Der Scheck
logen doch genau so viel wert sei, oder daß möglicherweise doch
Frau Lüsgen beim Versuch der Einlösung Unannehmlichkeiten er-
wachsen könnten, wurde als unerheblich verworfen. Als Konsul
Iöken bemerkte, der Doktor fürchte wohl, daß er um die abgehobene
Summe geschädigt werden könne, da zog dieser lächelnd ein Scheck-
buch aus der Tasche, das er Frau Lüsgen hinreichte.
Dieser Möglichkeit, sagte er sanft, könne man ja dadurch aus-
weichen, daß Direktor Lüsgen ihm einen Scheck in derselben Löhe
noch heute durch die Post zugehen laffe.
Dann entstand noch eine kleine Debatte über die Löhe der aus-
zufüllenden Summe. Dr. Mohr war für zehn Mark,
aber er wurde überstimmt, und zwar mit guten Gründen.
Ein Scheck für zehn Mark würde keinen Bankbeamten
interessieren, es müsse schon eine beträchtliche Summe
gewählt werden, bei der die prüfenden Beamten min-
destens nicht leichtfertig handeln würden, sondern unter
allen Umständen die Scheckunterschrift mit der bei der
Bank deponierten Unterschrift des Konteninhabers ein-
gehend vergleichen müßten. Konsul Iöken schlug 5000
Mark vor. Schließlich einigte man sich auf 2000.
Dr. Mohr bat nun, man möge Frau Lüsgen und
ihm auf zehn Minuten einen Raum anweisen, wo sie
allein sein könnten. Er wolle eine ganz kurze richtige
Lypnose anwenden. Er bat um Tinte und Feder statt
des Bleistiftes.
Als er mit Frau Lüsgen nach etwa einer Viertel-
stunde wieder zu den andern trat, war Frau Lüsgen
etwas blaß. Aber man achtete nicht darauf, man ver-
langte nach der Unterschrift, die, noch feucht, eine bis
in Kleinigkeiten genaue Kopie der echten zu sein
schien.
Dr. Mohr überreichte den Scheck Frau Lüsgen,
erinnerte sie lächelnd daran, daß die Absendung eines
ebenfalls auf 2000 Mark lautenden Schecks noch heute
abend nicht vergessen werden dürfe, und ver-
256
abredete mit ihr ein Zusammen-
treffen in der Darmstädter Bank
für den nächsten Mittag zwölf Ahr.
Lier hatte auch Direktor Lüsgen
sein Konto, und so war es einfach,
das Experiment vorzunehmen. Gleich-
zeitig schien bei der Anwesenheit des
Doktors jede Möglichkeit, daß Frau
Lüsgen Anstände haben könne, aus-
geschlossen. Noch zwei oder drei
Mitglieder der Gesellschaft sagten ihr
Erscheinen zu. Zur Kontrolle, wie
sie sagten, und — falls Zeugen
gebraucht werden sollten.
* *
♦
Es war schon fast ein Uhr, als
der Direktor zu den drei im Direk-
tionszimmer wartenden Menschen
trat. Der Scheck mit der Unterschrift
des Dr. Mohr war seiner Unter-
schrift wegen nicht beanstandet wor-
den. Aber man konnte ihn nicht
auszahlen, da das Konto des Lerrn
bereits seit zwei Jahren erloschen
war und sowieso nur 200 Mark be-
tragen hatte.
Dagegen war der von Direktor
Lüsgen unterzeichnet« Scheck am
Morgen gleich nach Eröffnung der
Bank vorgelegt und honoriert
worden.
Mehr hatte der Lerr nicht mitzuteilen.
Ein Anruf im Lotel ergab, daß man einem Dr. Mohr, der dort
gewohnt habe, gestern mittag unter Androhung des Zurückbehaltungs-
rechts der eingebrachten Sachen gekündigt habe, da die Lotelrech-
nung seit langem nicht beglichen worden war. Der Lerr hatte aber
heute früh um dreiviertel Zehn seine Rechnung erledigt und war
nach der Schweiz abgefahren.
Frau Lüsgen bekundete später bei der kommissarischen Vernehmung,
daß sie nicht angeben könne, ob sie tatsächlich selbst den Scheck ge-
schrieben habe, da sie sich eine Zeit lang — sie wisse nicht, wie lange
— in einem eigenartigen Lalbschlaf befunden habe.
V-fe
logen doch genau so viel wert sei, oder daß möglicherweise doch
Frau Lüsgen beim Versuch der Einlösung Unannehmlichkeiten er-
wachsen könnten, wurde als unerheblich verworfen. Als Konsul
Iöken bemerkte, der Doktor fürchte wohl, daß er um die abgehobene
Summe geschädigt werden könne, da zog dieser lächelnd ein Scheck-
buch aus der Tasche, das er Frau Lüsgen hinreichte.
Dieser Möglichkeit, sagte er sanft, könne man ja dadurch aus-
weichen, daß Direktor Lüsgen ihm einen Scheck in derselben Löhe
noch heute durch die Post zugehen laffe.
Dann entstand noch eine kleine Debatte über die Löhe der aus-
zufüllenden Summe. Dr. Mohr war für zehn Mark,
aber er wurde überstimmt, und zwar mit guten Gründen.
Ein Scheck für zehn Mark würde keinen Bankbeamten
interessieren, es müsse schon eine beträchtliche Summe
gewählt werden, bei der die prüfenden Beamten min-
destens nicht leichtfertig handeln würden, sondern unter
allen Umständen die Scheckunterschrift mit der bei der
Bank deponierten Unterschrift des Konteninhabers ein-
gehend vergleichen müßten. Konsul Iöken schlug 5000
Mark vor. Schließlich einigte man sich auf 2000.
Dr. Mohr bat nun, man möge Frau Lüsgen und
ihm auf zehn Minuten einen Raum anweisen, wo sie
allein sein könnten. Er wolle eine ganz kurze richtige
Lypnose anwenden. Er bat um Tinte und Feder statt
des Bleistiftes.
Als er mit Frau Lüsgen nach etwa einer Viertel-
stunde wieder zu den andern trat, war Frau Lüsgen
etwas blaß. Aber man achtete nicht darauf, man ver-
langte nach der Unterschrift, die, noch feucht, eine bis
in Kleinigkeiten genaue Kopie der echten zu sein
schien.
Dr. Mohr überreichte den Scheck Frau Lüsgen,
erinnerte sie lächelnd daran, daß die Absendung eines
ebenfalls auf 2000 Mark lautenden Schecks noch heute
abend nicht vergessen werden dürfe, und ver-
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abredete mit ihr ein Zusammen-
treffen in der Darmstädter Bank
für den nächsten Mittag zwölf Ahr.
Lier hatte auch Direktor Lüsgen
sein Konto, und so war es einfach,
das Experiment vorzunehmen. Gleich-
zeitig schien bei der Anwesenheit des
Doktors jede Möglichkeit, daß Frau
Lüsgen Anstände haben könne, aus-
geschlossen. Noch zwei oder drei
Mitglieder der Gesellschaft sagten ihr
Erscheinen zu. Zur Kontrolle, wie
sie sagten, und — falls Zeugen
gebraucht werden sollten.
* *
♦
Es war schon fast ein Uhr, als
der Direktor zu den drei im Direk-
tionszimmer wartenden Menschen
trat. Der Scheck mit der Unterschrift
des Dr. Mohr war seiner Unter-
schrift wegen nicht beanstandet wor-
den. Aber man konnte ihn nicht
auszahlen, da das Konto des Lerrn
bereits seit zwei Jahren erloschen
war und sowieso nur 200 Mark be-
tragen hatte.
Dagegen war der von Direktor
Lüsgen unterzeichnet« Scheck am
Morgen gleich nach Eröffnung der
Bank vorgelegt und honoriert
worden.
Mehr hatte der Lerr nicht mitzuteilen.
Ein Anruf im Lotel ergab, daß man einem Dr. Mohr, der dort
gewohnt habe, gestern mittag unter Androhung des Zurückbehaltungs-
rechts der eingebrachten Sachen gekündigt habe, da die Lotelrech-
nung seit langem nicht beglichen worden war. Der Lerr hatte aber
heute früh um dreiviertel Zehn seine Rechnung erledigt und war
nach der Schweiz abgefahren.
Frau Lüsgen bekundete später bei der kommissarischen Vernehmung,
daß sie nicht angeben könne, ob sie tatsächlich selbst den Scheck ge-
schrieben habe, da sie sich eine Zeit lang — sie wisse nicht, wie lange
— in einem eigenartigen Lalbschlaf befunden habe.
V-fe
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Meerweib" "Die Frau des Karikaturisten hat ein neues Kleid"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4707, S. 256
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg