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Friedhofsverwalter einen Schädel kriegen. Soll ich ihn
in mein Sprechzimmer stellen oder ins Wartezimmer?"

„Ansinn! Wegschließen mußt du ihn!" erklärte der
Onkel. „Sowas macht ein Arzt heutzutage nicht mehr.
Man muß auf die Gefühle der Patienten Rücksicht neh-
men; die Leute kriegen vor einem Schädel das Gruseln."

Aber Dr. Wurmküchler war eigensinnig. „Das
schadet nichts. Das wird ihnen eine Mahnung sein,
immer wieder mal zum Arzt zu gehn, damit sich kein
heimtückisches Aebel einniste. Ich werde den Schädel
sogar in mein Wartezimmer stellen. Gestern, als ich nur
auf zehn Minuten fort war, ist ein Patient gekommen
und hat fünf Minuten gewartet; dann war er unge-
duldig und ging wieder. Wenn der Mann im Warte-
zimmer einen mahnenden Schädel gesehen hätte — o,
da wäre ihm die Angeduld vergangen; da wäre er nicht
weggelaufen."

„Na schön! Meinetwegen stelle dir einen ganzen
Totentanz aus!" hat der Sanitätsrat Brummer gemeint.
Das war vor einer Woche.

Nun treffen Onkel und Neffe wieder zusammen.
„Na, steht der Schädel im Wartezimmer?"

Dr. Wurmküchler schüttelt verdrossen den Kopf.
„Nein, ich habe ihn doch weggeschlossen."

„Aha, du gibst mir also doch Recht."

„Keineswegs. Die Sache ist die: Dieser Mensch, der
Roggenbrot, hat auf dem Schädel ein silbernes Plätt-
chen mit einer Widmung anbringen laffen. Auf dem
Schädel steht: Von meinem ersten Patienten."

Etwas ganz anderes „Du mußt schon entschuldigen, Onkel,
daß Lottchen dir nicht die Land reichen will, sie ist nur so furcht-
bar schüchtern."

„Macht ja nichts, das wird sich schon verlieren."

„Freilich, freilich. Nachher, wenn du gehst, wird sie dir zum Ab-
schied schon gern die Land geben."

Äök Von Peter Robinson

Dr. Wurmküchler, der hoffnungsvolle junge Arzt, hatte vor einiger
Zeit seine Niederlassung angezeigt. Gleich hatte sich dann auch ein
Patient eingestellt, der ihm hochwillkommen sein mußte, wenn er
auch hoffte, daß zu diesem Manne seine späteren Patienten noch
lange nicht in Beziehung geraten würden. Dieser erste Patient war
nämlich der Friedhofsverwalter Roggenbrot.

Roggenbrot litt schon länger an einer Neigung zu unliebsamen
Furunkelbildungen, die ihm lästig waren und ihn sehr verdrossen
machten. Dr. Wurmküchler gab ihm ein ganz einfaches, aber vor-
treffliches Mittel, und Roggenbrot war bald kuriert. Das Mittel
kann hier aber nicht verraten werden, sonst würden es sich ja wo-
möglich andere Leute, die auch über Furunkulose zu klagen haben,
ganz einfach kaufen und gar nicht erst zum Arzt gehen. Das darf
nicht sein; da würden die Aerzte mit Recht böse werden.

Der Friedhofsverwalter Roggenbrot, den übrigens Dr. Wurm-
küchler ganz offen als seinen ersten Patienten begrüßt hatte, war
also kuriert und darüber sehr glücklich. Er war aber auck, was
kurierte Patienten nicht immer sind: er war dem Arzte dankbar.
„Ich werde Ihnen was bringen, Lerr Doktor," sagte er. „Etwas,
das Sie anscheinend, denn ich sehe es hier nicht, noch nicht haben,

das Sie aber haben müssen-nämlich einen Schädel. Ein Arzt

muß einen ordentlichen Schädel haben-das heißt, entschuldigen

Sie, Lerr Doktor: ich meine natürlich damit nicht den eigenen.
Einen Schädel, den er auf seinem Schreibtisch stehn hat oder sonstwo.
Ich werde Ihnen einen großartigen Schädel bringen, ein Muster-
exemplar, einen famosen Schädel!"

Dr. Wurmküchler war einverstanden. Er erzählte dann seinem
Onkel, dem alten Sanitätsrat Brummer: „Ich werde durch einen

Klarstellung „Donner, ist das Waffer heute dreckig!"

„Erlauben Sie mal, Lerr Bullack — das war schon so, als ich reinging."

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Ak. Bu
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Etwas ganz anderes" "Klarstellung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4695, S. 64
 
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