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Menschen im Sommer

Von Curry

Ich war mit Willi im Seebad. Willi ist
ein verträumter, etwas unwirklicher Mensch.
Es gibt Leute, die ihn für doof halten — aber
das ist ein Irrtum. Wenn er das wäre, wie
könnte er da mein Freund sein?

Es war die ersten Tage sehr nett. Willi
war ordentlich aufgekratzt. Dann aber bemerkte
ich plötzlich eine Veränderung in seinem Wesen.
Er seufzte oft, trug Verszeilen in sein Notiz-
buch ein und gähnte beim Frühstück, als ob
er die ganze Nacht kein Auge zugetan hätte.

Ich sah mir das eine Zeit lang mit an,
dann nahm ich ihn ins Gebet.

„Was ist mit dir los, Willi?"

„Was soll denn los sein?" seufzte er und
verbarg sein Notizbuch.

„Das will ich dir sagen: du bist verliebt."

Willi leugnete hartnäckig. Nach dem Abend-
essen verschwand er. Ich gingunauffällig hinter
ihm her. Willi stand am Strand und sah un-
entwegt zum Leuchtturm hinüber, der alle drei
Sekunden sei» Blinklicht aufblitzen ließ. Ich
packte ihn rauh am Arm.

„Ich will dir alles sagen," sagte Willi.
„Vor 4 Tagen habe ich ein entzückendes Mäd-
chen kennen gelernt. Sie versprach, mir von
ihrer Wohnung aus Lichtsignale zu geben, im
Falle sie meine Liebe erwidern könne . . ."

„Na, und das hat sie natürlich nicht getan?"

Willi umarmte mich in einer stürmischen
Aufwallung heftig.

„Lieber Freund, ich bin ja so glücklich I Schau
nur hinüber! Sie ist die Tochter des Leucht-
turmwärters."

Lerr und Frau Stopplig sind ins Gebirge
gefahren. Sie sitzen auf der Terrasse ihres
Lotels und frühstücken. Meta Stopplig greift von Minute zu Minute
immer wieder zu dem Prismenglas, das zwischen Marmelade und
Semmeln steht, führt es an die Augen und späht in die Felszacken
des nahen Berges hinein. Sie hat sich vorgenommen, nicht ohne
den Anblick einer Gemse wieder nach Lause zu fahren. Oskar
Stopplig liest die Morgenzeitung. Jetzt ruft die Gattin entzückt:
„Oskar, sieh doch mal! Jetzt
Hab' ich eine! Nein, wie süß!

Da steht sie mit allen vier
Beinen auf einer spitzen Fel-
senzacke, genau wie auf den
Bildern von Rosegger, und
äugt umher. Komm, schau
mal rein — ich halte dir
das Glas in der richtigen
Richtung."

„Lm!" knurrt Oskar Stopp-
lig, ohne von seiner Zeitung
aufzusehen.

„Goldig!" ruft Meta, „jetzt
schnuppert sie in der frischen
Morgenluft umher."

„Jaja," sagt Oskar.

Die Gattin stößt einen spitzen
Schrei aus.

„Oskar, jetzt ist sie in einen
Abgrund gesprungen, minde-
stens 40 Meter tief herunter!"

„Soso?" brummt Oskar.

„Am Schluß der Ferien rechne ich jedes-
mal aus, was die Stunde Sonnenschein
gekostet hat. Das ist natürlich ganz ver-
schieden."

„Freilich — hängt doch vom Weiter ab."

„Ja, und davon, wieviel ich während der
Ferien im Skat verloren habe."


„Wenn man Sie sieht, mahlen Sie Kaffee."
„Wat heeßt hier Kaffeemahlen. Det is nur
der Antrieb zu meinem Außenbordmotor."

„In einen Abgrund, Oskar — vierzig Meter
tief — glatt runtergesprungen ist sie. Was
sagst du dazu?"

Oskar Stopplig sieht kurz auf.
„Vermutlich lebensmüde."

Die kleine Ellen fährt mit ihren Elter»
in die Sommerfrische. Die Fahrt geht durch
verschiedene Tunnels. Ellen ißt an - einer
Schinkenstulle.

Dreimal kurz hintereinander wird es dunkel
und wieder hell.

Da wendet sich Ellen an die Mama:
„Nicht wahr, Mutti, das ist eine ver'
billigte Fahrt?"

„Ja, mein Kind."

„Wirklich sehr billig!" bekräftigt Ellen.
„Wie kommst du denn darauf, Liebling?"
„Aber Mutti, das ist sehr einfach! Jetzt
esse ich schon den dritten Morgen an derselbe»
Stulle."

Die Familie Zwedohl, d. h. Aribert Zwe'
dohl nebst Gattin Else und Tochter Inge
waren im Seebad.

Inge lernte einen Assessor kennen. Wie
sie es machen, die wohlbehüteten jungen Mäd'
chen, trotz aller Aufsicht — das ist ein Rätsel,
aber fest stand: sie hatte ihn kennen gelernt-
Die Mama begünstigte die Sache.

„Wo ist Inge?" fragte Aribert Zwedohl,
als er neben Else im Sande lag.

„Sie segelt mit dem Assessor, Aribert."
„Lm!"

„Laß doch die jungen Leutchen! Du ver-
gissest immer, daß du auch mal jung warst-
Und der Assessor scheint sich wirklich für Inge
zu interessieren. Er hat ihr gestern gesagt, sie sei sein Traum
ja, ist das nicht schön? Er hat gesagt, sie sei ein goldiger Käfer-
— Aribert, Inge will dir heute den Assessor vorstellen."

Aribert Zwedohl zerbrach wütend eine Muschel in einer Land-
„Danke, den kann ich mir schon so vorstellen."

Zeitvertreib

Er: „Also wir treffen uns
um vier Uhr am Fluß! Wirst
du pünktlich sein?"

Sie:„Auf die Minute! Aber
zur Vorsicht könntest du ja das
Angelgerät mitnehmen!"

„Gestern Hab' ich beim
Spaziergang einige wunder-
schöne Pilze gesehen, war aber
im Zweifel, ob es genießbare
oder giftige sind. Da bin ich
schnell heimgelausen und habe
mein Pilzbuch geholt."

„Waren sie eßbar?"

„Ganz sicher!"

„Wie hast du das er-
kannt?"

„Weil s' nachher schon fort
waren!" — --

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Am Schluss der Ferien rechne ich jedesmal aus, ..." "Wenn man Sie sieht, mahlen Sie Kaffee."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Cefischer
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4642, S. 46

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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