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„Alles Kitsch, was Sie da machen —
nichts Monumentales — viel zu süßlich !"

Meinen Sie das nicht auch?

Der italienische Ingenieur Titto Rassini hat ein „unzerbrech-
liches Auto" konstruiert. Er fuhr damit im 45 Kilometer Tempo
gegen eine Mauer: die Mauer fiel zusammen, das Auto blieb
unversehrt. Rassini behauptet, bis zu 90 Kilometer in der Stunde
beweise der Wagen seine Eigenschaft.

Von dieser Erfindung ist kein Segen zu erwarten. Im Ge-
genteil; wenn solche unzerbrechlichen Autos aufkommen, wird
leichtsinniger gefahren, und umsomehr wird man spüren, daß die
Hauptsache fehlt: der unzerbrechliche Mensch.

Die Regierung von Guatemala hat verfügt, daß in den
Schulen die Kinder jeden Morgen auf ihre Sauberkeit zu prüfen
sind. Sie bekommen dafür besondere Sauberkeitsnoten, und je
nach diesen Roten wird dann das Schulgeld bemessen; die
saubersten Schüler zahlen am wenigsten.

Die Verfügung richtet sich natürlich gegen manche Eltern-
Häuser. Am meisten Schulgeld sollten aber jene Schüler zahlen,
die aus dem Elternhause ein ungewaschenes Maul mitbringen.

*

Dempsey, der berühmte einstige Box-Weltmeister, hat eine
Gastwirtschaft aufgemacht.

Es liegt nicht der geringste Grund vor, zu zweifeln, daß es
ein vorzügliches Lokal sein wird. Aber davon abgesehen — mit
Beschwerden wird Dempsey so leicht kein Gast kommen.

Wegen der Person des Wirtes wird das Lokal wohl be-
sonders zu Anfang sehr besucht sein. Wenn dann ein Gast keinen
Platz mehr für seinen Mantel und Lut findet, wird er den
Wirt aber doch nicht um einen Laken bitten. (Fortsetzung e. 343)

auf bas ftemcmc ßcrz

Es mar ein schwieriger Zoll. Alle möglichen Umstände
und unglückseligen Verstrickungen der Kriegs- und
Ilachkriegszeit Hallen dazu geführt, daß die Frau
meines Freundes gegen alles Heutige ihr Herz ver-
steinern lieh. Sie lebie nur in der »ergangenheil
und glaubte, das unglücklichste Wesen aus der Well
zu sein / OaS schmerzte den Mann sehr, denn er erwartete
von der Zukunst noch manches Schöne. Oie Advents-
zeit jetzt brachte ihm eine Idee, bei deren Ourchsühruug
ich ihm Helsen mußte. Mit zwei Dutzend Kindern
aus Hau« und Nachbarschaft wurde die geheime
Abmachung getroffen: Wenn an diesem Fenster
eine weiße Fahne erscheint - dann kommt sofort zur
Weihnachtsbescherung / Wir mußten vorsichtig Vorgehen, Tagelang brachten wir
heimlich in kleinen paketchen die Geschenke in« Hau« und versteckten sie sorgsältig.
Dann mußte Weihnachtsgebäck in ungeheuren Mengen angeschafft werden, sür
Schokolade war zu sorgen, und schließlich war auch ein Bäumchen in die Wohnung zu
schmuggeln. Endlich kam der Tag, und wir saßen nun im Zimmer meine« Freunde«
und warteten darauf, wann seine Frau wohl ihren Spaziergang machen würde,
denn wir mußten sie ja vor die vollendete Tatsache stellen / Es wurde drei —
es wurde vier ilhr, 7!och immer war sie nicht gegangen. Bon der Straße erscholl
ständig anschwellendes Gemurmel, Oie Zahl der wartenden Kinder nahm jede
Minute zu. Endlich! Kurz nach 4 ilhr schlug die Haustür zu. Wir warteten noch
ein paar Minuten, und dann wurde da« verabredete Zeichen gegeben / Was nun

folgte, war ein unbeschreiblicher <<% Tumult,

3n aller Eile mußten Tische zusam-

men gerückt und gedeckt werden. Alle Hände halfen mit, alle« schrie und stieß durch-
einander, hier ging eine Taffe zu Bruch, und dort drohte ein ganzer Tisch um-
gestoßen zu werden. E« war wunderbar! — Schließlich saß alle«, Oie Schoko-
lade konnte eingegoffen und die denkwürdige Schlacht um die Kuchenteller eröffnet

werden / Al« es am lautesten war, erschien die
Frau meine« Freunde«, Ob sie erstaunt war?
Sie war entgeistert! Ihr erster »ersuch zu
protestieren ging in tollem Lärm unter, und ehe
sie sich'« versah, saßen ihr die zwei Kleinsten
auf dem Schoß, wischten den Schokoladen-
mund an ihrer Bluse ab und wollten von
ihr wissen, wann denn nun endlich die
Bescherung käme. Diese Frage wurde
aber kurz, Oie Kinderaugen hatten gesiegt,

von allen aus-
genommen, und
die Frau sah
sich umringt von
bittenden, betteln-
den Kinder-
äugen. Dieser
Kamps um ihr
Herz war heiß,
und ganz beschämt gestand die Frau,

daß sie garnicht« zu bescheren habe / Da« war der große Augenblick für
meinen Freund, Sr nahm seine Frau beiseite und übergab ihr die vielen, vielen
Pakete, Al« sie dann beim Austeilen der Gaben immer wieder das Stück in die
Kinderaugen kommen sah, wenn die Händchen ihr <V>

Geschenk umspannten, ging auch ihr da« Her,
über, und auch sie wurde glücklich, Sette - 1 -‘ '

dem ist sie wie umgewandelt, hat da« »er-
gangene vergessen und blickt froh
in die Zukunft. Und die Weih
nachtSpläne sür diese« Jahr
sind schon geschmiedet /

Die Moral von der Ge-
schichte? Stück findet im-
mer, wer Kinder zu Weih-
»achten glücklich macht.

Anzeigen-Annahme: Verlag „Fliegende Blätter“, München 27, Möhlstr. 34 und alle Annoncen-Fxpeditionen.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Alles Kitsch, was Sie da machen ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4661, S. 341

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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