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„Was soll das, Maxe? Du Haft ver-
sprochen, das Beste für den Punsch mit-
zubringen, und jetzt kommst du mit 'nein
Glas gesalzener Fische an I"

„Das ist das Beste-macht mäch-

tigen Durst I"

„Warum soll denn das Licht auf dem
Tisch brennen, Emil?"

„Notbeleuchtung! Voriges Jahr Hab'ich
was bei Schluders erlebt: da gab's Kurz-
schluß, und als endlich Licht kam-da

war die ganze Punschterrine ausgesoffen."

„Sie dürfen hier nicht mehr so lärmen,
Lerr-ist ja schon 2 llhr morgens!"

„Da soll einer nid)’ Krakeel machen, Lerr
Wad)tmeister! Der Affe da antwortet mir
nich' — ich Hab' ihm dreimal ,Prost Neu-
jahr!" gewünscht."

Herausgeholt

Von Peter Robinson

Sd)uhring ist nid)t auf den Kops gefallen; o nein, er hat eine
gute Portion Verstand. Kienast dagegen — nun, wir wollen ihn
nid)t gerade einen vollkommene» Dummkopf nennen, aber er ist doch
ein Mann von geringem Auffassungsvermögen und langsamem,
nicht weit vordrängenden Denken. Aber brav ist er, von lauterem
Charakter, treu übernommenen Pfliä)ten — ein Mensch, aus dessen
Wort man bauen kann. Bei Schuhring ist von diesen hock) zu rüh-
menden Eigensd)asten nickst so viel zu finden; er ist-nun, sagen

wir: ein Kujon. Mit Schuhring zusammen zu sein, ist kurzweilig
und kann Vergnügen bereiten; bei Kienast dagegen spürt man leicht
Langeweile, doch kann man fick) dafür an seiner Vortrefflid)keit er-
bauen. Wir wollen es also jedem überlassen, für wessen Gesellsd)aft
er sid) gegebenen Falles lieber entscheiden würde.-

Kienast hat sid) in eine Frühstücksstube begeben. Da ist Zerbe
gekommen, hat sich zu ihm gesetzt und ihm etwas anvertraut, das
ihn fürchterlich bewegt und bekümmert. Er würde die Geschichte
einem andern so leid)t nid)t erzählen, aber er kennt Kienast; er hat
sein Lerz ausschütten müssen und weiß, daß man dies bei Kienast
ohne Sorge tun kann, ohne Angst haben zu müssen, daß er es
nachher herumträgt.

Da kommt Schuhring an. Mährend er seinen Mantel auszieht,
verabschiedet sid) Zerbe von Kienast. Er schüttelt ihm die Land.
„Aber bitte, behalten Sie die Sache ganz für sid)!" Kicnast nickt;
bei ihm bedarf es weiter keiner Versicherung.

Dann geht Zerbe. Sd-uhring, der ihn nur mit einem liebens-
würdigen Winken begrüßt hat, setzt sid) nun zu Kienast. Er glüht
innerlich, er brennt vor Neugier. Was für eine Sache soll Kienast
für sid) behalten? Was mag Zerbe wohl erlebt haben? Teufel, das
muß verflud)t interessant sein! Aber natürlid) wird Kienast nicht
eine Silbe verraten, wenn man ihn geradeheraus fragen würde. Nicht
eine Silbe, und wenn man ihn mit glühenden Zangen zwicken würde.

Dock) es gibt feinere Mittel als glühende Zangen; der überlegene
Verstand weiß sie zu finden. Schuhring bestellt sich zunäck)st ein
Gläsck)en Portwein. Er wird aud) etwas essen, aber damit hat
es nod) Zeit. Aus der Karte steht nämlich Gänseleberpastete, und
die wird er sid) vielleid)t gönnen. Aber sie muß errungen werden.
Schuhring geht mit sich selber eine Wette ein, daß er in spätestens

zehn Minuten die Zerbe betreffende Angelegenheit von Kienast er-
fahren haben wird. Wenn er die Wette gewinnt, kriegt er die
Gänseleberpastete.

Kienast sitzt nad)denklich da; sicherlid) beschäftigt ihn, was Zerbe
ihm mitgeteilt hat. Sd)uhring blickt nach der Tür, durch die Zerbe
eben hinausgegangen ist. „Der gute Mann regt sich zu sehr auf,"
sagt er leichthin.

Kienast sck)aut erstaunt auf.

Schuhring zuckt die Achseln. „Das kann doch sck)ließlich jedem
passieren."

Kienast denkt über diese Aeußerung Sd)uhrings nach, aber er
kommt nur bis an den zunäd)stliegenden Schluß, daß eben Sd)uhring
auch sd)vn Bescheid wissen muß. Freilich liegt es ihm fern, sich
nun in eine Unterhaltung darüber einzulassen, aber er muß Zerbe
in Sd)utz nehmen und Sd)uhrings Leichtfertigkeit zurückweisen. „Jedem

kann das passieren? Sie haben gut reden, Lerr Schuhring -

Sie haben ja gar keinen Sd)wiegersohn."

Sd)uhring freut sid) innerlid). Er läßt sich auf eine Einschränkung
ein. „Sie haben recht, Lerr Kienast. Ich wollte sagen: das kann
jedem passieren, der einen Sd)wiegersohn hat."

Kienast denkt bei sid), daß Sd)uhring heute sehr albern rede.
„Na, erlauben Sie: wenn jeder Schwiegersohn Geld braud)en und
dann mit seinem Schwiegervater sowas machen würde — - da

müßte man ja wünsd)en, daß überhaupt nicht mehr geheiratet würde."

Sd>uhrings innerlid)« Freude steigt. Er ist zu einer zweiten
Einschränkung bereit. „Ja, vielleid)t habe id) zu viel gesagt. Es gibt
natürlich eine Menge Schwiegersöhne, die eine sid)ere Stellung haben,
und viele andere, die auch sonst nicht an ihren Schwiegervater sich

um finanzielle Lilfe wenden müssen. Aber in diesem Fall-id)

bitte Sie: das kann doch Vorkommen!"

„Gewiß, es kann Vorkommen, daß ein Gesd)äftsmann einen
Wed)sel nicht bezahlen kann. Das bestreite id) ja gar nid)t. Aber
dann-"

„-ist doch der Sd>wiegervater der Näck)ste, ihm zu helfen,"

unterbricht Sck)uhring. „Wenn er dazu in der Lage ist."

„Stimmt auch! Aber die Lilfe des Sd)wiegervaters darf nicht
in sold)er betrügerischen Weise-"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"In der Neujahrsnacht"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4665, S. 403

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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