„Mit dem entzückenden Mädchen möchte ich anbändeln. Aber die Olle!"
„Tja, die würde dann wohl mit Ihnen anbinden, mein Lieber!"
Das empfohlene Bad
Es gibt viele schöne Bäder,
Aber Icksloch ist ein Ort,
Der entsetzlich, und ein jeder
Sommergast fährt gerne fort.
Wie nun kommt es, daß dort Gäste
Immer neu sich finden ein
Und dem grauenhaften Neste
Einen Teil der Ferien weihn?
Das ist dadurch zu erklären,
Daß der Mensch gern daran denkt,
Einem andern zu bescheren,
Was ihn selber sehr gekränkt.
Beispielsweise: Vor zwei Jahren
Haben Müllers Icksloch sehr
Als verdrießenswert erfahren;
Doch sie schwiegen hinterher.
Und im vor'gen Sommer sagten
Sie, dort hätte man es fein,
Als die Meiers danach fragten;
Meiers fielen darauf ‘rein.
Dies Jahr haben Meiers wieder
Schulzes sehr gerühmt das Nest
Als behaglich, brav und bieder;
Schulzes sitzen jetzt dort fest.
Und im nächsten Jahre finden
Schulzes andre Leute dann,
Icksloch einen Kranz zu winden,
Daß es Gäste haben kann.
Und so kann es Icksloch glücken,
Daß es schon seit längrer Zeit
Durch der Menschheit kleine Tücken
Immer noch als Bad gedeiht.
—on.
Kleine Neisegeschichten
Schellack tritt seine Arlaubsreise an. Er steigt
in den Zug — ah, da Mt ja Bemperlein. „Na,
auch in die Ferien? Äaben's wohl nötig, was?"
In der Tat — Bemperlein sieht nicht gut aus.
„Ja, ich habe in der letzten Zeit allerlei Verdruß
gehabt. Ich brauche Ablenkung. Eine Reise ist die
beste Kur."
„Aber sicherlich! Aerztlich empfohlen?"
„Das nicht. Oder eigentlich doch — ich bin
nämlich schon lange mein eigener Arzt. Ich habe
einen Leitfaden der Lomöopathie, danach behandle
ich mich selbst. Lat niir immer sehr gut getan."
„So, so!" sagt Schellack. Er geht nicht weiter
wär' das unmöglich. Dort san dö Läufer so hoch,
daß die Milch sauer wurd, bevor f naufkam."
darauf ein, da er anderer Ansicht ist, aber
einen Meinungsaustausch für überflüssig
hält.
Man sitzt in einem Personenzug. Der
hält nach einer Viertelstunde zum ersten
Mal. And da steigt Bemperlein aus. „Auf
Wiedersehen, Lerr Schellack. Viel Ver-
gnügen !"
„Nanu, Sie steigen schon aus?" wundert
sich Schellack. „Ich denke. Sie wollen eine
Reise zur Kur machen."
„Gewiß. Aber ich habe Ihnen ja ge-
sagt: ich bin für Lomöopathie."
Das junge Ehepaar Polke ist auf dem
Wege nach Lelgoland. Cuxhaven ist dem
Auge entschwunden und Lelgoland noch
lange nicht zu sehen.
„Nichts wie Limmel und Wasser! Ist
das nicht großartig, Schatz?" bewundert
Kurt Polke.
„Ach ja, Männe!" sagt Paula Polke.
„And das ist nur die Nordsee! Wie muß
es da erst auf dem Ozean sein!"
Die junge Dame, die in Lalle einge-
stiegen war, hieß wohl Elise oder Elisabeth
oder Luise. Von den drei Tanten, die sie
an den Zug gebracht hatten, war sie Lies-
chen genannt worden.
Der liebenswürdige junge Mann, der
ihr gegenüber saß, beschloß, sich Lieschen
zu widmen. Ob das gnädige Fräulein die
Strecke schon kenne?
Nein, Lieschen fuhr hier zum erstenmal.
Das freute den liebenswürdigen jungen
Mann. „Eine der schönsten Bahnstrecken
in Deutschland, die Saale entlang. Ich
werde mir erlauben, auf einiges aufmerk-
sam zu machen." Lieschen nickte errötend.
And dann, hinter Naumburg, wurde
der junge Mann lebhaft. „Bitte aufpas-
sen, gnädiges Fräulein! Lier rechts, gleich
10
„Tja, die würde dann wohl mit Ihnen anbinden, mein Lieber!"
Das empfohlene Bad
Es gibt viele schöne Bäder,
Aber Icksloch ist ein Ort,
Der entsetzlich, und ein jeder
Sommergast fährt gerne fort.
Wie nun kommt es, daß dort Gäste
Immer neu sich finden ein
Und dem grauenhaften Neste
Einen Teil der Ferien weihn?
Das ist dadurch zu erklären,
Daß der Mensch gern daran denkt,
Einem andern zu bescheren,
Was ihn selber sehr gekränkt.
Beispielsweise: Vor zwei Jahren
Haben Müllers Icksloch sehr
Als verdrießenswert erfahren;
Doch sie schwiegen hinterher.
Und im vor'gen Sommer sagten
Sie, dort hätte man es fein,
Als die Meiers danach fragten;
Meiers fielen darauf ‘rein.
Dies Jahr haben Meiers wieder
Schulzes sehr gerühmt das Nest
Als behaglich, brav und bieder;
Schulzes sitzen jetzt dort fest.
Und im nächsten Jahre finden
Schulzes andre Leute dann,
Icksloch einen Kranz zu winden,
Daß es Gäste haben kann.
Und so kann es Icksloch glücken,
Daß es schon seit längrer Zeit
Durch der Menschheit kleine Tücken
Immer noch als Bad gedeiht.
—on.
Kleine Neisegeschichten
Schellack tritt seine Arlaubsreise an. Er steigt
in den Zug — ah, da Mt ja Bemperlein. „Na,
auch in die Ferien? Äaben's wohl nötig, was?"
In der Tat — Bemperlein sieht nicht gut aus.
„Ja, ich habe in der letzten Zeit allerlei Verdruß
gehabt. Ich brauche Ablenkung. Eine Reise ist die
beste Kur."
„Aber sicherlich! Aerztlich empfohlen?"
„Das nicht. Oder eigentlich doch — ich bin
nämlich schon lange mein eigener Arzt. Ich habe
einen Leitfaden der Lomöopathie, danach behandle
ich mich selbst. Lat niir immer sehr gut getan."
„So, so!" sagt Schellack. Er geht nicht weiter
wär' das unmöglich. Dort san dö Läufer so hoch,
daß die Milch sauer wurd, bevor f naufkam."
darauf ein, da er anderer Ansicht ist, aber
einen Meinungsaustausch für überflüssig
hält.
Man sitzt in einem Personenzug. Der
hält nach einer Viertelstunde zum ersten
Mal. And da steigt Bemperlein aus. „Auf
Wiedersehen, Lerr Schellack. Viel Ver-
gnügen !"
„Nanu, Sie steigen schon aus?" wundert
sich Schellack. „Ich denke. Sie wollen eine
Reise zur Kur machen."
„Gewiß. Aber ich habe Ihnen ja ge-
sagt: ich bin für Lomöopathie."
Das junge Ehepaar Polke ist auf dem
Wege nach Lelgoland. Cuxhaven ist dem
Auge entschwunden und Lelgoland noch
lange nicht zu sehen.
„Nichts wie Limmel und Wasser! Ist
das nicht großartig, Schatz?" bewundert
Kurt Polke.
„Ach ja, Männe!" sagt Paula Polke.
„And das ist nur die Nordsee! Wie muß
es da erst auf dem Ozean sein!"
Die junge Dame, die in Lalle einge-
stiegen war, hieß wohl Elise oder Elisabeth
oder Luise. Von den drei Tanten, die sie
an den Zug gebracht hatten, war sie Lies-
chen genannt worden.
Der liebenswürdige junge Mann, der
ihr gegenüber saß, beschloß, sich Lieschen
zu widmen. Ob das gnädige Fräulein die
Strecke schon kenne?
Nein, Lieschen fuhr hier zum erstenmal.
Das freute den liebenswürdigen jungen
Mann. „Eine der schönsten Bahnstrecken
in Deutschland, die Saale entlang. Ich
werde mir erlauben, auf einiges aufmerk-
sam zu machen." Lieschen nickte errötend.
And dann, hinter Naumburg, wurde
der junge Mann lebhaft. „Bitte aufpas-
sen, gnädiges Fräulein! Lier rechts, gleich
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Olle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Schmidt ungesichert
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)