11 neu eröffnter Laden
^varte,, hätte»; jeder Mensch, der
l'lc" Laden aufmacht, sieht den
^Ite» Kunden solchermaßen als
"Eunssdeuter an.
ilnd da kamen Schlotterbecks an
^nieboldschen Laden ... „Wir
^»nten uns hier Obst kaufen und
^ 'bkuits für die Bahnfahrt," meinte
^>'au Schlotterbeck,und da das rich-
gefunden wurde, trat sie ein,
^gleitet von einer der Töchter,
^»iebolds waren entzückt. Eine
^ a"ie und ein junges Mädchen —
frfk gehörten noch die Lerr-
^ >aste», die draußen warteten, samt
»em Lunde. Eine ganze Familie
h die sicherlich viel an feineren
^ebensmitteln und besseren Kolo-
''alwaren brauchte! Wenn das eine
^ndjgx Kundschaft würde-o,
iväre dann schon eine nette
^>üe Grundlage des Geschäfts!
Kniebold wog Aepfel und
^grsjche gh — um 50 Prozent zu
^>err Kniebold zeigte alle mög-
^)en Sorten von Biskuits vor.
un> Schluß ergab sich: „Zwei Mark
jioq ■
le9te
"äig!" und Frau Schlotterbeck
ke & ^"Dreimarkstückhin.Daschau-
äcib iC6°lb betend an: „Ver-
."8, gnädigeFrau,wenn ich Sie
^ 't belästige - könnten Sie mir den
^"3 nicht abgepaßt geben?"
geb konnte sie nicht, aber sie rief ihren Mann herein. „Er-
^^Enster Diener, Lerr Professor!" sagte Kniebold. „Ich bitte vielmals
^vld ^"Eschuldigung, daß ich Sie bemühe, Lerr Professor." Knie-
fe{T s"gte „Professor", weil es in Jena verhältnismäßig viele Pro-
"°ren gibt.
^^kotterbeck ist nicht Professor, aber er wies diesen Titel nicht
ex "E. stnd wenn Kniebold „Majestät" zu ihm gesagt hätte, würde
* doch nicht verbessert haben. Warum denn? Wahrscheinlich
ein q nie mehr in seinem Leben diesen Laden betreten. Er legte
(§ Zweimarkstück und zwei Groschen hin. Kniebold nahm die drei
"stücke in die Land, hauchte darüber hin — das sollte wohl ein
H> , tingendes Spucken sein — und tat sie mit merkwürdigen, irgend-
Zauberischen Kräfte anrufenden Gesten in ein schon zu diesem
er )!• doreitstehendes rosafarbenes Pappschächtelchen. Dann lächelte
^ w Kundschaft an. „Das ist das erste in diesem Laden eingenom-
e ®elb, meine Lerrschaften! Das wird aufgehoben, das soll Glück
Die Filmexpedition fährt zum Nordpol
bringen. — Die Lerrschaften wer-
den doch gewiß auch in Zukunft
bei mir kaufen. Nicht wahr, gnädige
Frau? Darf ich darauf rechnen,
Lerr Professor?"
Schlotterbecks schauten einander
an, sie verstanden sich: Nein, sie
durften diese» Leuten nicht sagen,
daß sie ganz Landfremde wären und
wohl nie wiederkehren würden.
Das wäre vielleicht als ein schlech-
tes Vorzeichen aufgefaßt worden,
als ein Omen, daß in diesem Laden
keine Kundschaft recht heimisch
werden würde.
Aber jetzt kamen Kniebolds mit
Angeboten. „Laben die Lerrschaf-
ten sonst noch Bedarf? Für heute
abend? Nein — augenblicklich nicht!
Aber ein paar Proben, wenn wir
so frei sein dürfen, werden die
Lerrschaften doch nicht zurückwei-
sen -wo Sie doch unsere ersten
Kunden sind! Lier dieser echte West-
fäler Schinken — ein paar Scheib-
chen nur! Diese prima Gänseleber-
wurst! Diese Gothaer Zervelat-
Wurst!"
And Kniebolds schnitten Schin-
ken ab und Wurst und stellten eine
große Tüte hin, in die sie alles
Mögliche für ihre erste Kundschaft
Hineinschmissen. „Der Schinken ist
im Anschnitt ein bißchen fett. Aber
manche Lerrschaften mögen das gerade. Dann darf man einen guten
Magenschnaps darauf trinken, nicht wahr? Lier, Lerr Professor,
habe ich ein Probefläschchen Aromatique — den echten, vom Apo-
theker Lappe in Neudietendorf. And hier ist noch ein Probefläschchen
Boonekamp. And wenn ich mir erlauben darf: ein Schächtelchen
Pralinen für die jungen Damen! And eine Probe Kaffee — von
unserer besten Sorte! And ein Pröbchen Tee-vielleicht wird
Tee vorgezogen. And da haben die Lerrschaften ja ein Lundchen,
ein reizendes Lundchen. Gewiß sehr verwöhnt, nicht wahr? Aber
da haben wir etwas extra Feines in Lundekuchen — sogenannte Laren,
Kundekuchen in Form von Knochen. Da — auf dem Paket steht
ausdrücklich: Für Kenner unter den Lunden!"-
Endlich zogen Schlotterbecks mit einer große» Tüte ab, während
Kniebolds in ihrer Ladentür standen und sich unaufhörlich verbeug-
te» und „Auf Wiedersehen, die Lerrschaften!" riefen. Dabei paßten
sie ans, nach welcher Richtung diese Familie ging, wo sie wohl wohnen
Die Niesenrübe
83
^varte,, hätte»; jeder Mensch, der
l'lc" Laden aufmacht, sieht den
^Ite» Kunden solchermaßen als
"Eunssdeuter an.
ilnd da kamen Schlotterbecks an
^nieboldschen Laden ... „Wir
^»nten uns hier Obst kaufen und
^ 'bkuits für die Bahnfahrt," meinte
^>'au Schlotterbeck,und da das rich-
gefunden wurde, trat sie ein,
^gleitet von einer der Töchter,
^»iebolds waren entzückt. Eine
^ a"ie und ein junges Mädchen —
frfk gehörten noch die Lerr-
^ >aste», die draußen warteten, samt
»em Lunde. Eine ganze Familie
h die sicherlich viel an feineren
^ebensmitteln und besseren Kolo-
''alwaren brauchte! Wenn das eine
^ndjgx Kundschaft würde-o,
iväre dann schon eine nette
^>üe Grundlage des Geschäfts!
Kniebold wog Aepfel und
^grsjche gh — um 50 Prozent zu
^>err Kniebold zeigte alle mög-
^)en Sorten von Biskuits vor.
un> Schluß ergab sich: „Zwei Mark
jioq ■
le9te
"äig!" und Frau Schlotterbeck
ke & ^"Dreimarkstückhin.Daschau-
äcib iC6°lb betend an: „Ver-
."8, gnädigeFrau,wenn ich Sie
^ 't belästige - könnten Sie mir den
^"3 nicht abgepaßt geben?"
geb konnte sie nicht, aber sie rief ihren Mann herein. „Er-
^^Enster Diener, Lerr Professor!" sagte Kniebold. „Ich bitte vielmals
^vld ^"Eschuldigung, daß ich Sie bemühe, Lerr Professor." Knie-
fe{T s"gte „Professor", weil es in Jena verhältnismäßig viele Pro-
"°ren gibt.
^^kotterbeck ist nicht Professor, aber er wies diesen Titel nicht
ex "E. stnd wenn Kniebold „Majestät" zu ihm gesagt hätte, würde
* doch nicht verbessert haben. Warum denn? Wahrscheinlich
ein q nie mehr in seinem Leben diesen Laden betreten. Er legte
(§ Zweimarkstück und zwei Groschen hin. Kniebold nahm die drei
"stücke in die Land, hauchte darüber hin — das sollte wohl ein
H> , tingendes Spucken sein — und tat sie mit merkwürdigen, irgend-
Zauberischen Kräfte anrufenden Gesten in ein schon zu diesem
er )!• doreitstehendes rosafarbenes Pappschächtelchen. Dann lächelte
^ w Kundschaft an. „Das ist das erste in diesem Laden eingenom-
e ®elb, meine Lerrschaften! Das wird aufgehoben, das soll Glück
Die Filmexpedition fährt zum Nordpol
bringen. — Die Lerrschaften wer-
den doch gewiß auch in Zukunft
bei mir kaufen. Nicht wahr, gnädige
Frau? Darf ich darauf rechnen,
Lerr Professor?"
Schlotterbecks schauten einander
an, sie verstanden sich: Nein, sie
durften diese» Leuten nicht sagen,
daß sie ganz Landfremde wären und
wohl nie wiederkehren würden.
Das wäre vielleicht als ein schlech-
tes Vorzeichen aufgefaßt worden,
als ein Omen, daß in diesem Laden
keine Kundschaft recht heimisch
werden würde.
Aber jetzt kamen Kniebolds mit
Angeboten. „Laben die Lerrschaf-
ten sonst noch Bedarf? Für heute
abend? Nein — augenblicklich nicht!
Aber ein paar Proben, wenn wir
so frei sein dürfen, werden die
Lerrschaften doch nicht zurückwei-
sen -wo Sie doch unsere ersten
Kunden sind! Lier dieser echte West-
fäler Schinken — ein paar Scheib-
chen nur! Diese prima Gänseleber-
wurst! Diese Gothaer Zervelat-
Wurst!"
And Kniebolds schnitten Schin-
ken ab und Wurst und stellten eine
große Tüte hin, in die sie alles
Mögliche für ihre erste Kundschaft
Hineinschmissen. „Der Schinken ist
im Anschnitt ein bißchen fett. Aber
manche Lerrschaften mögen das gerade. Dann darf man einen guten
Magenschnaps darauf trinken, nicht wahr? Lier, Lerr Professor,
habe ich ein Probefläschchen Aromatique — den echten, vom Apo-
theker Lappe in Neudietendorf. And hier ist noch ein Probefläschchen
Boonekamp. And wenn ich mir erlauben darf: ein Schächtelchen
Pralinen für die jungen Damen! And eine Probe Kaffee — von
unserer besten Sorte! And ein Pröbchen Tee-vielleicht wird
Tee vorgezogen. And da haben die Lerrschaften ja ein Lundchen,
ein reizendes Lundchen. Gewiß sehr verwöhnt, nicht wahr? Aber
da haben wir etwas extra Feines in Lundekuchen — sogenannte Laren,
Kundekuchen in Form von Knochen. Da — auf dem Paket steht
ausdrücklich: Für Kenner unter den Lunden!"-
Endlich zogen Schlotterbecks mit einer große» Tüte ab, während
Kniebolds in ihrer Ladentür standen und sich unaufhörlich verbeug-
te» und „Auf Wiedersehen, die Lerrschaften!" riefen. Dabei paßten
sie ans, nach welcher Richtung diese Familie ging, wo sie wohl wohnen
Die Niesenrübe
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Filmexpedition fährt zum Nordpol" "Die Riesenrübe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Fuchs
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4645, S. 83
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg