o
Die Geschichte mit Mauke V°» N°b.ns°n
Fliedermanns kommen von der Sommerreise zurück, spät abends.
Der Schofför hat das Gepäck vor die Laustür gesetzt, Lerr Flieder-
mann hat ihn bezahlt — da taucht der Lausmeister Krummholz auf.
Zuerst ruft er dem Schofför zu: „Wollen Se nich' 'n bißken warten?
Zck jloobe, Se kriejen hier noch 'ne
Fuhre." Dann wendet er sich an Flie-
dermanns: „Juten Abend, die Lerr-
schaftenl Jlicklich wieder zurick? Ick
hoffe, die Lerrschaften Ham sich jut
erholt."
„Danke, Lerr Krummholz, danke!
Wie geht's denn hier? Was Besonderes
vorgefallen?"
„Ach nee, det jrade nich'.-Lassen
Se man, Lerr Fliedermannl Mit die
Koffer — det findet sich schon; Se wer-
den sich doch nich' damit die Treppen
ruffschleppen wollen, Se sind doch miede
von der Reise. War's 'ne lange Fahrt?
Ick habe nämlich jar keene Ahnung, wo
die Lerrschaften woll jewesen sind."
„In Cranz, Lerr Krummholz."
„So, so — in Cranz! Schade, det
ick det nich' jewußt habe. Da hätte ick
Ihnen doch 'ne Karte jeschickt. Lätte
Sie doch ooch int'resstert — die Ieschtchte
mit Mauke."
Frau Fliedermann hat es eilig, in
ihre Wohnung zu kommen. Sie wollte
schon die Treppe hinauf, aber nun bleibt
sie stehen. „Eine Geschichte mit Maukes,
die unter uns wohnen?"
„Iawoll, gnäd'je Frau! Da hat's
nämlich wat jejeben. Wat die Frau
Mauke is, die is doch 'n bißken hitzig,
nich' wahr? And da Ham se Krach je-
habt, und da hat se ihre Siebensachen
jepackt und is wech — zu ihre Mutter,
jloobe ick. And da hat nu der Mann
janz alleen in de Wohnung jeseffen,
denn det Dienstmädchen hatte jrade
Arloob. Det Friehstick hat er sich selber
machen missen, und zu's Abendbrot
hat er sich ooch wat mitjebracht. Is
ja so'n häuslicher Mann, der Lerr
Mauke."
„O, der arme Mann!" sagt Frau
Fliedermann voll Mitgefühl. Aber dann
mit Interesse: „Wird es denn eine
Scheidung geben?"
162
„I wo — die Frau is dann ja wiederjekommen. Der hat det
ja mächtig leid jetan, wie der Mann denn ins Krankenhaus lag."
„Am Limmelswillen — hat er sich was angetan?"
„Nee, nee — so dragisch hat er det nich' jenommen. Bloß 'n
kleenes Malör hat er jehabt. Et jeht ihm aber schon janz jut. Er
hat sich ja woll jleich jedacht, det die Frau bald wieder jut sein
würde. Nee, draurich is er nich' jewesen.
Bloß 'n bißken zerstreit. And da is ihm
det eben passiert."
„Ja, was ist ihm passiert?"
„Ja, wie det so kommt von so'ne
verfluchte Zerstreutheit! Janz verjniejt
is er morjens wechjejangen. Et fiel mir
orntlich uff, wie er so forsch de Treppe
'runterkam — mit 'ner feinen Zijarre.
Er hatte sich woll 'n extra starken Kaffee
jemacht. Aff'n Iasherd — is ja so be-
quem for'n Mann. Na, und dagsieber
is er woll ooch janz fidel jewesen, und
da is er ausnahmsweise abends mal
in 'ne Kneipe jejangen. Erst um Ähre
elfe kam er zurick. Ick war jrade noch
uff. And zwee Minuten später war denn
det Malör da. Wenn ick bloß 'ne
Ahnung jehabt Hütte, da hätte ick ihn
doch jewarnt."
„Nanu, waren Einbrecher in seiner
Wohnung? Laben sie ihm was getan?"
fragt Lerr Fliedermann.
„Nee, keene Spur von Inbruch I Zck
meene bloß: ick konnte det doch nich'
ahnen, weil ick den janzen Dag nich'
'ruffjekommen war — in den dritten
Stock, wo Maukes wohnen. Da konnte
ick die Ieschichte doch nich' riechen.
Sonst hätte ick doch den Lerrn Mauke
jewarnt von wejen den Lichtschalter."
„Ah, er hat einen elektrischen Schlag
bekommen? — War der Schalter
kaputt?"
„Nee, der war janz in Ordnung.
Aber de Lerrschaften werden ja wissen:
wenn man anknippst, denn jibt det im-
mer 'n kleenen Funken in so'n Schalter.
And der is in so'n Fall verdammt je-
sährlich. Aber det hat der Lerr Mauke
nich' bedacht, und 'n bißken beduselt
war er woll ooch, weil er doch in de
Kneipe jehockt hatte, und da hat er et
eben nich' jerochen-■"
„Gerochen? Was denn?"
Unbedacht
„Mein Bild als Bräutigam. Wie kann man nur so dumm
ausschauen — und dabei ist es außerordentlich ähnlich l"
Die Geschichte mit Mauke V°» N°b.ns°n
Fliedermanns kommen von der Sommerreise zurück, spät abends.
Der Schofför hat das Gepäck vor die Laustür gesetzt, Lerr Flieder-
mann hat ihn bezahlt — da taucht der Lausmeister Krummholz auf.
Zuerst ruft er dem Schofför zu: „Wollen Se nich' 'n bißken warten?
Zck jloobe, Se kriejen hier noch 'ne
Fuhre." Dann wendet er sich an Flie-
dermanns: „Juten Abend, die Lerr-
schaftenl Jlicklich wieder zurick? Ick
hoffe, die Lerrschaften Ham sich jut
erholt."
„Danke, Lerr Krummholz, danke!
Wie geht's denn hier? Was Besonderes
vorgefallen?"
„Ach nee, det jrade nich'.-Lassen
Se man, Lerr Fliedermannl Mit die
Koffer — det findet sich schon; Se wer-
den sich doch nich' damit die Treppen
ruffschleppen wollen, Se sind doch miede
von der Reise. War's 'ne lange Fahrt?
Ick habe nämlich jar keene Ahnung, wo
die Lerrschaften woll jewesen sind."
„In Cranz, Lerr Krummholz."
„So, so — in Cranz! Schade, det
ick det nich' jewußt habe. Da hätte ick
Ihnen doch 'ne Karte jeschickt. Lätte
Sie doch ooch int'resstert — die Ieschtchte
mit Mauke."
Frau Fliedermann hat es eilig, in
ihre Wohnung zu kommen. Sie wollte
schon die Treppe hinauf, aber nun bleibt
sie stehen. „Eine Geschichte mit Maukes,
die unter uns wohnen?"
„Iawoll, gnäd'je Frau! Da hat's
nämlich wat jejeben. Wat die Frau
Mauke is, die is doch 'n bißken hitzig,
nich' wahr? And da Ham se Krach je-
habt, und da hat se ihre Siebensachen
jepackt und is wech — zu ihre Mutter,
jloobe ick. And da hat nu der Mann
janz alleen in de Wohnung jeseffen,
denn det Dienstmädchen hatte jrade
Arloob. Det Friehstick hat er sich selber
machen missen, und zu's Abendbrot
hat er sich ooch wat mitjebracht. Is
ja so'n häuslicher Mann, der Lerr
Mauke."
„O, der arme Mann!" sagt Frau
Fliedermann voll Mitgefühl. Aber dann
mit Interesse: „Wird es denn eine
Scheidung geben?"
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„I wo — die Frau is dann ja wiederjekommen. Der hat det
ja mächtig leid jetan, wie der Mann denn ins Krankenhaus lag."
„Am Limmelswillen — hat er sich was angetan?"
„Nee, nee — so dragisch hat er det nich' jenommen. Bloß 'n
kleenes Malör hat er jehabt. Et jeht ihm aber schon janz jut. Er
hat sich ja woll jleich jedacht, det die Frau bald wieder jut sein
würde. Nee, draurich is er nich' jewesen.
Bloß 'n bißken zerstreit. And da is ihm
det eben passiert."
„Ja, was ist ihm passiert?"
„Ja, wie det so kommt von so'ne
verfluchte Zerstreutheit! Janz verjniejt
is er morjens wechjejangen. Et fiel mir
orntlich uff, wie er so forsch de Treppe
'runterkam — mit 'ner feinen Zijarre.
Er hatte sich woll 'n extra starken Kaffee
jemacht. Aff'n Iasherd — is ja so be-
quem for'n Mann. Na, und dagsieber
is er woll ooch janz fidel jewesen, und
da is er ausnahmsweise abends mal
in 'ne Kneipe jejangen. Erst um Ähre
elfe kam er zurick. Ick war jrade noch
uff. And zwee Minuten später war denn
det Malör da. Wenn ick bloß 'ne
Ahnung jehabt Hütte, da hätte ick ihn
doch jewarnt."
„Nanu, waren Einbrecher in seiner
Wohnung? Laben sie ihm was getan?"
fragt Lerr Fliedermann.
„Nee, keene Spur von Inbruch I Zck
meene bloß: ick konnte det doch nich'
ahnen, weil ick den janzen Dag nich'
'ruffjekommen war — in den dritten
Stock, wo Maukes wohnen. Da konnte
ick die Ieschichte doch nich' riechen.
Sonst hätte ick doch den Lerrn Mauke
jewarnt von wejen den Lichtschalter."
„Ah, er hat einen elektrischen Schlag
bekommen? — War der Schalter
kaputt?"
„Nee, der war janz in Ordnung.
Aber de Lerrschaften werden ja wissen:
wenn man anknippst, denn jibt det im-
mer 'n kleenen Funken in so'n Schalter.
And der is in so'n Fall verdammt je-
sährlich. Aber det hat der Lerr Mauke
nich' bedacht, und 'n bißken beduselt
war er woll ooch, weil er doch in de
Kneipe jehockt hatte, und da hat er et
eben nich' jerochen-■"
„Gerochen? Was denn?"
Unbedacht
„Mein Bild als Bräutigam. Wie kann man nur so dumm
ausschauen — und dabei ist es außerordentlich ähnlich l"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Unbedacht"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4702, S. 162
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg