
wirt in seiner Gaststube folgendes Plakat angebracht: „Bei allen-
falls eintretenden Unstimmigkeiten und Meinungsdifferenzen wird
um Schonung für Tische und Stühle gebeten. Linker dem Ofen
stehen Stecken, Knüppel und Prügel."
Nachtwächterurlaub
Wegen nächtlicher Ruhestörung wurde
ein Mann in Gewahrsam gebracht.
Bei der Vorführung stellte sich heraus,
daß der Inhaftierte der Nachtwächter
eines benachbarten Bezirkes war.
„Skandal," schrie der Polizeileiter
empört, „anstatt den Dienst zu versehen
und Ruhe und Ordnung halten, randa-
lieren Sie die ganze Nacht herum."
Nachtwächter: „Ich habe seit gestern
Urlaub."
Ädolar, der junge Dichter, lächelt
selig, als er Kuno erzählt: „In der
,Abendpostt hat doch neulich ein Gedicht
von mir gestanden. Und denke dir:
dieses Gedicht ist gestern bei den Leuten,
die neben mir wohnen, vorgelesen wor-
den. Ganz deutlich Hab' ich's gehört;
die Wand ist sehr dünn."
„Das kommt davon!" nickt Kuno.
„Der Lauscher an der Wand hört seine
eigene Schand'."
Aabus erzählt seinen Freunden:
„Ich habe geträumt, ich hätte mich ver-
heiratet."
„Laha, das muß 'ne Erleichterung
gewesen sein, als du aufgewacht bist!"
„Nee, nee — ich war sehr traurig!
Siewarnämlich mehrfacheMillionärin."
„Kleide dich doch endlich an, Paul; in einer
Viertelstunde geht unser Zug — wir haben ohnehin
schon Zeit verloren!"
„Tja — und ich — meinen Kabinenschlüssel."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Donner, Klara, hier ist 'ne Anzeige: Pepperlings haben einen Jungen gekriegt..." "Kleide dich doch endlich an, Paul..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4641, S. 20
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg