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Lange nicht so schlimm

Benno Stiebritz hat vor einem halben Jahre geheiratet.
Amor hat nichts damit zu tun gehabt; der Fall schlug mehr in
das Ressort seines olympischen Kollegen Merkur. Im „Zentral-
blatt sür den Posamentenhandel" hatte Benno Stiebritz eine
Anzeige gelesen: „Tüchtigem jüngeren Fachmanne von lauterem
Charakter bietet sich Gelegenheit zur Einheirat in gut gehendes
Posamentengeschäft in mitteldeutscher Großstadt." Benno Stieb-
ritz ist Fachmann und glaubt an seine Tüchtigkeit; über die Lauter-
keit seines Charakters hat er sich noch niemals quälenden Zweifeln

hingegeben-- also schrieb er, bekam Antwort, wurde zu einer

Zusammenkunft eingeladen, und kurz und gut: er zog in das
Posamentengeschäft ein als Gatte jener noch jüngere» Witwe,
deren erster Mann selbiges Geschäft begründet hatte.

Wie gesagt, das war vor einem halben Jahre. In einem
halben Jahre kann man unter Amständen viel erleben. Benno
Stiebritz glaubt, sogar zu viel erlebt zu haben. O, wie wohl ist
ihm, als er jetzt wegen einer kleinen Erbschaftsgeschichte eine
Reise in die Bezirke seiner Jugend machen kann!

Da ist auch der Onkel Nathanael, der ihm immer wohlge-
wollt hat. „Wie geht's denn, Benno?" erkundigt er sich.

Benno Stiebritz seufzt schwer. „Die Wahrheit zu sagen,
lieber Onkel: am liebsten möchte ich gar nicht mehr zurückfahren.
Mir graut davor, ich glaube, ich kann nicht mehr lange durchhalten."

Onkel Nathanael ist bestürzt. „Ist das Geschäft so mies?"

„Davon Hab' ich doch nichts gesagt.- Nee, das Geschäft ist
ganz gut. Aber mit der Frau ist es nicht zum Aushalten."

Da legt der Onkel Nathanael dem Neffen die Lände auf
die Schultern. „Aber Benno - sei doch vernünftig! Alles kann
der Mensch nicht haben. Amgekehrt wär's doch hundertmal
schlimmer!" —on.

Die Wortkargen

Der Luder von Gasteig und der Multerer von Irrgana
kommen mit wenig Worten aus. Als sie im vorigen Sommer
von ihrer gemeinsamen Bahnstation miteinander in die Stadt
fuhren, da sagte der Multerer, indem er auf die vorüberhuschenden
Weizenfelder wies: „Der Woazen steht aber Heuer scho sakrisch
guat!" Der Luder nickte nur zustimmend, und keiner sprach mehr.

Gegen den Abend zu fuhren sie wieder mit dem gleichen Bum-
melzug heim. Diesmal eröffnete der Luberbauer die Konversation,
indem er, auf die Laferfelder weisend, sagte: „And der Labern aa."
And diesmal nickte der Multerer, und auch diesmal gedieh die Anter-
haltung nicht weiter.

Beim Sammler „So, sind das alles Porträts von Ihnen?"

steckt sich eine Lavanna an. Dazu gießt er sich einen Likör ein.

„Emil!" jammert die Gattin, „du kannst bei all dem Elend
trinken und rauchen? Dir bricht nicht das Lerz? Wie kannst
du? Wie ist das möglich? Was für ein Scheusal habe ich
geheiratet!"

„Beruhige dich, Agathe," sagt Emil, „ich komme nämlich gerade
vom Arzt, und der hat mir strikt jede Aufregung verboten."

Knutter kommt nach Lause. Da geht es hoch her. Auf dem
Gang schon kommt ihm eine Krankenschwester entgegen. Im Schlaf-
zimmer stößt er auf einen Arzt, im Salon schreibt ein Sanitätsrat

Rezepte aus, im Badezimmer watet
ein Installateur bis zu den Knien im
Wasser, und am Christbaum sind zwei
Feuerwehrleute mit Löschen beschäftigt.
Agathe,seine Frau, ist einem Nerven-
/ zusammenbruch um Laaresbreite nahe.
7 Sie schwankt ihm entgegen, in der
einen Land Morphiumtropfen, in der
andern Brom.

„Emil," sinkt sie a» seine Brust, „das
halte ich nicht aus! Othmar hat einen
Stubenbrand entfacht, Lillichen hat sich
beim Weinen den Kiefer ausgerenkt/
im Bad läuft seit 10 Ahr das Wasser,
Paulchen hat die Masern, und ich falle
vor lauter Aufregung von einem Anfall
in den andern."

Emil schüttelt sein Weib sanft
ab, schreitet zum Lerrenzimmer und

Die strenge Gnädige

„Leute haben Sie zwei Stunden un-
unterbrochen gehustet, gnädige Frau!"
„Laben Sie wieder gehorcht?"

Naheliegend

„Ein verzehrendes Feuer brannte in
seinen Augen, als er die Karte überflog!"
„Das war wohl die Speisekarte?"

Technik

Zwei Arbeiter bemühen sich aus-
dauernd, aber erfolglos, einen schweren
Steinblock zu heben. Kommt ein Lerr
vorbei: „Na, ohne Flaschenzug geht
das wohl nicht!"

„Ja," sagt der eine Arbeiter, „das
wissen wir auch, aber die Pulle ist
schon leer!"

„Lerrlich muß es sein,
so ein Scheindasein führen
zu können!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Büstenhalter "Beim Sammler" "Scheindasein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Frank, Hugo
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4696, S. 67

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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