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Zeichnung von M. Claus

5

s-

PROFESSOR KNYLL UND DAS SPINNRAD

Der Physiker Professor Knyll
War eine Zierde der Gelehrten.

Sein Forschergeist stand niemals still,
Und unter jenen, die ihn ehrten,

War auch der Kurfürst Waldemar,

Der sehr die Wissenschaften schätzte
Und stets, wenn Knyll bei Hofe war,
Auf einen Ehrenplatz ihn setzte.

Zur Fülle stark war Knyll geneigt.

Viel auf dem Lande zu spazieren,
Fand deshalb er recht angezeigt.

Hier mußte er nun konstatieren,

Daß in den Stuben, wo man spann,

Die Räder manchmal stille standen,
Weil Frau‘n und Mädchen dann und wann
Auch Stoff für ihre Zungen fanden.

Professor Knyll hat dies empört.

„Daß Weiber sich in Tratsch versenken,
Ist etwas, das sich nicht gehört,

Weil sie dann nicht ans Spinnen denken.
Ob dies Mechanik hindern kann?
Sonst zwar der Theorie ergeben,
Wend‘ ich die Wissenschaft mal an
Audi praktisch fürs gemeine Leben."

So sprach er stolz und selbstbewußt.
Dann hat er sich zurückgezogen,

Weil er sehr lange grübeln mußt',

Bis endlich das, was er erwogen,

Ein Handwerksmann nach seinem Plan
Zu einem Apparate machte,

Den Knyll als treuer Untertan
Dem Landesherrn zur Ansicht brachte.

„Belieben Hoheit gnadenvoll
Dies kleine Werklein anzuschauen,

Das Fleiß beim Spinnen fördern soll
Im Dorf bei Mädchen sowie Frauen.
Ans Spinnrad kommt der Apparat;

Er wird dann jede Drehung zählen,
Notiert genau das Resultat — —
Wer faul war, kann das nicht verhehlen.”

„Ganz ausgezeichnet! Wunderbar!

O trefflichster der Professoren!"

Sprach huldvoll Kurfürst Waldemar.
„Dies geh' dem Lande nicht verloren!

An jedes Spinnrad kommt solch Ding,
Und jeder Dorfschulz kontrolliere,

Ob's Drehung auch genug empfing,
Damit der Spinnfleiß triumphiere!"

Beamte zogen bald danach
Von Dorf zu Dorf mit den Maschinchen,
Doch überall gab's großen Krach
Mit Lieschen, Gretchen, Aennchen, Trinchen,
Weil die Erfindung sie verdroß,

Und schließlich kam in wilden Wogen
Ein sehr empörter Weibertroß
Vors kurfürstliche Schloß gezogen.

Der Kurfürst trat auf den Balkon.

„Man lehnt mir ab die Apparate?

Das ist ja offne Rebellion!"

Doch eine kühne Jungfrau nahte:

„Die Dinger sind ja dummer Kram!

Herr Kurfürst, halten doch zu Gnaden:

Ob nicht der Fleiß am Spinnrad lahm — —
Das sieht man nachher doch am Faden!"

„Hm hm. So so. Nach Hause gehn!"
Der Kurfürst ließ nach Knyll dann schicken.
„Hat's gut gemeint, doch es bestehn
Bei Theorie und Praxis Lücken.

Bleib' er bei der Gelehrsamkeit!
Daneben möcht' ich ihm empfehlen,

Weil Weibsvolk praktisch ganz gescheit,
Sich zur Ergänzung zu vermählen.”

Professor Knyll, gehorsam gleich,

Hat sich ein schlichtes Weib genommen,
Was ihm, obwohl die Frau nicht weich,

Im allgemeinen gut bekommen.

Ja, wie es heißt, erfand er gar,

Damit sie seiner Gattin diene —

Noch nicht so recht vollkommen zwar —
Die allererste Wringmaschine.

Peter Robinson

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Professor Knyll und das Spinnrad"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4702, S. 176

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