Ein Ratschlag
Lutzerling ist ein kleines, elendes Männchen,
aber eine Nase hat er — — o, aus dieser Nase
ließen sich drei machen, die bei große», starke»
Männern ganz normal wirken würden. Lutzer-
lings Nase ist eine Riesengurke. Eine ähnliche
hat vielleicht nur noch jener Lerr Wahl gehabt,
den der ziemlich vergessene Dichter Laug deshalb
zum Gegenstand einer großen Zahl von Epi-
grammen gemacht hat. Wir wollen nur an dieses
erinnern: „Als du jüngsthin schlummertest im
Grase, ragte himmelan die Wundernase, und die
Dorfbewohner weit umher zählte» staunend einen
Kirchturm mehr."
Lutzerling nun macht von seiner Nase zu viel
Gebrauch. Er riecht nicht nur damit, er steckt sie
auch zu oft in anderer Leute Angelegenheiten, in
Sachen, die ihn gar nichts angehn. Deshalb hat
er sich schon oft Verdrießlichkeiten zugezogen.
Jetzt hat er was mit Lollprägel gehabt. Loll-
prägel ist ein strammer Kerl, und deshalb bereut
Lutzerling die Vorwitzigkeit seiner Nase. Be-
kümmert erzählt er Schellbach: „Was kann ich
bloß machen? Ich habe da neulich im Verein
etwas unvorsichtig über Lollprägels Ehegeschichte
mich geäußert, und das hat er — es fehlt ja
nie an Klatschmäulern! zu erfahren gekriegt. And
da hat er geschäumt vor Wut und hat gedroht:
Sowie er mich zu sehen bekommt, da wird er
mich an der Nase packen! And dann wird er
a» meiner Nase ziehen und ziehen, bis mir die
Luft vergeht, sie in seine Angelegenheiten zn
stecken. Das hat Lollprägel geschworen. Nun
sagen Sie mir, bester Lerr Schellbach: Was kan»
ich da machen?"
Nachdenklich schaut Schellbach auf die unge-
heure Gurke. „So, so-Ihre Nase will er
packen?"
„Aber ja doch!"
„Dann weiß ich Ihnen nur eins zu rate»,
damit er Ihre Nase nicht fassen kan»: Schmieren
Sie den Giebel mit Schmierseife ein I"
Wahres Geschichtchen
Ich habe ein Paket mit Seidenstoff verloren
und gehe auf das Fundbüro, den Verlust anzu-
melden.
„Also, was ham's verloren?" fragt der Beamte.
„Ein Paket mit rotem Seidenstoff drin, es
waren zwei Meter."
„Nähseide?"
„Nein," sage ich, „zwei Meter Seidenzeug, der Zettel der Firma
lag noch dabei, und mein Nanie stand darauf."
„So," sagt er, „wie breit war der Stoff?"
„95 cm," erwidere ich, „aber entschuldigen Sie, ich habe große
Eile, müssen Sie denn das so genau wissen?"
„Ja, natürlich," nickt er, „muß ich das genau wissen," und zündet
seine kurze Pfeife an, „das muß ich freilich wissen, also wie breit
war der Stoff?"
Ich — in höchster Angeduld: „Also, ich sagte Ihnen schon, es
waren zwei Meter roter Seidenstoff und 95 cm breit."
„Wissen's, Frau," erklärt er mir, „da muß ich nämlich jetzt erst
mal ausrechnen: Länge mal Breite."
Ich sehe auf die Ahr; es ist genau zwei, ich sollte auf meinem
Platz im Geschäft fein . . .
„Bitte," sage ich, „schauen Sie doch lieber endlich nach, ob ein
Paket abgegeben wurde."
Fischer: „Lallo, habt ihr 'neu steifen Grog? — Schade!
Entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie angehalten habe!"
Er erhebt sich, schließt den Schrank auf, blickt die Regale hinauf
und hinab: „Nein, Frau, tut mir leid, ein Paket is überhaupt gar
nicht abgegeben worden."
Tüchtige Leute
Gestern nachmittag hat Albert Leupold sein Aufgebot bestellt.
Leute früh um 7 Ahr klingelt es bei ihm: ein gewisser Strippke ist
da, stellt sich als Möbelhändler vor und empfiehlt sein ganz unge-
wöhnlich reiches Lager zur Anschaffung der Wohnungsein-
richtung.
„Geht mich nichts an!" sagt Albert Leupold. „Die Aussteuer
ist Sache meines Schwiegervaters."
„Na, Sie werden aber doch ein Wort mitzureden haben. Was
Ihre» Lerrn Schwiegervater betrifft — — zu dem ist schon mein
Sozius gegangen."
Auf hoher See
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Lutzerling ist ein kleines, elendes Männchen,
aber eine Nase hat er — — o, aus dieser Nase
ließen sich drei machen, die bei große», starke»
Männern ganz normal wirken würden. Lutzer-
lings Nase ist eine Riesengurke. Eine ähnliche
hat vielleicht nur noch jener Lerr Wahl gehabt,
den der ziemlich vergessene Dichter Laug deshalb
zum Gegenstand einer großen Zahl von Epi-
grammen gemacht hat. Wir wollen nur an dieses
erinnern: „Als du jüngsthin schlummertest im
Grase, ragte himmelan die Wundernase, und die
Dorfbewohner weit umher zählte» staunend einen
Kirchturm mehr."
Lutzerling nun macht von seiner Nase zu viel
Gebrauch. Er riecht nicht nur damit, er steckt sie
auch zu oft in anderer Leute Angelegenheiten, in
Sachen, die ihn gar nichts angehn. Deshalb hat
er sich schon oft Verdrießlichkeiten zugezogen.
Jetzt hat er was mit Lollprägel gehabt. Loll-
prägel ist ein strammer Kerl, und deshalb bereut
Lutzerling die Vorwitzigkeit seiner Nase. Be-
kümmert erzählt er Schellbach: „Was kann ich
bloß machen? Ich habe da neulich im Verein
etwas unvorsichtig über Lollprägels Ehegeschichte
mich geäußert, und das hat er — es fehlt ja
nie an Klatschmäulern! zu erfahren gekriegt. And
da hat er geschäumt vor Wut und hat gedroht:
Sowie er mich zu sehen bekommt, da wird er
mich an der Nase packen! And dann wird er
a» meiner Nase ziehen und ziehen, bis mir die
Luft vergeht, sie in seine Angelegenheiten zn
stecken. Das hat Lollprägel geschworen. Nun
sagen Sie mir, bester Lerr Schellbach: Was kan»
ich da machen?"
Nachdenklich schaut Schellbach auf die unge-
heure Gurke. „So, so-Ihre Nase will er
packen?"
„Aber ja doch!"
„Dann weiß ich Ihnen nur eins zu rate»,
damit er Ihre Nase nicht fassen kan»: Schmieren
Sie den Giebel mit Schmierseife ein I"
Wahres Geschichtchen
Ich habe ein Paket mit Seidenstoff verloren
und gehe auf das Fundbüro, den Verlust anzu-
melden.
„Also, was ham's verloren?" fragt der Beamte.
„Ein Paket mit rotem Seidenstoff drin, es
waren zwei Meter."
„Nähseide?"
„Nein," sage ich, „zwei Meter Seidenzeug, der Zettel der Firma
lag noch dabei, und mein Nanie stand darauf."
„So," sagt er, „wie breit war der Stoff?"
„95 cm," erwidere ich, „aber entschuldigen Sie, ich habe große
Eile, müssen Sie denn das so genau wissen?"
„Ja, natürlich," nickt er, „muß ich das genau wissen," und zündet
seine kurze Pfeife an, „das muß ich freilich wissen, also wie breit
war der Stoff?"
Ich — in höchster Angeduld: „Also, ich sagte Ihnen schon, es
waren zwei Meter roter Seidenstoff und 95 cm breit."
„Wissen's, Frau," erklärt er mir, „da muß ich nämlich jetzt erst
mal ausrechnen: Länge mal Breite."
Ich sehe auf die Ahr; es ist genau zwei, ich sollte auf meinem
Platz im Geschäft fein . . .
„Bitte," sage ich, „schauen Sie doch lieber endlich nach, ob ein
Paket abgegeben wurde."
Fischer: „Lallo, habt ihr 'neu steifen Grog? — Schade!
Entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie angehalten habe!"
Er erhebt sich, schließt den Schrank auf, blickt die Regale hinauf
und hinab: „Nein, Frau, tut mir leid, ein Paket is überhaupt gar
nicht abgegeben worden."
Tüchtige Leute
Gestern nachmittag hat Albert Leupold sein Aufgebot bestellt.
Leute früh um 7 Ahr klingelt es bei ihm: ein gewisser Strippke ist
da, stellt sich als Möbelhändler vor und empfiehlt sein ganz unge-
wöhnlich reiches Lager zur Anschaffung der Wohnungsein-
richtung.
„Geht mich nichts an!" sagt Albert Leupold. „Die Aussteuer
ist Sache meines Schwiegervaters."
„Na, Sie werden aber doch ein Wort mitzureden haben. Was
Ihre» Lerrn Schwiegervater betrifft — — zu dem ist schon mein
Sozius gegangen."
Auf hoher See
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Auf hoher See"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
M. Hauschild
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4694, S. 35
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg